Nordviertel kann Goldjubiläum feiern

Erster Bebauungsplan vor 50 Jahren verabschiedet
Von Redaktion [24.03.2010, 17.18 Uhr]

Luftbild aus der Vor-Gründerzeit: Das Nordviertel war Feld und Wiese

Luftbild aus der Vor-Gründerzeit: Das Nordviertel war Feld und Wiese

Goldjubiläum kann das Nordviertel feiern: Vor 50 Jahren beschloss der Stadtrat von Jülich die ersten Bebauungspläne. Wo einst Soldaten Schießübungen machten, Jülich 10 sein Nachkriegs-Ersatzfußballfeld fand und der Turnverein Feld-Handball trainierte wuchsen Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Hochhäuser im Zuge der Ansiedlung der „Kernforschungsanlage“ (KFA), des heutigen Forschungszentrums. Ein Spaziergang durch die Geschichte mit einigen persönlichen Einblicken.

Viele Felder, vereinzelte Häuser und der bäuerliche Betrieb Johanneshof wo heute die Saleskirche ihr Oktogon in den Himmel zeichnet, der Alleenweg von der heutigen Linnicher bis zur Mannheimer Straße … Heinz Kräling, Jahrgang 1932, kennt das Nordviertel seit Kindertagen. Sein Elternhaus steht an der Artilleriestraße, damals noch der Kommstraße zugehörig. 1930 war es die erste reine Wohnbebauung – ohne angeschlossene landwirtschaftliche oder gewerbliche Nutzung.

Einen Kanalanschluss gab es auch nicht, aber dafür bot es für ein junges Lehrerpaar, das seine Eltern waren, erschwinglicher Baugrund. Für den Jungen war es „eher einsam“, da Spielkameraden rar gesät waren. Dafür konnte er im Sumpfgebiet hinter dem Trommelwäldchen Molche fangen und im Winter Schlitten und Schlittschuh fahren, erinnert sich der einstige Konrektor der Zitadelle.

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Heinz Kräling ist einer der ersten Bewohner im Viertel, als es noch gar kein Nordviertel gab

Heinz Kräling ist einer der ersten Bewohner im Viertel, als es noch gar kein Nordviertel gab

Wenn sich Jülich vergrößerte hatte das in den vergangenen 100 Jahren stets mit der Ansiedlung von Großunternehmen zu tun: 1910 sorgte das Eisenbahninstandsetzungswerk für die Gründung des Stadtviertels Heckfeld, 50 Jahre wurde der Bedarf neuer Wohnungen durch die KFA begründet. Einer, der bereits visionär 1934 ein „Nordviertel“ skizzierte war Architekt des Jülicher Wiederaufbaus, René von Schöfer. So beschreibt es Ulrich Coenen im Jülicher Jahrbuch der Geschichte 1991. Umgesetzt haben es aber die Architekten von Drause und Kohl der technischen Hochschule Aachen, wie in den Beiträgen zur Jülicher Geschichte, Bd. 45, bei Heinz Scheuer nachzulesen ist. Eine planerische Herausforderung, denn das an die Festungsanlage anschließende Wohngebiet sollte an der Zitadelle „ausgerichtet“ sein und den Bollwerken optisch folgen.
Interessant war das Areal für Häuslebauer, da die Grundstücke preiswert waren: 25 DM erinnert sich Heinz Kräling zahlte man etwa für den Quadratmeter.


Fakten:
1860 wurde die Festung Zitadelle geschliffen und damit ein militärischer Übungsplatz geschaffen, der spätere Artilleriefahrplatz.
1934 skiziierte Wiederauffbau-Architekt René von Schöfer eine Wohnbebauung Nord
1960 gewannen die Architekten von Drause und Kohl der technischen Hochschule Aachen den Wettbewerb mit ihren Planungen fürs Nordviertel; noch in diesem jahr der erste Bebauungsplan für das heute 48 Hektar umfassende, bebaute Gebiet vom Stadtrat beschlossen. 1979 ging als Bebauungsplan nördliche Petternicher Straße der letzte Bebauungsplan des Nordviertels durch den Rat.
1971 wurde die Pfarrkirche St. Franz von Sales gebaut und die Zweigstelle der Sparkasse eröffnet.

Der Verwaltungsbezirk von Ortsvorsteher Peter Schmitz erstreckt sich zwischen Campus FH, Stetternicher Straße, Neusser Straße inklusive Krankenhaus, Ehrenfriedhof Linnicher Straße und stadtauswärts Richtung Broich zur Petternicher Straße. Die Linnicher Straße gehört schon zum Bezirk Jülich-West.
Der Nordviertel-Bewohner zieht die Grenzen enger: Seine Welt entfaltet sich im Karee Petternicher-, Linnicher-, Berliner- und Münchener Straße entlang der Bahnlinie zurück zur Kopernikusstraße, die dort wieder auf die Petternicher Straße stößt.

Im „gefühlten“ Nordviertel befinden sich zwei konfessionelle Kindergärten, zwei Horte, zwei Grundschulen, eine Hauptschule, zwei Alteneinrichtungen.
Die Grundversorgung finden die Bewohner vor Ort seit 1970 durch verschiedene Lebensmittelgeschäfte, Metzger, Bäcker, Floristen, Apotheke, Eisdiele sowie Gaststätten. Das Angebot hat sich teilweise verändert und in einigen Bereichen sogar erweitert.

Rund 3200 Menschen aus 16 Nationen bewohnen das Nordviertel.


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