Sensation in der Hand gehalten
TC indeland Jülich unterliegt denkbar knapp
Von Thomas Mauer [14.11.2007, 19.53 Uhr]
Der Star vom vergangenen Wochenende war nicht mit angereist. In der Bundesliga-Begegnung zwischen dem TTC indeland Jülich und Borussia Düsseldorf verzichteten die Gäste auf Timo Boll. Der hatte gerade eine überzeugende Vorstellung bei den German Open in Bremen geliefert und sich erst im Halbfinale verabschieden müssen. Vielleicht wähnten sich die erfolgsverwöhnten Düsseldorfer in Sicherheit. Am Ende konnten sie sich über den Sieg freuen, die Sensation lag aber in der Luft.
Mit 1:0 startete der TTC indeland Jülich gegen den haushohen Favoriten aus Düsseldorf. Am Ende des ersten Satzes hatten Jörg Roßkopf und Taku Takakiwa zwei Satzbälle gegen Petr Korbel/Dimitrij Ovtcharov. Beide konnten die Jülicher nicht verwerten und verloren 10:12.
Mitte des zweiten Durchgangs entschied das Düsseldorfer Duo einen langen Ballwechsel für sich. Aber die Jülicher gaben nicht auf und erarbeiteten sich drei Satzbälle, von denen der erste bereits den Gewinn brachte. Im dritten Satz lagen unsere Spieler deutlich zurück, erspielten sich aber ein 9:9. Mit Nervenstärke gelang der Satzgewinn zum 11:9.
Im vierten Satz riskierten die beiden Jülicher hin und wieder viel und lagen zurück. Am Ende hieß es 10:5 für die Gäste.
Der Mut zum Angriff führte zu grandiosen Ballwechseln im fünften Satz. Konsequent und sehr harmonisch spielte das Düsseldorfer Doppel bis zum 7:2. Aber Roßkopf/Takakiwa gaben nicht auf. Mit der Unterstützung des Publikums kämpften die beiden sich zum 6:8 heran. Dennoch hatten die Jülicher drei Matchbälle gegen sich, von denen der erste bereits das Aus bedeutete.
Marcos Freitas und Tiago Apolonia mussten sich gegen Christian Süß/Jun Mizutani im ersten Satz mit 8:11 beugen. Auch am Ende des zweiten Satzes hieß es 6:11. Nicht viel besser erging es unserem portugisischem Doppel im dritten Satz, der mit 11:9 an die Düsseldorfer ging.
Taku Takakiwa gab seinen ersten Satz mit 8:11 gegen Christian Süß
ab, obwohl er 5:2 und 7:5 geführt hatte. Im zweiten Durchgang wechselte die Führung immer wieder, der Japaner gab nie auf. Mit dem Herz eines Löwen bot er seinem Gegner die spielerische Stirn. Vier Satzbälle waren der Verdienst, der erste reichte zum 11:6.
6:1 lag Christian Süß im dritten Satz vorne, Taku wirkte zeitweise nicht voll konzentriert. Dennoch blitzte immer wieder sein Angriffswillen auf und wurde mit Punkten belohnt. Am Ende hieß es dennoch 11:4 für den Düsseldorfer.
Im vierten Durchgang drehte der wendige Asiate den Spieß um und führte mit 5:0, bevor Süß seinen ersten Punkt machte. Der Gast kam immer näher und glich zum 8:8 aus. Matchball für Düsseldorf hieß es nach hartem Kampf. Taku glich aus und sicherte sich seinerseits den Satzball, den er – sehr zum Ärger von Süß – verwandelte.
Einen gnadenloser Fight boten beide Spieler im entscheidenden fünften Satz. Beim Stand von 4:5 gegen Taku wurden die Seiten gewechselt. 8:5 ging Süß in Führung. Fünf Matchbälle hatte der Düsseldorfer. Den ersten wehrte Takakiwa ab, den zweiten vergab er. Düsseldorf führte mit 3:0.
8:2 lag Dimitrij Ovtcharov zu Beginn in Führung, bevor Jörg Roßkopf aufholte. Allein es reichte nicht, der Satz ging mit 11:4 glatt verloren. Im zweiten Satz spielten beide ausgeglichener. Roßkopf riskierte einige Schläge, sein Mut wurde nicht belohnt. Der Satz ging wieder mit 4:11 verloren.
Über ein 9:9 gelang dem erfahrenen Spieler im dritten Satz endlich ein 11:9.
Im vierten Satz spielte „Mister Tischtennis“ seine ganze Erfahrung aus und führte 9:5. Satzball, Roßkopf verwandelte zum 11:5.
Über die volle Distanz mit vollem Einsatz mussten beide Spieler gehen, das Match gewann immer mehr an Dramatik, sehr zur Freude der etwa 800 Zuschauer.
Rosskopf machte vier Punkte in Folge, dann brachte ein „Kullerball“ ihn kurz aus dem Konzept. Zwei Matchbälle hatte er gegen sich, beide konnte er mit Nervenstärke ausgleichen. Dann ein eigener Matchball, den er sicher verwandelte. Die Halle tobte.
Sehr konzentriert ging Tiago Apolonia gegen Jun Mizutani zu Werke. Der Japaner fand seinen Rhythmus nicht und verlor folgerichtig 5:11. Wiederholt ratlos blickte Mizutani auch im zweiten Durchgang, Apolonia wusste ein ums andere Mal die bessere Antwort. Die lange Rückhand brachte dem Asiaten einige Punktgewinne, und bei langen Ballwechseln hatte der Gast die Nase vorn. Zweimal schickte Tiago seinen Kontrahenten mit langen Schmetterbällen bis in die Spielfeldumrandung. Ein Netzroller entschied letztlich den Satz zugunsten von Mizutani mit 12:10.
