Historischer Fund beim Müll sammeln
Von Sigrid Forst/Marcell Perse [22.04.2009, 15.31 Uhr]

Josef Krieger, Jülich, gegründet 1868 steht auf der historischen Bierflasche, die am Rurdamm gefunden wurde.

Josef Krieger, Jülich, gegründet 1868 steht auf der historischen Bierflasche, die am Rurdamm gefunden wurde.

Der Frühjahrsputz in der Stadt Jülich hat viele wunderbare Ergebnisse. Es sind nicht nur neun Tonnen Abfall zusammengetragen worden, als kleines „Tüpfelchen auf dem i“ kam bei der jüngsten Sauberkeitsaktion in der Stadt auch ein historischer Fund zutage.

Am Rurufer in der Nähe der Kirchberger Straße galt es nicht nur moderne Colaflaschen zu entsorgen sondern steckte auch eine alte Bierflasche vorwitzig ihre Mündung in die Luft. Josef Krott und Günther Dahmen legten das Stück frei. Zum Glück waren die Etiketten vor hundert Jahren noch deutlich dauerhafter. Die Beschriftung war mit dem Glas mitgeblasen. Und so gab die Flasche auch nach langer Zeit noch einen Hinweis auf ihre Entstehung: “Josef Krieger, Jülich, gegründet 1868“. Im Jülicher Adressbuch von 1898 ist der Betrieb Josef Krieger in der Herrenstraße 16 der heutigen Poststraße angegeben.

Aus Anzeigen kennt man die Beschreibung „Bierbrauerei mit Dampfbetrieb“, die helles und dunkles Bier herstellte. Eine alte Postkarte zeigt das Ladenlokal. Der Bauplatz hatte nach alten Katasterunterlagen einen Stall „hinten am Wasser“, für die Brauerei konnte also das Brauwasser aus dem als Stadtteich durch die Stadt geleiteten Ellbach entnommen werden. Die Firma Krieger war nach dem II. Weltkrieg in der Bahngasse ansässig und feierte 1968 unter dem Namen Krieger Weingarts ihr hundertjähriges Bestehen. Später wurde der Betrieb ins Heckfeld verlagert.

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Auf der großen Rurstraße befand sich neben dem Restaurant "Zum alten Brauhaus" die Brauerei der Gebrüder Fuchssteiner.

Auf der großen Rurstraße befand sich neben dem Restaurant "Zum alten Brauhaus" die Brauerei der Gebrüder Fuchssteiner.

Die Brauerei Krieger war nur eine von zahlreichen kleineren Brauereien in Jülich, von deren Existenz meist nur solche alten Bierflaschen oder deren Verschlüsse zeugen. Ebenfalls jüngst dem Museum geschenkt wurde ein Bierflaschenverschluss der Firma Josef Freialdenhoven aus Jülich, den das Ehepaar Thomé für die Sammlung zur Verfügung stellte. Josef Freialdenhoven ist im Einwohneradressbuch von 1898 als Bierhändler in der Grünstraße 8 genannt. Da das Bier seinerzeit häufig erst von den Gaststätten oder Bierhandlungen abgefüllt wurde, gab es auch von ihm eigene Flaschen. Im Adressbuch von 1898 sind zwei Bierbrauereien genannt: Josef Krieger und Eduard Sieger Nachfolger, eine Dampfbierbrauerei und Eisfabrik von Josef Wirtz in der Großen Rurstr. 13. Auch wenn die Zeit noch gar nicht so lange her zu sein scheint - die Flaschen stammen von ca. 1900 bis 1920 – sind diese Belege wichtige Quellen zur Stadtgeschichte.

Durch Schriftzüge auf älteren Glasflaschen ist ein weiterer Brauereinamen bekannt: Gebrüder Fuchssteiner in der Königsgasse, die durch die Grundstücksumlegung nach dem II. Weltkrieg fortfiel. Sie befand sich direkt neben einem Restaurant „Zum alten Brauhaus“, dessen Tradition bis heute durch die „Maestral“ an dieser Stelle fortgeführt wird.

So hat das Frühjahrsputzwochenende nicht nur für das Aussehen der heutigen Stadt Jülich sondern auch für den Blick in die Geschichte dieser Stadt einen schönen Beitrag geliefert. Weitere Zufallsfunde zu Bierflaschen und Verschlüssen nimmt das Museum gerne auch weiterhin entgegen (Museumsbüro Kulturhaus, Kleine Rurstr. 20, Tel. 02461-937680). Allen Helfern und Informanten sagt das Museumsteam ein herzliches Dankeschön oder besser „Prost“.


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