Erhellender Englisch-Infoabend der Stadtelternschaft Jülich

Was „fish“ und „ghoti“ verbindet
Von te [13.05.2009, 23.44 Uhr]

90 Prozent ist eine gute Quote. So hoch liegt nach einer Befragung von 2500 Schülern die Motivation und Beteiligung am Unterricht und laut der Evening-Studie das Hörverständnis. Das Fach: Englisch – in der Grundschule. Die Stadtelternschaft Jülich hatte zu einem Informationsabend eingeladen, der sich mit der ersten Fremdsprache am Scheideweg zur weiterführenden Schule beschäftigte. Nach einem einführenden Referat durch Monika Saal, Moderatorin im Kompetenzteam für das Fach Englisch im Kreis Düren, wurde in der Diskussion schnell klar, wo Eltern Probleme sehen.

Zwar gibt es einen verbindlichen Lehrplan für das Fach Englisch in der Grundschule, aber natürlich – „wie in Deutsch und Mathe auch“ – entscheidet jede Schule über die Unterrichtsmittel selbst. Dadurch ergeben sich zwangsläufig Unterschiede im Lernen und die Eltern nehmen für ihre Kinder die ungleiche Vorbereitung auf den Englisch-Unterricht in Klasse 5 wahr.

Die Unsicherheiten oder besser den Leistungsdruck konnte Monika Saal den Eltern schnell nehmen. Sprachliche Mittel sollen in der Grundschule erworben werden aber keine Vokabeln gepaukt. „Vokabeltests sind verboten“, stellt die Fachfrau klar. Über stetiges Wiederholen sollen sich Sprachformeln als Wortschatz verfestigen und Aussprache geübt werden. „Schrift hat grundsätzlich unterstützende Funktion. Schriftsprache ist das Thema der weiterführenden Schule“. Ein einleuchtendes Beispiel liefert die Englisch-Lehrerin: Geht man von der Lautschrift aus lässt sich das englische Wort „fish“ auch „ghoti“ schreiben. In „laugh“ wird das „gh“ als „f“ gesprochen; in „women“ das „o“ als „i“ und in „nation“ wächst lautsprachlich das „ti“ zu „sh“.

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Probleme entstehen vor allem für die Lehrer, denn sie haben „eine Schere im Kopf“. Die Ursache: Ein Fach, zwei Lehrpläne. Gültig mit Beginn des zweiten Halbjahres, als die Erstklässler parallel zu den Drittklässlern mit Englisch starteten. Während im alten Lehrplan vor allem das Hörverstehen im Vordergrund steht, ist es im neuen Plan die Sprachmittlung. Während die Grundschullehrer aber Fortbildungen nutzen konnten, werden die Lehrer der weiterführenden Schulen mit den entstehenden Problemen alleine gelassen. Schließlich sind sie mit Nachwuchs konfrontiert, denen die erste Fremdsprache zumindest grundsätzlich bekannt ist.

„Das ist vergleichbar mit der Situation bei den Erstklässlern“, verdeutlicht Referentin Saal, „wir haben Kinder, die ab dem 1. Schultag schon schreiben und rechnen können und solche, die keine Vorkenntnisse haben.“ Gerade das kann auch eine Bereicherung sein, wie Karin Freiburg, stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Merzenich, in einer Wortmeldung erläuterte: Die Kinder lernen voneinander und bereichern durch die unterschiedlichen Kenntnissen den Unterricht. Innerhalb eines halben Jahres, so die Erfahrung, sind die Schüler einer Klasse auf einem Stand.

Elmar Bickar, Schulpflegschaftsvorsitzender der Nordschule, appellierte aber dennoch an die Pädagogen, den Staffelstab zwischen Grundschule und weiterführernder Schule im Englischen Hand in Hand zu geben, und ihn sich „nicht über 20 Meter Distanz zuzuwerfen“.

Fazit des Informationsabends: Die Eltern sollten bei allen Erwartungen geduldiger werden, in die Fähigkeiten ihrer Kinder und der Lehrer Vertrauen haben und sich wie Monika Saal es formulierte vor Augen halten: „Im Tun ist das Fortkommen, nicht im Pauken.“


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