Christoph Müller berichtet Solar Global von seiner Arbeit in Argentinien

Damit guten Lebensbedingungen die Sonne scheint
Von Redaktion [02.07.2008, 12.32 Uhr]

„So eine Sonneneinstrahlung muss man nutzen – wir entwickeln für Euch Solarheizungen und Solarkocher“, schlug der Verein „Solar Global“ vor Jahren im argentinischen Altiplano, einem 3500 Meter hoch gelegenen Plateau im Bergland der Anden vor. Kinder mit triefenden Nasen sind im „argentinischen Winter“, im Juli und August bei Temperaturen von 20 Grad tagsüber und –15 Grad nachts an der Tagesordnung.

So herrscht in den Schulräumen eine Durchschnittstemperatur von nur 5 Grad. Kaum ein Wunder, dass auf dem Altiplano jährlich 11 000 Kinder an den Folgen von Atemwegserkrankungen sterben. Seit neun Jahren setzt der aus dem Jülicher Solar-Institut hervorgegangene Verein alles daran, gemeinsam mit der argentinischen Organisation Ecoandina und der Indio-Kooperative Pirca die Lebensbedingungen der Einheimischen mittels Sonnenkraft betriebener Anlagen zu verbessern.

Von Anfang an dabei ist Diplom-Ingenieur Christoph Müller, der zunächst als Student die Solarheizung in seiner Diplomarbeit entwickelte und inzwischen als Solarexperte bei EcoAndina in Argentinien fest angestellt ist. Über seine Arbeit berichtete er jüngst auf der Mitgliederversammlung von Solar Global am Campus Jülich.??

Neun Kindergärten und Schulen sind bereits mit einer solaren Gebäudeheizung versehen worden. In einem geschlossenen System wird Luft mittels solarem Lufterwärmer auf dem Dach auf 60°C erwärmt und in den Fußboden geleitet, wo die Wärme in einem Kiesbett gespeichert und dosiert an den Raum abgegeben wird.

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So wird die Temperatur im Jahresmittel mit relativ geringem Aufwand um 12°C angehoben. Ermöglicht wird dies durch eine außerordentlich günstige Sonneneinstrahlung von etwa 2 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, ungefähr der zweieinhalbfache Wert Deutschlands. Das entspricht dem Energiegehalt eines Ölfasses mit 190 Litern.??

Grund genug, dort auch andere solar betriebene Projekte anzupacken. So sorgen öffentliche Badehäuser mit Duschkabinen für bessere hygienische Bedingungen. Darüber hinaus helfen solare Familien- und Großkocher sowie Backöfen im Kampf gegen die zunehmende Versteppung der Landschaft. Denn die kargen Tola-Sträucher, einzige Energiequelle und gleichzeitig Nahrungsmittel für die ansässigen Lamas, besitzen nur einen geringen Brennwert. Da sie nur sehr langsam wachsen und zumeist samt Wurzel herausgerissen werden, schreitet die Bodenerosion immer weiter voran.

Christoph Müller transportiert die Einzelteile zuweilen sechs bis sieben Stunden lang über Hunderte von Kilometern über Pisten bis zum Bestimmungsort. Als Straßen dienen oft ausgetrocknete Flussbetten. Sobald aber Regen einsetzt, verwandeln sie sich wieder in ihre reißende Ursprungsform.??Ansonsten vermittelt der Diplomingenieur sein profundes Wissen mit dem Ziel, die solaren Objekte vor Ort herzustellen. Um die Qualität zu sichern, baut er für die Einheimischen Schweißschablonen, in denen die Materialien passgenau verarbeitet werden. Bei Abweichungen von der Idealform würde die nutzbare Energie geschmälert.

Eine der neuesten Entwicklungen des Technikers ist ein Energiezähler. Dieser wird an den Kochern angebracht und misst, wie viel Kohlendioxyd jedes Gerät einspart. Mit diesen Messwerten treten die Forscher nun an CO 2-Erzeuger heran, die den Indios benötigte CO 2-Zertifikate abkaufen. Das sind zwei Tonnen pro Kocher und Jahr. „So könnten sich auch Menschen Solarkocher leisten, die kein festes Gehalt haben.“


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