Streckenweise Spitzenklasse demonstrierten beide Spieler im dritten Satz. Diesmal entschied Tiago die langen Wechsel für sich. Drei Satzbälle für Apolonia waren das Ergebnis, der zweite brachte das 11:8.
1:6 führte Apolonia im vierten Satz. Seine Returns ließen seinen Kontrahenten verzweifeln. Acht Matchbälle hatte der Portugiese, der erste saß, Jülich holte zum 2:4 auf.
Jakub Kosowski gegen Petr Korbel lautete die letzte Begegnung vor der Pause. Beide spielten zunächst ausgeglichen, am Ende hieß es 11:7 für Korbel. Im zweiten Durchgang hatte Kosowski zwei Satzbälle gegen sich, den ersten verwandelte Korbel zum Gewinn. Im dritten Satz spielte Kosowski unter Form und verlor glatt mit 6:11.
Nach der Pause startete Jörg Roßkopf gegen Christian Süß mit vier Punkten, bevor Süß den ersten für sich verbuchte. Danach kam der Düsseldorfer besser ins Spiel. 8:6 hieß der Zwischenstand für Roßkopf, Ende lag er mit 11:7 vorn.
Im zweiten Durchgang führte Süß 6:2, bevor der Jülicher zur Aufholjagd blies. Dennoch hatte Süß den ersten Satzball, den Roßkopf abwehrte und seinerseits die Chance zum Satzgewinn hatte. Erst das 14:12 bescherte Süß den Gewinn.
7:1 führte Roßkopf im dritten Satz, brach dann jedoch ein. Süß holte zum 10:8 mit zwei Satzbällen für sich auf. „Mister Nervenstark“ wehrte beide ab. Erst mit 14:12 behielt Süß die Oberhand.
Im vierten Satz gelang Roßkopf wiederholt seine gefürchtete Rückhand, er führte 5:2. Ein langer Cross-Ball brachte das 9:8 für den Jülicher. Dennoch hatte Süß den ersten Matchball, den er jedoch nicht verwerten konnte. Roßkopf nutzte die Gunst der Stunde und verwandelte seinen zweiten Satzball zum 13:11.
Im fünften Satz trug eine Welle der Begeisterung den erfahrenen Roßkopf. Trotzdem hatte der Jülicher vier Matchbälle gegen sich. Roßkopf wehrte sich nach Kräften und gab sich erst beim dritten Ballwechsel geschlagen.
Taku Takakiwa musste gegen Dimitrij Ovtcharov antreten. Konzentriert
begann der Japaner zum 8:4. Taku hatte wieder einmal die besseren „Argumente“ und siegte mit 11:6.
Bis zum 7:7 im zweiten Satz war das Spiel ausgeglichen. Keiner der Spieler konnte sich absetzen. Erst bei 8:10 hatte Taku zwei Satzbälle gegen sich, wehrte den ersten sofort ab. Und auch den zweiten Ballwechsel entschied der Jülicher für sich, die Halle tobte. Seinen ersten eigenen Satzball hingegen verwandelte der Japaner zum 12:10.
Obwohl Ovtcharov im dritten Satz stark begann, ließ sich sein Gastgeber nicht aus der Ruhe bringen. Ein knallharter langer Ball sicherte das 6:3 für Taku. Vier Matchbälle sollten die Entscheidung bringen. Es wurde spannend bis zum 10:9, dann machte Taku den Sack zu und sicherte den Jülichern ihren dritten Punkt.
Tiago Apolonia traf in der folgenden Begegnung auf Petr Korbel. Der erfahrene Korbel erspielte sich vier Satzbälle, nutzte den ersten und ging mit 11:6 in Führung.
Im zweiten Satz behielt Korbel seine Strategie des schnellen Angriffs bei, Tiago konterte jedoch immer besser. Korbel zeigte Nerven und lag zwischenzeitlich mit 3:7 hinten. Der Portugiese behielt seine konzentrierte und taktisch kluge Spielweise bei. Sechs Satzbälle waren der Lohn, 11:6 das Ergebnis.
Im dritten Durchgang wechselte die Führung immer wieder, am Ende siegte Apolonia mit 11:8.
4:0 führte Korbel im vierten Satz, bevor Tiago zu punkten begann. Dennoch führte der Gast mit 8:4. Von den fünf Satzbällen brauchte er den zweiten, den Apolonia verschlug.
Im fünften Satz wussten beide Spieler um die Bedeutung, der Angriff beherrschte bei beiden die Taktik. Bei 4:5 Rückstand wurden letztmals die Seiten gewechselt. Apolonia erhöhte seinen Druck, Korbel setzte dagegen.
8:8, die Spannung war greifbar. Ein konzentrierter Schmetterball, ein Leichtsinnsball, ein guter Angriff, der erste Matchball gegen die Jülicher.
Und genau in der Situation verließ das Glück die Halle, ein versprungener Netzball verhinderte die mögliche Sensation.
„Heute war sogar ein Unentschieden drin“, freute sich Trainier Johannes Dimmig dennoch über die gute Leistung seiner Truppe. „Die Doppel haben nicht ganz so gespielt wie erwartet“. Dennoch zeige das Ergebnis die aufsteigende Leistung.
„Das war eine Werbeveranstaltung für das Tischtennis“, strahlte Ehrenpräsident Arnold Beginn. „Eine volle Halle, Topleistungen und Spannung pur, was wollen wir mehr“. Die Veränderungen in der Mannschaft und die Zusammenarbeit der Beteiligten habe sich ausgezahlt.
Dem nächsten Heimspiel der am Freitag, 23. November, gegen SV Werder Bremen können die Spieler gelassen, die Zuschauer mit viel Spannung entgegen sehen.
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright