Die KG Ulk feiert seit vier Jahren zum Rosenmontag eine Mundartmesse

Em Namen vom Vatte…
Von Dorothée Schenk [10.02.2010, 19.11 Uhr]

Heino Bücher bereitet seit vier Jahren die Mundartmesse der KG Ulk am Rosenmontag vor.

Heino Bücher bereitet seit vier Jahren die Mundartmesse der KG Ulk am Rosenmontag vor.

Rosenmontag und die Kirchenbänke sind voll besetzt? Die Jülicher KG Ulk ruft im vierten Jahr die Jecken zur Mundartmesse um den Altar der Hauptpfarre St. Mariä Himmelfahrt.

„Mie fangen de hellije Mess aan em Naam vom Vatte, singem Son on em hellije Jeist“ wird Pfarrer Helmut Macherey aus Ellen die Gläubigen begrüßen und die Gemeinde antwortet „Su soll es senn, Ame.“ Während diese wiederkehrenden Elemente von „Heär, erbarm Dich övver ons“ bis zum „Jeheimnis vom Jlaube“ Beständigkeit haben, gestaltet Heino Bücher jedes Jahr aufs Neue die Liturgie zur Messfeier. Er ist eine echte Muttkraat – so dürfen sich nur die „eingeborenen Jülicher“ nennen – und eingefleischter Karnevalist mit missionarischem Engagement für die heimatliche Sprache. So wählt der 74-jährige mit Heinz Röttgen- Burtscheidt an der Seite, Alt-Kirchenvorstandsmitglied der Hauptpfarre, immer ein neues Leitthema aus und beginnt dann mit der Übersetzung.

Diesmal ist es eine Marienmesse, die in Platt zu transkribieren war. „Da kann ich nicht irgendeine Lesung nehmen, die mir gefällt“, erklärt Heino Bücher. Ausgewählt wurde aus dem Lukas-Evangelium die Geschichte des 12-jährigen Jesus im Tempel. Das liest sich dann etwa so „All, die em jehüert hann, woren platt, datt dä Jong esu opjeweck wor, dä alles verstond on sun schlaue Antworte jevve konnt.“ Heino Bücher beschränkt sich aber nicht nur auf die Übersetzung des gesprochenen Wortes, auch das gesungene Wort wird entsprechend angepasst und singt sich am Rosenmontag 2010 dann so: „Maria breeet dä Mantel us, mach Schirm on Scheld füe ons dorus!“ Aber: „Bei der Kommelion spellt die Orjel“.

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Obschon es für den Nicht-Mundartler zuweilen belustigend klingt, ist die Messfeier durchaus nicht „ulkig“ gemeint. Der feste Sessionsprogrammpunkt der Karnevals- gesellschaft ist bei aller legeren Aufmachung eine ernsthafte und ernstgemeinte Feier, wie Pfarrer Macherey betont. Davon hat sich auch Propst Heinrich Bongard überzeugt, der nach Aussage des Zelebranten anfangs doch skeptisch war. „Das sind ja mehr Menschen als Heiligabend“, soll der oberste Kirchenmann von Jülich angesichts des dichtbesetzten Gotteshauses gesagt haben.

Dabei dürfte das Bild eher gewöhnungsbedürftig sein: Tanzgarden ziehen mit ihren Standarten ein und finden ihren Platz neben dem Altar, Kostümierte füllen die Reihen und die Tollitäten der Herzogstadt, das Kinderdreigestirn, ist auch im Ornat versammelt. Wenn dann – in diesem Jahr – zum Einzug „In onserem Veedel“ von den Bläck Fööss aus allen Kehlen erklingt, dann ist die gute Stimmung vorprogrammiert. Das gefällt Pfarrer Macherey, der nicht nur in Jülich seit vier Jahren wegen seines typischen Zungenschlags begehrter Mann auf der Kanzel ist, sondern auch in Lüxheim, Merzenich, Düren und Jakobwülles- heim in dieser Session aktiv war.

Glaubensvermittlung auf die karnevalistische Art verpackt erreicht die Menschen, ist der Pfarrer überzeugt. Im vergangenen Jahr war die Hochzeit zu Kanaan sein Predigtthema und diese beinhaltet für ihn das Bild eines helfenden Christus, aber auch „Jesus, der anderen Freude bereitet und selbst mit Freuden feiert“.


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