Stetternicherin schenkte der Stadt ihre Nordmanntanne

Jülicher Weihnachtsbaum reiste mit Geschichte an
Von Dorothée Schenk [21.11.2007, 14.35 Uhr]

Die Reise des Jülicher Weihnachtsbaums beginnt…

Die Reise des Jülicher Weihnachtsbaums beginnt…

Weit übers Land reckte die Nordmanntanne bis Mittwochfrüh noch ihre Wipfel am Fuße der Sophienhöhe: Über 20 Meter hoch war der Baum, der gestern aus Stetternich seine Reise per Tieflader nach Jülich zum Markt antrat. Hier steht er seither als Christbaum 2007 für alle Jülicher. Gespendet hat ihn eine Stetternicherin, die damit nicht nur Licht in ihren Garten bringt, sondern auch ein Stück Familiengeschichte „zu Fall“ brachte.

Klein angefangen hatte die Tanne vor 40 Jahren: Nach dem Einzug der Familie in das neue Haus wurde er als erster Weihnachtsbaum – mit Wurzel, versteht sich – gekauft. Aber es bliebt nicht beim Glanz für eine Nacht: In den Garten zog der damalige „Winzling“ von 1,20 Meter um und gedieh fortan prächtig. Zur Weihnachtszeit behängte ihn die Familie in den Folgejahren mit Lichtern und brachte weiterhin zum Leuchten. Bis zum gestrigen Tage hatte die Nordmanntanne eine Wipfelhöhe von über 20 Metern und eine Spanne von zehn Metern erreicht.

Bei dem Wuchs schwankte sie in stürmischen Zeiten beträchtlich, so dass die Seniorin Sorge hatte, der Baum könnte aufs Haus stürzen. Aber so einfach fällen lassen wollte sie ihn auch nicht. Da kam der Stetternicherin die Idee, ihn der Stadt als Weihnachtsbaum zu schenken. Ein Anruf beim Bauhof brachte schnell eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten: Die Stadt Jülich zahlt die Kosten für die Baumfällung, die nach einer Schätzung des Unternehmens Nießen/Hofmann bei rund 800 bis 1000 Euro liegen.

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Im Schatten der Pfarrkirche wird die Nordmanntanne nun allabendlich für die Jülicher leuchten.

Im Schatten der Pfarrkirche wird die Nordmanntanne nun allabendlich für die Jülicher leuchten.

Dafür dürfen sich die Jülicher an dem Baum erfreuen, dessen Wert Bernd Nießen mit 4000 bis 5000 Euro angibt , als Tannenbaum würde er immerhin noch 1000 Euro kosten – natürlich würde sich für diesen Preis aber kein Privatmann einen Baum aufstellen… Aber es geht ja nicht nur ums Geld: „Ich glaube nicht, das eine andere Gemeinde oder Stadt im Kreis Düren einen solch schönen Baum hat“, erklärte Bernd Nießen im Brustton der Überzeugung.

Übrigens darf sich die Stadt Jülich fast zehn Jahre bei ihren spendenfreudigen Bürgern für die Tanne auf dem Marktplatz bedanken. So lange arbeitet Wilfried Krieger, stellvertretender Leiter der Jülicher Bauhofs, für die Stadt und seit dieser Zeit ist kein Weihnachtsbaum gekauft worden. Allerdings konnte der Bauhof in den vergangenen Jahren den Transport alleine bewältigen. „Einen so großen Baum hatten wir aber lange nicht mehr“, freut sich Krieger. Die Profis von Hofmann/Nießen rückten aus und brachten den rund 1000-Euro-Weihnachtsbaum unbeschadet an seinen Bestimmungsort – mit Umwegen. Denn die Nordmanntanne passte nicht unter der Brücke Römerstraße hindurch. Und dann gab es kurz vor Schluss noch ein unerwartetes Hindernis zu bewältigen: Die Weihnachtsbeleuchtung in der Düsseldorfer Straße hing zu tief und ein Bauhof-Mitarbeiter musste mit Besen bestückt die Galionsfigur des Transporters geben.

Viele Zaungäste bestaunten auf dem Marktplatz, wie der Stamm aufgerichtet wurde. Nach fünf Stunden Arbeit war das Werk vollbracht und die drei Kronen der Nordmanntanne ragten 15 Meter hoch in den regnerischen Jülicher Himmel. Am Nachmittag brachten die Mitarbeiter des Bauhofs noch die Lichterketten mit einem Hubwagen an. Übrigens, so erklärte Wilfried Krieger, nur im oberen Bereich – wegen der Vandalen.

Die Bilderreise eines Tannenbaums


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