Offener Brief von Elmar Fuchs: „Angriff auf die Schulfreiheit und die Zukunft unserer Kinder“
Von Elmar Fuchs [18.02.2013, 20.12 Uhr]
In einem offenen Brief nimmt der Jülicher CDU-Stadtverbandsvorsitzende Elmar Fuchs Stellung zur Gesamtschule und zu den Vorwürfen, die der Linnicher Bürgermeister Wolfgang Witkopp erhoben hat. Witkopp hatte in einem Pressegespräch die Jülicher CDU für „unwählbar“ erklärt. Mi, 6. Feb. 2013 Jülicher Zeitung / Lokales / Seite 15 Fuchs schreibt an Witkopp und dessen Aldenhovener Amtskollegen Lothar Tertel unter anderem:
Schulpolitik ist ein wichtiges, ein zukunftsträchtiges Thema, und natürlich können in der Politik auch unterschiedliche Auffassungen auch sehr kontrovers diskutiert werden. Wenn allerdings die Schulpolitik für eine genauso kurzsichtige wie kurzfristige Profilierung missbraucht wird, wird den Kindern, für die Schulpolitik eigentlich gemacht werden soll, ein nicht wieder gutzumachender Schaden zugefügt.
Schulpolitik dient nicht dem Wohlergehen einer einzelnen Kommune, sondern Schulpolitik hat die Zukunft der Kinder in einer Region zu gestalten. Unsere Aufgabe muss es sein, dafür Sorge zu tragen, dass das leistungsfähigste Schulangebot für unsere Kinder nutzbar ist. Hierzu zählt ein breites Kursangebot, hierzu zählen unterschiedliche Schulformen. Jedem muss klar sein, dass die Zeit der Zwergschulen endgültig vorbei ist. Man mag dies bedauern, aber: 1. Die Zahl der Geburten ist seit Jahrzehnten rückläufig, das heißt die Zahl der Schüler liegt bei vielleicht noch 50 Prozent der Schülerzahl vor 30 Jahren. 2. Die Anforderungen, die Schüler und Eltern heute an eine Schule stellen, sind vielfältiger und anspruchsvoller geworden. Die Schule legt den Grundstein für die berufliche Wettbewerbsfähigkeit. Dies bedeutet, dass in den Schulen bereits unterschiedlichste Angebote vorhanden sein müssen, und dies bedeutet auch, dass eine Vielzahl von Lehrern mit unterschiedlicher Ausbildung benötigt wird.
Dies kann auf Dauer nur gesichert werden, wenn die Schuleinheiten eine bestimmte Größe haben und mit den wirtschaftlichen Mitteln ausgestattet sind, um das Angebot aufrechterhalten zu können. An dieser Stelle wird häufig der Elternwille zitiert, der den Wunsch nach einer Gesamtschule in Linnich und Aldenhoven klar manifestiert hätte.
Dies mag durchaus sein, doch ist es Aufgabe der Politik, den Elternwillen auf die Abfrage eines Jahres zu verkürzen, oder muss der Elternwille nicht für einen Zeitraum von 20 Jahren oder mehr berücksichtigt werden?
Man muss sich die Frage stellen, warum nicht viel mehr Engagement bei der Frage gezeigt wurde, wie die Schüler des Nordkreises den bereits vorhandenen und traditionell starken Schulstandort Jülich besser erreichen können, statt auf Lösungen zu bauen, die sehr den Anschein von Kirchturmspolitik tragen. Dabei dürfte sicher sein: Die Attraktivität des Standortes Linnich und die Attraktivität des Standortes Aldenhoven wird nicht davon abhängen, ob es dort eine Gesamtschule gibt, gegen die der heutige Bürgermeister Witkopp massiv gekämpft hat. Im übrigen gemeinsam mit der CDU, die er heute für nicht mehr wählbar hält. Die CDU hat sich in einem schwierigen Prozess gerade auch unter Berücksichtigung des Elternwillens von der kategorischen Ablehnung der Gesamtschule befreit. Insoweit ist die Aussage auch falsch, dass hier ideologisch gegen die eine oder andere Schulform gekämpft wird.
Vielleicht führt der eine oder andere noch einen ideologischen Kampf in dem Glauben, die Gesamtschule sei die bessere Schulform; tatsächlich sollte der Kampf aber geführt werden, um ein vielfältiges Schulangebot im Nordkreis vorhalten zu können.
Der Nordkreis kann sich glücklich schätzen, bis heute leistungsfähige Schulstandorte zu betreiben, im Übrigen mit einer Gesamtschule in Niederzier und Merzenich, die schon von Kindern aus dem gesamten Nordkreis besucht wird, mit drei Gymnasien in Jülich, einer Sekundarschule, berufsbildenden Schulen. Das, was jetzt passiert, und dies bedauerlicherweise in zum Teil sehr polemischer Weise, ist der Angriff auf die Schulvielfalt in unserer Region und leider auch ein Angriff auf die Zukunft unserer Kinder.
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