Chinesische Studenten suchen Betreuung
„Jo“ fand in Linnich ein Stück Heimat
Von Arne Schenk [22.12.2007, 15.37 Uhr]
Auf ein Butterbrot mit Salami freut Jo sich besonders. Oder auf eins mit Schinken. Denn diese Art Essen kennt er aus seiner chinesischen Heimat nicht. Doch heimisch fühlt er sich bei Ina und Hans-Rudolf Nacken in Linnich wohl. „Jedes Mal, wenn ich hierher komme, werde ich freundlich aufgenommen. Ich fühle mich wie zu Haus.“ Qiao Zhenguo studiert an der Fachhochschule in Jülich.
![]() Bei Ina und Hans-Rudolf Nacken fühlt sich „Enkel Jo“ wie zu Hause. |
Der junge Student heißt eigentlich Qiao Zhenguo. Weil es hier jedoch einfacher zu verstehen ist, änderte er seinen Familiennamen „Qiao“ in „Jo“. Vor einem Jahr kam er aus Han Dan in der Provinz He Bei nach Jülich, um an der Fachhochschule Electrical Engineering zu studieren. Untergebracht sind die chinesischen Erstsemester, die „Freshmen“, an der ehemaligen Polizeischule in Linnich.
Noch recht frisch dort eingetroffen, erlitt Jo im März eine Blinddarmreizung, die eine Operation nach sich zog. Allein im örtlichen Krankenhaus, fern von der Heimat und der deutschen Sprache nicht mächtig, bat Seelsorgerin Helena Fothen Hans-Rudolf Nacken, der in diesem Bereich ehrenamtlich tätig ist, sich um den 19-Jährigen zu kümmern.
Auch nach der Entlassung blieb der Kontakt bestehen. Mit seinen Kommilitonen „Peter“ Hupei Neng und Jin Ke besuchte er seither das Ehepaar regelmäßig. Einmal brachten sie sogar als Dank für die Gastfreundschaft frisch zubereitetes Essen nach chinesischer Art mit, Rind- und Schweinefleisch mit Reis und Gemüse sowie eine speziell gewürzte Suppe mit Kartoffelstücken. „Sehr scharf, aber lecker“, erzählt Hans-Rudolf Nacken.
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Keinen Einzelfall stellen Jo und seine Freunde dar. Viele chinesische Studenten suchen Familienanschluss in Deutschland, bestätigt Maria Schmidt vom International Office am Campus Jülich. Wer sich für Partnerschaften oder ehrenamtliche Tätigkeiten mit chinesischen Studenten interessiert, kann sich an Maria Schmidt, Tel. 0241 / 6009-53001, Email maria.schmidt@fh-aachen.de melden.
Kontakt zu deutschen Familien zu bekommen, ist der Wunsch der asiatischen Nachwuchswissenschaftler. Einerseits hilft es ihnen, deutsch zu lernen, andererseits profitieren sie ein wenig von der vertrauten Wärme der Gastfamilien. Eine gemütliche Atmosphäre gibt es bei den Nackens ohne Zweifel. Zahlreiche Uhren ticken, Malereien, Erinnerungsfotos und eine gestickte Madonna hängen an der Wand.
Die Sprache beherrscht Jo mittlerweile bereits prima. Bei seiner Deutschprüfung vor 14 Tagen schnitt er gut ab. Dass die Besuch derzeit aber eher rar gesät sind, liegt daran, dass der Student mit seinen beiden Freunden nach Jülich gezogen ist, um näher an der FH zu sein. Zudem kostet es Zeit, um die neue Wohnung einzurichten.
Dennoch kommt er immer wieder zu Familie Nacken nach Linnich, wo viel gelacht wird und er Neuigkeiten von deren eigenen Nachwuchs erfährt. Denn Ina und Hans-Rudolf haben bereits sechs Enkelkinder im Alter zwischen 4 und 16 Jahren. „Auch Jo ist unser Enkel“ betonen seine Wahl-Großeltern. Dieser bekräftigt: „Ich werde Euch nie vergessen.“
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