Jülicher Geschichtsverein auf Tour

Geschichtsverein stieg in Luxemburgs Vergangheit hinab
Von Eberhard Graffmann [08.11.2008, 05.14 Uhr]

Die letzte Fahrt des Jülicher Geschichtsvereins in diesem Jahr ging nach Luxemburg und Vianden. Unter der Leitung von Dr. Wolfgang Peter begann bei strahlendem Herbstwetter der Besuch der Luxemburger Festungsanlagen mit einer speziellen Führung und einem unerwarteten Einstieg. In einem kleinen Park öffnete Robert Wagner, Vorsitzender des Vereins der Festungsfreunde Luxemburgs, zwei auf dem Boden liegende Blechplatten und hinunter ging es auf dunkler Treppe in das Fort Lambert und in die Luxemburger Geschichte.

Das kleine Land hat viele Besetzer erlebt, Burgunder, Habsburger unter Karl V., Spanier, Franzosen, Habsburger unter Maria Theresia und schließlich Napoleon. Nach 1815 war Luxemburg Festung des Deutschen Bundes unter preußischer Regie, während der holländische König der Landesherr war, der anschließend vom Grafen von Nassau Weilburg abgelöst wurde. Jeder hat in der riesigen Festung seine Spuren hinterlassen, besonders der französische Festungsbaumeister Vauban, der nach einer halbjährigen Belagerung die Festung eingenommen hatte. Er kannte die Schwachstellen und hat versucht, sie zu beseitigen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde Luxemburg trotz offizieller Neutralität von den Deutschen besetzt.

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Die Stadtführerin hatte diese Zeit als 14-jährige miterlebt und später ein Buch darüber geschrieben. Sie war noch ganz erfüllt von der Zeit, besonders von der Wiederherstellung der „goldenen Frau“, einem Denkmal für gefallene Luxemburger, die im Ersten Weltkrieg auf französischer Seite gekämpft hatten. Die von den Deutschen zerstörte Säule wurde 1958 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wieder aufgerichtet.

Am nächsten Morgen ging es in den modernen Teil der Europastadt auf dem Kirchberg mit den Niederlassungen von 150 Banken, mit der großen Philharmonie und einem Museum für moderne Kunst. Die Luxemburger Bevölkerung hatte darauf bestanden, dass dabei die preußischen Befestigungsanlagen erhalten blieben und das Museum darum herumgebaut wurde.

Auf der Rückfahrt gab es einen längeren Aufenthalt in Vianden, verbunden mit einem Besuch der eindrucksvoll wiederhergestellten Burg von Vianden. Sie hatte mal ein „Jülicher Haus“ besessen, das der Jülicher Graf Gerhard ab 1316 für eine größere verwaiste Kinderschar hatte bauen lassen, deren Vormund er war. Der Viandener Graf hatte dem Trinitarierorden die Stadtkirche überlassen als Dank dafür, dass er von diesem Orden aus der Gefangenschaft während eines Kreuzzuges freigekauft worden war.

Die Fahrt brachte also sehr unterschiedliche Eindrücke, wobei auch die modernen Probleme Luxemburgs zur Sprache kamen. Bei der Heimfahrt durch die Ardennen demonstrierte der Himmel noch, woher Inde und Rur ihr Wasser bekommen.


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