Documenta 12 und andere Ziele

Vereinsreise zwischen Rauch und Kassel
Von Brigitte Gottwald und Henny Selter [06.08.2007, 14.21 Uhr]

Die Reisegruppe von Jülicher Geschichtsverein und Förderverein Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich vor Schloss Arolsen. Foto: Michael Greve

Die Reisegruppe von Jülicher Geschichtsverein und Förderverein Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich vor Schloss Arolsen. Foto: Michael Greve

Über Bad Arolsen führten der Jülicher Geschichtsverein und der Förderverein Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich 75 Kultur-Reiselustige gen Kassel. Bei der ersten Station sind Einblicke in Leben und Werk des Bildhauers Christian Daniel Rauch zu gewinnen. Beim Rundgang durch die Stadt fällt es nicht schwer, sich die Kutschen auf den Alleen vorzustellen, das Leben im Schloss und in den Bürgerhäusern durch die Zeiten.

Ein Zeitsprung führt die Gemeinschaft „…ab nach Kassel!“ zur Documenta 12. Das Mohnfeld auf dem Friedrichsplatz wirkt eher trostlos, nur vereinzelt ein wenig Rot zwischen dem Unkraut. Sind die flanierenden und fotografierenden Asiaten nun die angekündigten Chinesen oder doch Japaner? Das Fridericianum lernen die Linnich-Jülicher als Museum der Aufklärung kennen und wissen dann, dass jedes Kunstwerk immer nur eine Perspektive des Ganzen ist. König Fußball in der Rotunde, ein weiteres Werk. Gleichzeitigkeit der Bilder ist das Kunstwerk und die Verdeutlichung der Manipulation von Sichtweisen.

Im nächsten Raum die Rolle von Textilien in Rauminstallationen. Demnach der Löwe im Bonsaiwald den Lebensraum gestaltend. Wie in einer logopädischen Praxis eine Toninstallation, die die Qualen des Wiedererlernens der Sprache zeigt: h-h-h-hate. Ein faszinierendes Gemälde stellt eine Balletttänzerin mit Malstiften unter den Fußsohlen her.

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Aus einem Teppich kann vieles herausgelesen werden, christliche Symbole, Wissenschaften, Ornament, Lebenssituationen. Fotos von Jiri Korunda zeigen Körperbewusstsein, Raumgefühl, Überwinden auferlegter Grenzen in den späten 1970ger Jahren auf dem Wenzelsplatz, bewundernswert sein Mut.

Im Aue-Pavillon steht eine Wanne unter einem Drahtgeflecht und lehrt: “Wenn ich mich dem Gegenstand widmen kann, kann der Objektwert kunstvoll unterlaufen werden.“ Selbst beim Abstellen kann ein Gegenstand uns die Welt anders zeigen, als man sie sonst sieht. Ai Weiwei hat das mit seiner Umdeutung seines Türenturms nach dem Sturm auch getan. Oder sollte uns die Natur hier daran erinnert haben, was Menschen ihr und sich selbst antun? Schließlich stammten die Türen aus Dörfern, die den gigantomanischen Wasserbauten Chinas weichen mussten.

Die Reisterrassen bleiben auf der Wilhelmshöhe leider eine Baustelle. Kunst im Schloss sollte entschädigen, schade nur, dass die Gegenüberstellung von Alten Meistern und moderner Kunst nur bei wenigen Bildern zu sehen war. Auf der Wilhelmshöhe gibt es auch ein Wiedersehen mit Rauch und seiner Vorliebe für Friedrich II. So schließt sich der Kreis.


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