Blaublütiger Patthüm

Blaublütiger Patthüm
Von tee [05.02.2017, 23.21 Uhr]

„Normale Minsche, die en Muttersproch hann“ trafen sich im Kulturbahnhof, um der Taufe des jüngsten Spross‘ aus der „Familien“ der Historischen Gesellschaft Lazarus Strohmanus beizuwohnen. Seit 371 Jahren wird in Jülich diese Tradition gepflegt und viel Wert darauf gelegt, dass es sich keinesfalls um einen karnevalistischen Akt handelt.

Erst beim dritten Versuch fand sich die richtige Kopfbedeckung für Patthüm Vonderbank.

Erst beim dritten Versuch fand sich die richtige Kopfbedeckung für Patthüm Vonderbank.

Die feine Art des Humors und Witzes pflegt darum auch der Vorsitzende Heinrich Ningelgen, der den heimischen Zungenschlag seit der Wiege pflegt. Seine Aufgabe ist es stets, den „Patthüm“, den Taufpaten, zu präsentieren. Und das kann „Hein“, wie er von seinen Freunden genannt wird, sogar dreisprachig: In Latein (mit phantastischem Vokabular „das ich manchmal nur benutze, weil es so schön klingt“, wie er verrät), auf Platt und Hochdeutsch. Quintessenz: Met hellem Mot on dat es jot, er es ne Schötzemann on dies Johr och Strühmann – Helmut Vonderbank, Brudermeister der Jülicher Rochusschützen „Jetzt hammer och noch ene Adelige: von der Bank“ ulke Lazarus-Chef. Jedenfalls hat das „Kind“ jetzt einen Name bis der Strohmann am Veilchendienstag in sein nasses Grab in der Rur sinkt, bis dahin heißt er Hell Mutus Lazarus von der Bank.

Beim „Lazarus“ ist das Generationsverbindende Programm: Wie wunderbar, wenn von den Grundschülern bis zu den Senioren, die auch schon mal von Jüngeren untergehakt auf die Bühne kommen, gemeinsam das Vereinslied inbrünstig gesungen wird. Dass es sich dabei um einen reinen „Männerclub“ handelt ist dann in Zeiten der „political correctness“ vielleicht etwas „gestrig“ oder positiv formuliert sogar ein Plus in Sachen Tradition.

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"Ne schmucke Kerl" haben die Lazarus-Brüder geboren.

"Ne schmucke Kerl" haben die Lazarus-Brüder geboren.

Für das Prädikat „familienfreundlich“ steht auch der Auftritt des Kinderdreigestirns, das so charmant professionell und doch durch amüsante Spontaneität besticht. Bei der Vorstellungsrunde sorgte das kleinste Pagemädchen für Lacher, als es statt seinen Namen zu verraten laut und etwas schmollend das Publikum wissen ließ: „Ich bin schon groß geworden.“ Die närrischen Majestäten brachten auch ein eigenes Lied mit. Musikalisch hatten sie den Song „Stääne“ von den Klüngelköpp „beliehen“ und sangen: „Wenn in Jülich Kamelle fliege und der Zuch geht durch die Stadt, sind Prinzessin und Prinz und Bur mit dem Wagen auf großer Tour“.

Nach dem Herzogstädter Kerls ihr Männerballett zum Beisten gegeben haben, kam das CCKG Fernsehballett zum Heimspiel mit dem Motorrad kam auf die Bühne. Sie brachten das Publikum richtig in Fahrt. Apropos: Eine große Fahrt hat auch „de kölsche Schutzmann“ hinter sich, der das einzige Fremdgewächs war, das die Bühne des KuBa bestieg. Jupp Menthes Freude über das Zusammensein mit Gleichgesinnten, seine „Verbundensein durch die gemeinsame Sprache“ war unverhohlen. Da wird die kölsche Sprache als Triebverstärker injesätzt – wenn man früher statt Latein Kölsch jesprochen hätte, da wären uns die 11000 Jungfraue niemals unberührt durch die Lappe jejange.“ Schwer vom Leder zog de Schutzmann: Die Politik bekam ebenso ihr Fett weg, wie Veganer, von denen er behauptete, „zwei Woche nach der Beerdijung wor der schon widder nachgewachsen.“

Machen Sie sich ein Bild von der Taufe und noch ein Bild und noch ein Bild.


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