Auszeichnungen und Recherchen der Jülicher Gesellschaft

In Jülich wächst die rechte Wählerschaft
Von Dorothée Schenk [02.02.2006, 12.36 Uhr]

Interessiert verfolgten in der vollbesetzten Turnhalle des Sales-Kindergartens - Tagungsort der Preisträger „Miteinander-Füreinander" - die Zuhörer dem Vortrag „Gefahr von rechts?"

Interessiert verfolgten in der vollbesetzten Turnhalle des Sales-Kindergartens - Tagungsort der Preisträger „Miteinander-Füreinander" - die Zuhörer dem Vortrag „Gefahr von rechts?"

Es gibt sie auch in Jülich, wie Dirk Eickenhorst von der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für Toleranz eindrucksvoll vortrug: Rechtsradikale Tendenzen. Zur Gedenkveranstaltung des Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, 27. Januar, lädt der Verein seit drei Jahren. Einerseits soll sie an das Leiden der Menschen erinnern, andererseits eine Wiederholung der Verbrechen zu verhindern helfen. Ein erster Weg hierzu, so Eickenhorst, ist, informiert zu sein.

Stetig gestiegen sei die Wählerschaft der rechtsgerichteten Parteien, von denen NPD, DVU und REPs die prominentesten sind. Waren es in Jülich 1989 bei der Bundestagswahl 27 Zweitstimmen, die auf „rechts“ entfielen, wuchs die Zahl zur Bundestagswahl 2005 auf 227 Erststimmen und 179 Zweitstimmen. Nazipropagandistische Schmierereien tauchen in regelmäßigen Abständen ebenfalls im Jülicher Stadtbild auf. Die Störung der Gedenkfeier zum 9. November 2004 ist unrühmlicher Höhepunkt der bekannten rechten Umtriebe in Jülich. Bei der Veranstaltung trug Eickenhorst nur einen Auszug der 56 DinA4-Seiten-starken Recherche vor. Sie ist im Internet vollständig nachzulesen. Aufgelistet sind auch rechte Gruppierungen, die Entschlüsselung von Buchstaben- und Zahlencodes, Musikgruppen und Bekleidungsmarken, die von Neonazis bevorzugt werden. Fazit: „Jülich ist beileibe keine Nazihochburg, aber es gibt erkennbare Tendenzen.“

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Diesmal gab es bei der Jülicher Gesellschaft viele glückliche Preisträger.

Diesmal gab es bei der Jülicher Gesellschaft viele glückliche Preisträger.

„Wir meinen aber auch, zu dem Blick nach vorne gehört es, die Menschen zu ehren, die sich tatkräftig für andere Menschen einsetzen“, leitete Gabriele Spelthahn, Vorsitzender der Jülicher Gesellschaft zur Auszeichnung über, die der Verein für Zivilcourage und Toleranz vergibt. In diesem Jahr erhielten sie erstmals zwei Gruppen: Das Organisationskomitee des Kopernikusstraßenfestes um Sozialamtsleiterin Doris Vogel und unter dem städtischen Motto „Miteinander-Füreinander“. Viele Vereine, Institutionen und Einzelpersonen unterstützten das Fest für mehr Völkerverständigung und Integration der 16 Nationen, die zwischen Petternicher-, Kopernikus- und Gutenbergstraße leben.
Für ihren besonderen Einsatz zur Gedenkfeier am 7. November 2005 erhielt die Klasse 10 des Gymnasiums Haus Overbach die zweite Ehrung. In der Erkenntnis, dass die monotheistischen Religionen sich in ihren Grundlagen sehr ähneln, setzten sich die Zehntklässler mit den zehn Geboten und den darin enthaltenen allgemeingültigen Aussagen über menschliches Zusammenleben auseinander. Festgehalten wurde dies auf DinA2-großen-„Gebotstafeln“. Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung wurden eingeladen, die Gebote im wahrsten Sinne hochzuhalten. Eine Aktion, die Impulse gab, so Spelthahn.

Verbunden ist die Ehrung nicht nur mit einer Urkunde. Beide Preisträger-Gruppen erhielten 200 Euro.

Ausführliche Dokumentation von Dirk Eickenhorst Gefahr von rechts?


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