Seelsorger Thomas Tönneßen zum Amtsantritt im Jülicher Krankenhaus
Der Mut zum zweiten Satz
Von Dorothée Schenk [15.02.2008, 07.18 Uhr]
Die Menschen, mit denen Thomas Tönneßen ins Gespräch kommt, suchen es oft gar nicht. Nicht einmal seine Gesellschaft suchen sie – sie werden gefunden. „Wenn ich eine Türe aufmache, weiß ich nie, wer dahinter ist und welche Geschichte mich erwartet.“ Der Pastoralreferenten öffnet seit Jahresbeginn als neuer Seelsorger im Malteser-Krankenhaus St. Elisabeth in Jülich die Türen zu 173 Betten.
![]() Pastoralreferent Thomas Tönneßen ist neben der Seelsorge im Krankenhaus St. Elisabeth in Jülich… |
„Wenn ich mich nach der Ablehnung noch einen Satz zu sagen trauen, ergeben sich interessante Gespräche“, gibt sich der Nachfolger von Josef Jansen bescheiden, faltet die Hände und beugt sich konzentriert seinem Gesprächspartner zu. Völlig zwanglos vermittelt Thomas Tönneßen, dass er sich ganz seinem Gegenüber widmet, das ihm wichtig ist.
Er müsse sich noch in den Arbeitsalltag finden, erklärt der 50-jährige. Dabei kann der Theologe in einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Schließlich hat er nach neun Jahren Praxis in Aachen die vergangenen zehn Jahre in der Gangelter Einrichtung Maria Hilf gearbeitet. Im Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, dem auch ein Haus für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung angeschlossen ist, war er bereits als Seelsorger beschäftigt. „Wir sind dankbar, dass wir innerhalb kurzer Zeit eine solche Fachkraft bekommen haben“, unterstreicht Ralf Amthor, Pressesprecher des Jülicher Malteser-Krankenhauses.
Thomas Tönneßen sieht entscheidende Unterschiede von Gangelt zu seiner Tätigkeit in Jülich: Zum einen haben die Patienten einen kürzeren Aufenthalt im Krankenhaus. „Oft ist es Zufall, ob man die Menschen trifft.“ Zum anderen haben die Gespräche den Fokus auf das Thema „aus dem Leben verabschieden“. Krankheit verändere den Menschen, Lebensunsicherheit entsteht. Das ist oft der Einstieg fürs Gespräch, berichtet Tönneßen, „von da aus gibt es viele Verzweigungen“. Etwa in die familiäre Situation, die Enttäuschungen und Erwartungen. Hier reicht oft schon der Satz „Bekommen Sie auch noch Besuch?“ um eine ganze Lebensgeschichte zu erfahren.
![]() …auch für die Organisation der Gottesdienste zuständig, die Pfarrer Josef Jansen jeden Samstag liest. |
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch die Abgrenzung zu finden, wenn sich die Türe nach dem Gespräch wieder schließt. „Nicht Verantwortung alleine für das Wohlergehen der Patienten zu übernehmen, sondern ihn Gott überlassen“, ist für Thomas Tönneßen Teil der Professionalität, die zum Beruf gehört.
Das reizvolle an seiner Aufgabe sieht der Pastoralreferent in der völlig ergebnisoffenen Begegnung mit Menschen: „Ich kann keine Therapie verordnen, keine Medizin geben… Außerdem unterliegt alles, was zwischen uns gesprochen wird, der Schweigepflicht.“ Das gilt auch gegenüber dem Personal, das er natürlich auch persönlich betreut. Neben den Patienten ist die Begegnung mit den Angehörigen eine neue Erfahrung. Sie trifft der Seelsorger oft in der Wartezone vor der Intensivstation, alleine mit ihren Sorgen und Nöten. So ist der tägliche Besuch auf dieser Station fester Bestandteil im Tagesablauf.
Dazu gehört übrigens auch die Team-Besprechung mit dem Hospizdienst und dem Sozialen Dienst, wo zuweilen sehr praktische Fragen gelöst werden. Etwa, was passieren muss, wenn ein Patient nicht in seine Wohnung zurück kann. Außerdem gehört Thomas Tönneßen dem Ethik-Komitee des Malteser-Krankenhauses an.
Neben den Besuchs-Dienstpflichten hat der Wahl-Dürener, der sich gerne am Kochtopf vom Alltag erholt, natürlich noch allerlei Verwaltungsarbeit zu erledigen – etwa Kerzen für die Kapelle zu bestellen. Jeden Samstag und an Feiertagen wird hier in der Krankenhaus-Kapelle um 17 Uhr von Pfarrer Josef Jansen der Gottesdienst gefeiert – das nämlich ist das einzige, was der Pastoralreferent Thomas Tönneßen natürlich nicht darf.
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