Studienfahrt

Geschichtler auf den Spuren der Weserrenaissance
Von Eberhard Graffmann [14.06.2008, 08.15 Uhr]

Ab nach Kassel ging es zu einer gemeinsamen Studienfahrt für Geschichtsinteressierte Jülicher und Linnicher. Erstes Ziel war die Ausstellung über Jérôme, jüngster Bruder Napoleons, der von 1806 bis 1813 König von Westphalen. Sein Königreich, ein Satellitenstaat von Napoleons Gnaden, reichte fast bis nach Leipzig mit Kassel als Hauptstadt. Organisiert hatten das Angebot Jülicher Geschichtsverein, Förderverein Deutsches Glasmalereimuseum Linnich und den Förderverein Festung Zitadelle Jülich Guido von Büren, Helga Schieffer und Brigitte Sturm.

Das zweite Thema der Fahrt betraf die Weserrenaissance. Im 16. Jahrhundert war die Weserregion reich geworden durch Getreideexporte und durch das Ausheben von Söldnertruppen, die im 80jährigen Krieg dem meistbietenden Kriegsherren zur Verfügung gestellt wurden. Der Adel errichtete mit dem Geld prächtige Schlösser im damals üblichen Renaissancestil. Die Städter bauten schöne Fachwerkhäuser. Vieles blieb erhalten, weil nach dem 30jährigen Krieg kein Geld für Renovierung und Umbau vorhanden war. Eines gutes Beispiel für den Schlossbau ist die Hämelschenburg, die sich in 12. Generation in Familienbesitz befindet.

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Schloss Brake bei Lemgo ist heute Sitz des Weserrenaissance-Museums. Sein Erbauer, Graf Simon VI. zur Lippe, war eine schillernde Persönlichkeit. Als Calvinist war er für den Habsburger Kaiser Rudolf II. der Verbindungsmann zu den niederländischen Generalstaaten und besorgte ihm zahlreiche Kunstwerke.

Dank der guter Beziehungen Guido von Bürens konnte ein Rundgang durch Schloss Stadthagen gemacht werden, das als Finanzamt genutzt wird. Die dortige Martinikirche enthält ein ungewöhnlich monumentales Mausoleum für den Fürsten Ernst von Schaumburg. In diesem befindet sich eine bronzene Himmelfahrt Christi des berühmten Bildhauers Adriaen de Vries.

Die Städte an der Weser zeichnen sich durch besonders schöne Fachwerkbauten aus. Der Führer in Rinteln, gleichzeitig Türmer der Stadt, brachte die schon etwas ermüdeten Gäste auf seinen Kirchturm hinauf, indem er versprach, auf jedem Stockwerk eine Pause einzulegen und etwas zur Stadt zu erzählen. So konnte man mühelos den schönen Ausblick auf die Stadt von oben genießen.

Stationiert war die Gruppe in Bad Pyrmont mit seinen neunzehn Heilquellen. Eine davon konnte man aus der normalen Wasserleitung direkt probieren. Überraschend war die dortige Zitadelle, die zwar wesentlich kleiner als die Jülicher Zitadelle ist, aber etwas älter und ohne Kriegsschäden. Die Bemerkung, dass es nur noch in Spandau eine solche Zitadelle gibt, konnten die Jülicher natürlich nicht auf sich sitzen lassen.


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