Ausstellung des Kunstvereins Jülich
Fauler Schwerarbeiter im Niemandsland von Form und Fläche
Von Dorothée Schenk [03.06.2007, 13.32 Uhr]
![]() Jens Dummer (r.) führte in das Werk des Bremener Künstler Wachsmuth ein… |
Wenn Künstler über Künstler Künstler kennen lernen, dann kann eine feine Ausstellung daraus werden. Wachsmuth, wie Ulf Meyers Pseudonym lautet, zeigt auf Einladung des Kunstvereins Jülich Malerei und Druckgrafik im Hexenturm. Wohltuend dosiert sind die Wände vom Bremener Künstler mit Bedacht bestückt worden. Zeit bleibt fürs Auge, sich auf die Lithografien einzulassen und zu schauen – mit Muße. Eine „wimmelnde Bildergeschichte“ spannt sich dagegen in den Fluren und im Turmzimmer in Form von kleinformatigen Malereien.
Mit Jens Dummer hatte Wachsmuth dereinst zusammen ausgestellt und der zweite Vorsitzende des Kunstvereins war so überzeugt vom Schaffen des Künstlerkollegen, dass er ihn für eine Ausstellung vorschlug und gleich auch die Einführung bei der Vernissage übernahm. Er stellte Wachsmuth als einen Mensch mit zwei Seelen vor: Der seriell-konzeptionell arbeitende Druckgrafiker und der prozessgebunden-spontane Maler. Auf ein nicht nur interessiertes, sondern auch fachlich kompetentes Publikum trafen Kunst und Künstler. Es erhielt auf Detailfragen entsprechend Antworten. „Ich bin faul“, kokettierte Wachsmuth und schilderte die körperlich harte Arbeit, die mit der Entstehungsgeschichte einer Lithografie verbunden ist. Aus mehreren Platten gestaltet der Drucker seine Werke. Für jeden Farbauftrag ist ein Produktionsschritt notwendig. Daher gäbe es nur kleine Auflagen und manchmal entstünden sogar nur Unikate.
![]() …ehe der Druckgrafiker und Maler sich den Fragen der Gäste stellte. |
Dabei gibt er an, dass die Druckgrafik sein künstlerisches Lieblingsgenre ist. In ihm geht seine eigene Ikonografie auf: Vögel, Pflanzen, Silhouetten von Häusern und Formen sind ein stetig wiederkehrendes Repertoire, dass er „in einem Niemandsland von Form und Fläche“ ansiedelt. „Obwohl ich seine Bilder nicht im Niemandsland sehe“, wie Jens Dummer betont. Vielmehr zeige Wachsmuth unterschiedliche Sichtweisen einer Sache und das nicht, weil ihm nichts anderes einfiele. Ganz deutlich sympatisierte aber Wachsmuths Jülicher Pate mit der Malerei, obwohl er nicht verstehen könne, wie man an meherern Bildern gleichzeitig arbeiten und dabei den Erzählfluss aufrecht erhalten könne, wie Jens Dummer einräumte.
So zu sehen in den kleinformatigen Malerien, die wie schwebend in den Räumen wirken, weil sie mit kleinen, nahezu unsichbaren Nägelchen befestigt sind. Sie erfreuen den Betrachter nicht nur in einer harmonischen Farbenfreude und wohlgesetztem Pinselstrich. Es ist der Ideenreichtum und der spielerische Umgang mit allzu bekanntem, das Auge und Sinne unterhält. Da trifft der Besucher auf Stilleben fast cezann’scher Art, auf Atelier-Studien mit Büsten und Zitate altägyptischer Kunst, wenn sich zwei Pferde die Hände schütteln. Gerade in diesem Bild ist die Neckerei von Wachsmuth besonders offensichtlich, sieht der Hingucker erst auf den zweiten Blick den Rollschuh am Pferdefuß.
Der zweite Blick lohnt sich immer: Hat der Maler im Atelierbild Häschenohren? Diese und weitere Fragen können sich Besucher der Ausstellung von Wachsmuth noch bis Sonntag, 24. Junin Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Wochenende 11 bis 18 Uhr stellen und vielleicht sogar beantworten. (tee)
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