Andrea Hoven ist Präventionsberaterin

Wie ein Virus, der überschwappt
Von Dorothée Schenk [16.08.2008, 09.42 Uhr]

Mittendrin dabei: Andrea Hoven widmet sich in der Präventionsarbeit vor allem den Mädchen.

Mittendrin dabei: Andrea Hoven widmet sich in der Präventionsarbeit vor allem den Mädchen.

Auf Augenhöhe erscheint die 38-Jährige. Freundliche Aufforderung liegt im Blick von Andrea Hoven, der dem Gegenüber sagt „Sprich mit mir“. Das ist ihre Aufgabe, die sie als Präventionsberaterin im Kreis Düren seit fast zehn Jahren ausfüllt.

Die Menschen, mit denen Andrea Hoven täglich umgeht sind zickig und zärtlich, zynisch und zerknrischt. Sie erleben die Palette der Gefühle mit einer Intensität, die auszuhalten viel Stärke erfordert: Pubertierende Teenager. Hauptsächlich in Schulen ist die diplomierte Heilpädagogin unterwegs und bietet Aufklärungsgespräche vor allem für Mädchen an. Es geht um Sucht und Sexualität. Tabu-Themen für die Außenwirkung von „höheren Lehranstalten“.

An diesem Tag steht das Thema Ess-Störungen auf dem „Lehrplan“ von Andrea Hoven. Eigentlich ist „Störung“ ein geschönter Begriff/Euphemismus: Eine Sucht steht dahinter, die schleichend kommt und von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommen wird. Am Anfang steht die Unzufriedenheit: Die Seele gerät aus den Fugen und der Körper gleich mit. Gefühltes Erwachsen-sein kollidiert mit der erzieherischen Kontrolle durch die Eltern. Selbstbestimmung muss her – und wie setzt sich diese besser um als durch das eigene Fleisch und Blut. Diäten gaukeln vor, dass man kontrollieren kann, was mit dem Körper passiert.

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Ins Gespräch kommen: Andrea Hoven klärt über Sexualität und Suchtverhalten auf.

Ins Gespräch kommen: Andrea Hoven klärt über Sexualität und Suchtverhalten auf.

beginnt schon in der 9. Klasse an, erklärt Andrea Hoven den Mechanismus. Meist sind es selbstbewusste Mädchen, die den Ton angeben. „Es ist wie ein Virus der überschwappt: Ein oder zwei Wortführerinnen wissen, wie man gut abnehmen kann und viele treiben mit.“ Das ist der Anfang: Schnell kommen Tabletten hinzu wie Abführmittel und Apetitzügler, später Drogen – solche, die anfangs zügig für Gewichtsverlust sorgen – und bald ist der Teufelskreis geschlossen. „Erst schlank dann krank“, bringt es die Präventionsberaterin knackig auf den Punkt.

Lange habe es gedauert, bis die Schulen sich geöffnet haben „Inzwischen ist es ein wechselseitiges Interesse“, erklärt Andrea Hoven. Beim Klassenbesuch, bei dem übrigens Lehrer strengstens verboten sind und die amtliche Youthworkerin der Schweigepflicht unterliegt, wird kein Thema ausgespart. Aids, Nikotin, Alkohol, harte Drogen… Auf Zetteln notieren die Jugendlichen anonym ihre Fragen. „Die Beantwortung füllt locker zwei Schulstunden.“ Stark von der Klassenstruktur hänge es ab, wie konstruktiv sich die Gespräche entwickelten. „Ideal wäre, wenn eine Unterichtsreihe unseren Gesprächen vorausgehen würde“, wünscht sich die Präventionsberaterin.

Hauptsitz von Andrea Hoven ist das Sozialpädagogisch Zentrum Düren des Regional-Caritasverbandes Düren/Jülich. Finanziert wird die Beratungsstelle aus Mitteln des Landes NRW und des Kreises Düren. Eine Kontaktaufnahme ist möglich unter der Nummer 02421-10001 oder via eMail andreahoven@spz.de. Andrea Hoven bietet Beratungen für Betroffene und für alle Schulformen doppelstündige Veranstaltungen zu Aids, Sexualpädagogik, und Sucht in den Altersgruppen SekI/II.


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