Räumliche Erweiterung dringend notwendig
„Kleine Hände“ sind größer geworden
Von tee [20.05.2015, 16.49 Uhr]
„Wenn Sie jetzt denken ,das ist aber ganz schön eng hier mit den vielen Menschen, darf ich Ihnen versichern: so ist es in unserem ,Herzstück' an jedem der drei Öffnungstage im Monat.“ So begrüßten Vorsitzende Dorothée Schenk und ihr Team der „Kleinen Hände“ die Gästeschar aus Politik, Partner-Institutionen und dem Netzwerk „Wir helfen“ in ihren neuen, erweiterten Räumen im Jülicher Kulturbahnhof. Mit Begeisterung aufgenommen hatte der Verein die Möglichkeit, aus den zwei auf fünf Räume zu erweitern, denn zwischen 50 und 60 Kunden kommen jedes Mal. Das sind jährlich so viele Menschen, wie in ganz Stetternich wohnen, erklärte Dorothée Schenk anschaulich.
Stetig gewachsen ist die Zahl der Hilfesuchenden, seit der Verein von 27 Jahre mit einem einzigen Lagerraum im Jülicher Nordviertel begonnen hat, Sachspenden zu sammeln und an Familien mit geringem Einkommen zu verteilen. Das erste „Ladenlokal“ eröffneten 1993 in der Stiftsherrenstraße; seit 2000 hat der Verein für Kinder, Mütter und Väter in Notlagen seinen Sitz im Kulturbahnhof. Was beim Einzug als weiträumig empfunden wurde, erwies sich schnell als zu klein – und das nicht erst mit dem Zuzug von Flüchtlingen.
Beispielhaft erwähnte Dorothée Schenk, dass für Kleidung Kindern im Sozialhilfe-Bezug etwas mehr als 30 Euro monatlich zur Verfügung stünden. „Da dürfen Hose, Schuhe und T-Shirt schon nicht gleichzeitig zu klein werden oder kaputt gehen.“ Eine wichtige Anlaufstelle seien daher die „Kleinen Hände“, die an jedem 1. und 3. Freitag und seit 2008 auch jeden 2. Samstag im Monat ihre Türen öffnen. Knapp100 Euro sind monatlich für einen Jugendlichen für Nahrungsmittel veranschlagt.
Rücklagen zu bilden sei diesen Familien verständlicherweise nicht möglich. Daher sind bei plötzlichem Mehr-Ausgaben die „Kleinen Hände“ ebenfalls Ansprechpartner: Ob kaputter Herd oder fehlende Bahntickets zum Bewerbungsgespräch, im Krankheitsfall oder bei Arbeitslosigkeit, dem Abiball oder der Mannschaftsfahrt mit dem Sportverein – wo Kinder und Familien betroffen sind, prüft der Verein jeden Einzelfall und springt gegebenenfalls ein. Dorothée Schenk: „Wir sind nicht gebunden an Bezugsbelege, Paragraphen und Vorschriften, bei uns regieren Herz und Menschenverstand. Das ist Luxus!“
17 Ehrenamtlerinnen stehen Seite an Seite rund 650 Stunden pro Jahr, das sind 81 Vollzeit-Arbeitstage. Aber: „Notlagen halten sich so selten an die Öffnungszeiten…“, erklärt Schenk schmunzelnd. Hinzu kommen daher die persönlichen Gesprächstermine der „Geschäftsführung“, die sie und ihre Vize-Vorsitzenden Gisela Urban und Melanie Rüping sowie Schatzmeistern Elisabeth Hartmann führen. Nach den Terminen mit den Hilfesuchenden folgt die Kontaktaufnahme mit Stadtwerken, Schulamt und der Schulsozialarbeiterin, Flüchtlingsberatern und der Schuldnerberatung. Und auch durch den kurzem Draht zu Ärzten und Anwälten und Geschäftsleuten vor Ort ließen sich meistens sich Lösungen finden.
Bei der Einsegnung der neuen erweiterten Räumlichkeiten hob Propst Josef Wolff das Handeln der „Kleinen Hände“ als „Willkommenskultur des Lebens“ hervor, während sein evangelischer Amtsbruder Horst Grothe das Herzstück des Vereins einen „heiligen, besonderen Ort“ nannte.
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