20 Jahre alter Wunsch des Propstes erfüllte sich

Wie ein lichter Fingerzeig gen Himmel
Von Dorothée Schenk [23.02.2008, 19.44 Uhr]

Von göttlichem Licht zu künstlichem Licht

Von göttlichem Licht zu künstlichem Licht

Die Kirchturmuhr schlug sieben. Die Dunkelheit hatte sich bereits auf der Stadt niedergelassen und ideale Bedingungen für die Erstbeleuchtung der Jülicher Hauptkirche St. Mariä Himmelfahrt geschaffen. Nach 20 Jahren erfüllte sich für Propst Heinrich Bongard der Wunsch, dass nicht nur tagsüber das Gotteshaus weithin über das Jülicher Land sichtbar sein sollte. Die Kirche ist nicht nur das weithin von den Einfallstraße aus Düren, Aldenhoven und Linnich zu sehende religiöse Zentrum der Stadt, es ist auch ein Ort von geschichtlicher Bedeutung: 350 nach Christus ist– so lassen Grabungen vermuten – ist auf diesem Boden die erste Kirche auf den Grundmauern eines römischen Tempels errichtet worden. 1170 bauten die Christen den jetzt angestrahlten Glockenturm mit Portal, den nicht einmal der „Schicksalstag am 16. November 1944“ vernichten konnte.

Mit dem Förderverein Festung Zitadelle Jülich, der Kirchengemeinde und einem prominent besetzten elfköpfigen Beirat gelang das Meisterstück. „Wie ein Fingerzeig zum Himmel “, so formulierte es Propst Bongard, weist nun der Kirchturm als Jülichs ältestes erhaltenes Bauwerk zu dem „Ort, wo wir herkommen und wieder hingehen – so hoffen wir wenigstens.“

Ein ausgesprochenes Dankeschön richtete sich an Dr. Hans Lang, den Vater des „Lichtprojektes Propsteikirche“ vom Förderverein Festung Zitadelle Jülich. In seinen Händen lagen Konzeption, Organisation und schließlich die Umsetzung. Wegen seiner Erfahrungen aus der Sanierung der Beleuchtung der Festung Zitadelle hatte der Verein den 72jährigen Physiker ausgewählt, auch dieses anspruchsvolle Objekt ins rechte Licht zu setzen.

Rund zwei Jahre lang wurde an der Ausleuchtung gearbeitet. Ursprünglich sollten Scheinwerfer auf den umstehenden Laternen positioniert sowie in den Boden eingelassen werden. Weitere Strahler waren auf dem Dach vorgesehen, von wo aus sie den Turmhelm anstrahlen sollten. Außer der unschönen Optik hatte dies den Nachteil geschätzte 25.000 Euro zu kosten – nicht eingerechnet die Folgekosten von Strom und Pflege. „Der Kirchenvorstand und ich selbst waren von Anfang an für das Projekt“, betont Heinrich Bongard, "aber wir konnten keine Finanzierung aus Kirchensteuermitteln zusagen“.

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Das Lichtprojekt und seine Akteure (v.l.): Dr. Hans Lang, Propst Heinrich Bongard, Bürgermeister Heinrich Stommel, Werbevereinsvorsitzender Wolfgang Hommel.

Das Lichtprojekt und seine Akteure (v.l.): Dr. Hans Lang, Propst Heinrich Bongard, Bürgermeister Heinrich Stommel, Werbevereinsvorsitzender Wolfgang Hommel.

Ein neues Konzept musste her. Die Idee wurde geboren, den Turm und die Apsis von den umliegenden Häusern mit energiesparenden Hochdrucklampen aus anzuleuchten. Bei einer vierstündigen Beleuchtung am Abend fallen gerade einmal 20 Cent an. Damit sanken die Kosten auf 6000 Euro.

In die heiße Phase ging es im September. Die Gespräche mit den Immobilienbesitzern verliefen so positiv, dass sie nicht nur den Aufbau der Scheinwerfer erlaubten, sondern sich mit Spenden einbrachten und die Stromkosten künftig übernehmen. Das gilt auch für die Propsteipfarre. „Ihr“ Scheinwerfer ist an der Sakristei angebracht. Nicht per Knopfdruck, sondern von einer Frankfurter Funkuhr aus wird das Licht gesteuert. Nach Einbruch der Dämmerung, die dort zentral berechnet wird, werden die Scheinwerfer eingeschaltet – täglich bis 23 Uhr abends.

Angeleuchtet wird aber nicht nur der für 1,1 Millionen Euro in den 90er Jahren grundsanierte Turm. Es strahlen auch die Bekrönung aus „Kugel als Zeichen für die Erde, das Kreuz für den auferstandenen Christus und den Hahn, der uns mahnt, stets wachsam zu sein für den Ruf Gottes“, wie Propst Bongard den Gästen zur Erstbeleuchtung erläuterte, und das Relief der Namenspatronin. Vielen, davon ist der Jülicher Seelsorger der Hauptpfarre überzeugt, ist bislang das Marienbild über dem Portal noch gar nicht aufgefallen. Erst durch den Punktstrahler ist der Abguss des im Krieg zerschossenen Originals aus dem 19. Jahrhundert bestens zu sehen.

Noch ungeklärt ist, wie die Mariensäule – gleichfalls ein „Kind“ von Propst Bongard – auf dem Kirchvorplatz ebenfalls in den Genuss der Beleuchtung kommen soll. Bodenscheinwerfer sind zu empfindlich und blenden. Das zeigen die Erfahrungen von der Beleuchtung des Hexenturms. Dr. Hans Lang favorisiert einen Punktstrahler von einer seitlich stehenden Laterne, die lediglich das Profil erleuchten würde. Dem entgegen steht das Christuskind, dass Maria im Arm hält und damit der Muttergottes das Licht nehmen würde, wie Propst Bongard bemerkt. Einig sind sich die Herren: „Wir müssen es ausprobieren.“ Auf das es noch ein weiteres Mal an der Propstei-Kirche heißt: Es werde Licht…


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