Hambacher Kultur und Aldenhovener Platte

Jülicher Museum erhält Schenkung von G.W. Dittmann
Von Redaktion [18.10.2006, 13.26 Uhr]

Beim Mittwochsclub des Museums Zitadelle und des Jülicher Geschichtsvereins am 25. Oktober in der Schlosskapelle um 19.30 Uhr wird die Steinzeitsammlung Gerhard-Walter Dittmann aus Aldenhoven offiziell vom Sammler dem Jülicher Museum übergeben. Museumsleiter Marcell Perse und der Prähistoriker Simon Matzerath von der Universität Köln werden die Sammlung in ihren kulturhistorischen Kontext einordnen. Einige Beispiele aus der Schenkung sind in einer Blickpunktvitrine zu sehen. Ein 1968 von Wolfgang Schneiders mit den Schülern der Katholischen Volksschule für Knaben in Aldenhoven gedrehter Film über die Ausgrabungsarbeiten am Aldenhovener Schwimmbad wird digitalisiert und neu kommentiert erstmals vorgeführt. Im jetzt neu erscheinenden Jahrbuch des Kreises Düren 2007 erfährt die Sammlung Dittmann eine Würdigung.

Über Jahrmillionen haben klimatische und geologische Prozesse die Struktur unserer Landschaft geprägt und geformt. In den letzten Eiszeiten wurden in der ‚Jülicher Börde’ Lösssedimente angeweht. Vor 7.500 Jahren hatte sich schließlich ein dichter Lindenwald darauf ausgebreitet. Die Menschen dieser Zeit waren Jäger und Sammler. Sie campierten in Lagern, ohne sich dabei aber kontinuierlich an einem Platz niederzulassen. Kleinteilige Steinwerkzeuge dieser Zeit wurden in der Forschung als ‚Hambacher Gruppe’ angesprochen. Etwa 5300 v. Chr. sollte sich das Bild abrupt ändern. Eine Entwicklung, die in der südöstlichen Türkei und dem Orient begann, erreichte die Gegend um Aldenhoven und Jülich: Eine Ackerbau und Viehzucht betreibende Bevölkerung legte Rodungsinseln in den Wäldern an, um große längliche Pfostenhäuser zu errichten – eine Vorstellung dieser Bauten geben wissenschaftliche Modelle.

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Die so genannte Jungsteinzeit hatte begonnen. Der Mensch veränderte die ihn umgebende Natur nun planmäßig und intensiv. Die zahlreichen Gehöfte und Weiler der jungsteinzeitlichen Bauern auf der ‚Aldenhovener Platte’ haben sich über die Jahrtausende im schützenden Boden erhalten. Zusammen mit den Siedlungshinterlassenschaften der Metallzeiten, der Römer, des Mittelalters, der Neuzeit und zahlreichen Dörfern und Gemeinden unserer Gegenwart mussten sie jedoch seit Beginn der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem Braunkohletagebau weichen. Die dabei durchgeführten großflächigen Bodeneingriffe waren schließlich Anlass, ein siedlungsarchäologisches Projekt zur jungsteinzeitlichen Besiedlung der Aldenhovener Platte ins Leben zu rufen. Zwischen 1971 und 1982 hat dabei das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln mit Unterstützung des Rheinischen Landesmuseums Bonn ein großes, international sehr beachtetes Grabungs- und Untersuchungsprojekt durchgeführt, das bis heute Gegenstand weiterführender wissenschaftlicher Analysen ist.

Der Aldenhovener Bergmann Gerhard-Walter Dittmann hat mit intensiven Feldbegehungen das Forschungsprojekt durch zahlreiche Funde unterstützt und konnte darüber hinaus einige Fundplätze selbst entdecken. Die Leidenschaft für die Archäologie entfachte bei dem Sammler im Jahre 1967 bei einer Ausgrabung eines römischen Landgutes in Lürken unter Leitung von Prof. Dr. Piepers. Inzwischen hat G.-W. Dittmann etliche tausend archäologische Fundstücke gesammelt. Unterstützung bei der Feldarbeit fand er bei seinem verstorbenen Sohn Walter.

Durch den Verbleib der Funde im Museum Zitadelle Jülich kann ein umfassendes Zeugnis zur jungsteinzeitlichen Besiedlung der Aldenhovener Platte repräsentativ für das internationale Forschungsprojekt in der Fundregion verbleiben. Das Museum Zitadelle Jülich versucht durch eigene Aktivitäten und den Kontakt zu privaten Sammlern archäologisches Kulturgut in der Region zu bewahren und wissenschaftlich aufzuarbeiten.


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