Robin Coenen geht für ein Jahr nach Ghana

Zauberhaftes Lächeln und von Jungen, die es nicht geben darf
Von Arne Schenk [30.07.2008, 08.50 Uhr]

Bernd Heisterkamp (l) schickt Robin Coenen auf die Reise nach Ghana

Bernd Heisterkamp (l) schickt Robin Coenen auf die Reise nach Ghana

„Ich habe dieses Lächeln auf dem Gesicht gesehen und wusste, dass ich das auch machen wollte“, erinnert sich Robin Coenen. Als Robin die siebte oder achte Klasse im Gymnasium Haus Overbach besuchte, ging es jeden Donnerstag in die Messe. Eines Tages berichtete dort ein Volontär über das Straßenkinderprojekt „Lichtblicke“ aus Ashaiman in Ghana. Eines der Kinder hatte er mitgebracht.

Nun wird Robin Coenen selbst Volontär. Vor kurzem brachte er das Abitur erfolgreich hinter sich, absolvierte anschließend im Jugendhaus Salesianum in Paderborn ein zweiwöchiges Praktikum. Als Vorbereitung für Ghana. Denn gemeinsam mit Jonathan Veit aus Coesfeld, Hanna Prasse aus Offenburg und Katharina Wehinger fährt der Titzer im August selbst als Volontär für ein Jahr in das Land an der Elfenbeinküste.

Das Auswahlverfahren übernahm ein siebenköpfiges Gremium aus Volontären und den beiden Patres Konrad Lienhard und Bernd Heisterkamp vom Salesianischen Zentrum auf Haus Overbach. Die Afrikareisenden sollten unbedingt Erfahrung in der Jugendarbeit mitbringen. „Er sollte nicht nur Kumpel sein, sondern auch vorausgehen und wenn nötig Grenzen setzen“, betont Pater Heisterkamp. Zu einer liebevollen Begleitung gehöre es, Ideen zu entwickeln, aber auch zu sagen, was nicht geht.

Natürlich ist ebenfalls ein Kriterium, dass sich ein Volontär in der fremden Kultur zurecht findet, sich gut auf die dortige Lebensweise und Gewohnheiten einstellen kann. Wer in Ghana beispielsweise in der Öffentlichkeit raucht, wird als Drogenabhängiger betrachtet. Oder als ob man nackt durch die Straßen läuft.

Religiosität vorzuleben und zu zeigen, ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung. Da reicht es nicht, so eben mal das Morgengebet herunterzurasseln. „Man spürt, ob jemand mit Herzblut dabei ist“, bekräftigt Bernd Heisterkamp. Kirchen seien dort Treffpunkte mit reichlich Publikumsverkehr. Egal ob Katholiken, anglikanische Protestanten oder Muslime – die verschiedenen Konfessionen werden mehr in einer Art Multireligiosität praktiziert. Da schaut man halt, wie die anderen feiern, und macht direkt mit.

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Seit der elften Klasse betreut Robin den Erste-Welt-Laden im Haus Overbach

Seit der elften Klasse betreut Robin den Erste-Welt-Laden im Haus Overbach

„Diese ansteckende Lebensfreude ist das, was uns so fasziniert“, unterstreicht Heisterkamp. Da bedeutet der Gruß „You are welcome“ tatsächlich, dass auch Fremde sich in die Gemeinschaft hineingenommen fühlen. Es ist wohl das Stück Hoffnung, dass Gott sie aus dem herrschenden Elend befreit. So ist auch die wohl beste Voraussetzung, „das Lächeln auf die Gesichter zaubern, aber auch selbst von dem Lächeln bezaubert werden.“

Auf diese afrikanische offene Freundlichkeit freut sich Robin Coenen bereits. Allerdings wartet auch eine Menge Arbeit auf ihn. Der „First Contact Place“, ein Jungenhaus in den Slums, die es offiziell nicht geben darf, und ein Mädchenhaus sind die Anlaufstellen für über 100 Kinder und Jugendliche.

Die Volontäre helfen bei deren Schulausbildung. Einige erhalten sogar eine berufliche Ausbildung, sieben oder acht schaffen sogar den Absprung ins Studium wie Joseph Addy, der derzeit an der RWTH in Aachen büffelt. Die Grundidee des Projektes war es von jeher, dass eines Tages die ehemaligen Schüler es lernen, wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. „Und nicht nur zur Hilfe missbraucht zu werden“, fügt Heisterkamp hinzu.

Schulische Begleitung übte Robin Coenen in Paderborn. Dort machte er einen 13-Jährigen fit, der zwei Jahre lange den Unterricht geschwänzt hatte. Dazu gehörte auch, dass er beurteilen musste, wo der Jungen leistungsmäßig steht, damit er in das geeignete Schuljahr eingebunden wurde.

„Reingerutscht“ ist Coenen in die Gemeinschaft um die Patres Heisterkamp und Lienhard im 11. Schuljahr. Damals übernahm der mittlerweile 19-Jährige mit einem Freund den Eine-Welt-Laden auf Haus Overbach. Hefte aus Umweltschutzpapier, Honig, Kaffee oder Schokolade verkaufte Coenen im Geschäft, sowie Taschen, Schmuck und Skulpturen aus Ghana. „Die streuen Asche über den heißen Wachs, was dann ähnlich wie Granit aussieht.“ „Fairer Handel soll nicht nur ein Wort sein“, bekräftigt Heisterkamp, „sondern auch am eigenen Portemonnaie zu fühlen sein.“

Nach dem freiwilligen sozialen Jahr ist noch lange nicht Schluss. „Sie sollen auch in Zukunft Verantwortung mittragen“, meint Pater Heisterkamp, mit Pressearbeit, der Pflege der Homepage www.aktion-lichtblicke.de oder einer Fotoeinstellung zum zehnjährigen Jubiläum des Projektes im August 2007. Da war auch eine ghanaische Delegation hier zu Besuch, genau so wie zum Weltjugendtag 2005 in Köln.

Über 40 Volontäre verzeichnet das Projekt mittlerweile. Einer von ihnen, Stephan Brockes regte jüngst an, noch einmal einen Sponsored Walk zu veranstalten. Denn die Aktion lebt ausschließlich von Spenden aus Deutschland. Gesagt, getan. Über 250 liefen oder gingen für den guten Zweck über 2000 km und sammelten (über 7000,-) gut 10.000 Euro ein.


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