Wachablösung in der Jülicher Stadtbücherei
Die zeichensetzende Kämpferin und ihr visionäre Wunschkandidat
Von tee [16.02.2008, 21.35 Uhr]
![]() Abschied und Empfang: Elisabeth Vietzke, Vorsitzende des Fördervereins Stadtbücherei mit der frischgebackenen Pensionärin Christa Bartel und dem Nachfolger im Leiteramt, Werner Wieczorek. |
Mit einem fröhlichen Überaschungs-Abschied feierte der Förderverein Stadtbücherei „seine“ Leiterin Christa Bartels, die eigentlich nur zu einer Mitgliederversammlung ins Kulturhaus gekommen war. Ihren letzten Arbeitstag hatte die Stetternicherin bereits Ende November absolvierte und so gestand sie: „Ich war eigentlich schon ganz weit weg, aber als ich hier hereinkam, war ich schnell wieder zu Hause.“ Ein Grund dafür war sicher die privat-persönliche Atmosphäre, die der Vorstand des Fördervereins um Elisabeth Vietzke an der alten Wirkungsstätte geschaffen hat: Das Ensemble „il flauto dolce“ – fast alles Mitglieder, wie Vietzke schmunzlend erklärte – brachte flotte Flötentöne zu Gehör und natürlich wurde so mancher literarisch-bedeutsame Leckerbissen gereicht.
E. Koch trug eine „Afrikanische Geschichte“ vor, in der es um Zeichen geht, die Menschen auf ihrem Weg hinterlassen. Vor allem die Begegnungen und Gespräche der Menschen miteinander würden wirksame Zeichen setzen, die im Gedächnis und im Herzen blieben.
Beschwingt kam Margret Hanuschkin daher, gern gesehene Rezitatorin im Jülicher Kulturhaus, die Christa Bartel und der Zuhörerschaft mit einem augenzwinkernden Blick auf Leben und Werke von Wilhelm Busch schenkte – als Powerpoint-Präsentation ohne Computer: Eben mit „Power“ und „Pointen“. Sie führte mit dem „Musensohn in die Poetendimension“, in die schließlich alle Gäste folgten, und sich im Chor Busch-rezitierend der Vortragenden anschlossen. Seinen Höhepunkt fand die PP-Präsentation in der szenischen Darstellung vom Max-und-Moritz-Bubenstreich an Onkel Fritz, den herrlich komisch Werner Wieczorek gab – der „Neue“, der Bartel-Nachfolger.
![]() Eine fröhliche Überraschungsparty gab der Förderverein für die ausgeschiedenen Stadtbücherei-Leiterin Christa Bartel. |
(Mehr zu…) Werner Wieczorek ist Christa Bartels Wunschkandidat gewesen und so freuten sich beide an diesem Festabend über die gelungene „Wachablösung“. Mit Wieczorek kommt nicht nur ein im Bibliothekswesen erfahrener Mann nach Jülich, der jungenhafte Wissenschaftler aus dem Jahrgang `71 hat auch Visionen. Einerseits wird die Förderung der Mini-Leser - von 1 bis 6 – von Seiten der Verwaltung gefordert, andererseits ist ihm die Einbindung der „13+“ wichtig. In diesem Alter verlieren nach der Erfahrung von Wieczorek die Jugendlichen die Verbindung zum Buch. Über Online-Portale und eigenen „School-Corner“ soll hier der Brückenschlag erfolgen. Sein Ziel „Jülich liest“. Und natürlich will er „die Arbeit von Frau Bartel fortführen und ausbauen“. Charmant lächelnd verplichtete er sich seine Vorgängerin zu „Tipps, die ich mir sicher bei Ihnen abholen darf.“
Selbstverständlich fehlte auch der Rückblick auf die über ein viertel Jahrhundert lange gelungene Arbeit des Ehrengastes nicht. In Erinnerung rief Elisabeth Vietzke die spektakuläre Gründungsversammlung des Fördervereins vor 25 Jahren auf Initiative von Christa Bartel, die quasi aus dem Dunkel geboren wurde. Stets sei sie eine Kämpferin gewesen: Für den Umzug aus der Kapuzinerstraße – damals noch im Keller – ins Kulturhaus, der 1992 gelang, gegen Mediengebühren, die zumindest für Kinder geblieben ist, für höhere Zuschüsse, gegen Personalabbau schließlich für den Erhalt der Leiterposition in der Stadtbücherei Jülich. Natürlich habe es auch viel Schönes und Angenehmes gegeben, wie sich allein in der beeindruckend wachsenden Zahl von Veranstaltungen dokumentiert. Waren es 1990 „nur“ 23 Veranstaltungen im Jahr, verzeichnete der Jahresrückblick 2006 stolze 96 Veranstaltungen und Führungen.
Mit viel Schwung war es auch ein musikalischer Vortrag, bei dem aufs Stichwort „Nordlicht“, das Christa Bartel genbedingt ist „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen“ vom „il flauto dolce“ eingespielt wurde, dann zum „Tea for Two“ einlud und „ein Freund, ein guter Freund“, etwas sentimental zum Schluss den Abschied würzte. Dennoch geht Christa Bartel ohne Wehmut, da sie „ihr Haus“ bestens bestellt und in guten Händen weiß: „Ich gehe frohen Herzens.“
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