Schulleiterin Ines Nagelschmitz verlässt das Mädchengymnasium

Abschied vom "ganz normalen Wahnsinn"
Von Dorothée Schenk [23.06.2008, 08.10 Uhr]

Mit vielen Plänen aber auch einer Spur Wehmut verlässt Schulleiterin Ines Nagelschmitz das Mädchengymnasium Jülich.

Mit vielen Plänen aber auch einer Spur Wehmut verlässt Schulleiterin Ines Nagelschmitz das Mädchengymnasium Jülich.

Vor 52 Jahren war Ines Nagelschmitz – damals noch als Ines Rath - schon in der Josefschule. Als Internatsschülerin kam die Bedburgerin nach Jülich ins Mädchengymnasium. Nach dem Studium kehrte sie wieder – als Lehrerin. In die ganz großen Ferien verlässt Ines Nagelschmitz die Schule am 25. Juni 2008: Die Oberstudiendirektorin geht nach elfjähriger Tätigkeit als Leiterin des MGJs und nach 36 Dienstjahren als Lehrerin der Schule in Pension.

„Ich habe nirgends so viel Zeit verbracht, wie in dieser Schule“, schmunzelt die angehende Ruheständlern amüsiert und kein Bedauern liegt in dieser Aussage. Erfüllt war die Zeit, bewegt und bewegend. Viele Veränderungen hat Ines Nagelschmitz mit getragen, seit ihr 1972 ihre alte Lehrerin Helene Scheidt den Weg in die Laufbahn am Mädchengymnasium ebnete. An der 1985 gegründete Fachoberschule für Ernährung etwa wurde die Ökotrophologin erste Leiterin. Viele schöne Erinnerungen verbindet sie mit ihrer zwölfjährigen Zeit als Leiterin. „Es war hochinteressant, Mädchen anderer Schulen kennenzulernen und den Kontakt mit vielen Unternehmen zu pflegen“, erzählt sie. Besonders die Entwicklung der Schülerinnen hat sie tief beeindruckt, wenn diese aus der Praktikumszeit hochmotiviert aus den Betrieben auf die Schulbank zurückkehrten.

Zwölf Jahre später kommt der Wechsel als Schulleiterin ins Mädchengymnasium. Ein „Sprung ins kalte Wasser“, denn gleichzeitig verließen damals Oberstudiendirektorin Dr. Rosemarie Rheinbold und Studiendirektor Dr. Peter Nieveler das Mädchengymnasium.: „Ich hatte nur zugestimmt, die kommissarische Leitung zu übernehmen“, plaudert Ines Nagelschmitz aus dem Nähkästchen – daraus wurden letztlich elf Jahre. „Ich schaue sehr dankbar zurück auf die Zeit.“ Fasziniert von der Kompetenz, die in dieser Schule zusammen komme sei sie – was sich aktuell an dem guten Abschneiden im Zentralabitur niederschlüge – und von der Solidarität des Kollegiums, auf das sie stets zurück greifen konnte.

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Ein Zeichen der Bescheidenheit, die Ines Nagelschmitz ausstrahlt. Sie war nicht nur als Oberstudiendirektorin auch Lehrerin im Fach Ernährungslehre und Politik, sie vertrat die Schule in der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Schulen, nahm Prüfungen im 2. Staatsexamen ab und gehörte der Bezirskdirektorenkonferenz an. Innerschulisch geht die Erweiterung des Austauschsprogramms auf die rege Schulleiterin zurück, die Schülerinnen heute bis nach Kanada und Australien führt. Aber nicht nur sprachliche Kompetenz will die Schule lehren – auch menschliche: Zu Sozialprojekten fuhr eine Gruppe von Schülerinnen und Lehrerinnen nach Peru und Kenia, wo sie vor Ort Entwicklungshilfe leisteten. Ebenfalls neu ist, dass es dienstags und donnerstags in der Schule „schon morgens nach Waffeln duftet“: Rund 40 Mütter betreuen abwechseln die Cafeteria der Schule, in der auch ein Mittagstisch angeboten wird. Das Lernzentrum, ein Schulgarten, eine eigene Toilettenfrau… weitere Beispiele für Neuerungen à la Nagelschmitz.

Dabei ist die Pädagogin stolz auf und überzeugt von der Beständigkeit, auf die das Mädchengymnasium baut: Nicht mitgemacht habe man mit der Einführung der differentierten Oberstufe die Auflösung der Klassenverbände. „Ich war immer überzeugt, dass nicht nur die reine Wissensvermittlung, sondern auch der christliche Geist das Fundament ist – getragen von Schule und Elternhaus.“ Zwischen dem „ganz normalen Wahnsinn“ begrüßte Ines Nagelschmitz in ihrer Schulleiterinnenzeit etwa 1000 Sextanerinnen und verabschiedete 660 „strahlenden selbstbewusste Abiturientinnen“. Jetzt wird sie selbst im Zentrum eines Festaktes stehen: Am 24. Juni tritt sie in den Ruhestand. Mit Wehmut? „Bis vor kurzem habe ich gedacht, ich bin nur froh, aber inzwischen habe ich auch wehmütige Augenblicke“, gesteht die scheidende Oberstudiendirektorin. Dabei gibt es der Pläne viele: Ein halbes Jahr zu Hause in Bedburg „ankommmen und aufarbeiten“ ehe sie sich mehr ihrer Leidenschaft Literatur und Kunst widmen wird. „Ich gehe zufrieden und voller Zuversicht, dass die Schule in gute Hände kommt.“ Maria Bardenheuer tritt mit Schuljahresbeginn ihre Nachfolge an.


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