Maria Nepomuk tritt beim 12. Jülicher Mundartabend auf

"Kalle", wie die Muttkraate jewachse sin
Von Barbara Scheidt [05.11.2007, 13.50 Uhr]

Mundart hat immer eine Geschichte, manchmal auch eine Lebensgeschichte – wie bei der 85-jährigen Maria Nepomuk. Sie kann aktiv „kalle“ und tauscht sich monatlich bei den Treffen der Mundartfreunde mit Gleichgesinnten aus. Jetzt tritt sie sogar auf die Bühne: Beim 12. Jülicher Mundartabend am Donnerstag, 8. November.

Hält die Mundart hoch: Maria Nepomuk

Hält die Mundart hoch: Maria Nepomuk

Ob die Kartoffeln nun Erpele, Erpels heißen, die Bezeichnungen variieren nicht nur von Jülich bis Köln oder zur Eifel. Fast jedes Dorf hat seine eigenen sprachlichen Besonderheiten, wie Maria Nepomuk weiß. Wie viele Mundartfreunde stammt die Seniorin nicht aus Jülich. Vor 85 Jahren wurde sie in Manheim in der Nähe von Kerpen geboren – ist aber inzwischen eine „echte Muttkraat“ geworden. Mit großer Begeisterung nimmt sie seit vielen Jahren an den monatlichen Treffen der Mundartfreunde teilnimmt und tritt jetzt sogar mit auf die Bühne, wenn sich am Donnerstag, 8. November, der Vorhang zum 12. Jülicher Mundartabend in der Stadthalle hebt.

Mit ihren 85 Jahren spielt Maria Nepomuk mit großer Begeisterung im Seniorentheater mit. Die Theatergruppe inszeniert in einer Neuauflage diesmal das Stück „Kaffeeklatsch“. Es schrieb bereits unter der 2001 verstorbenen Vorsitzenden der Mundartfreunde, Antoinette Loevenich, Erfolgsgeschichte. Natürlich „kalle“ Elisabeth Illing, Trudi Linneweber, Maria Nepomuk, Christel Schmitz, Else Schumacher und Ursel Schütte mit typisch Jülicher Zungenschlag. So wie bei den Treffen der Mundartfreunde am ersten Dienstag jeden Monats. Es ist nicht nur ein regionaler Dialekt, der die Freunde der Mundart miteinander verbindet. Die Seniorin genießt die regelmäßigen Treffen, „weil es Spaß macht, weil die Zeit schnell vergeht, weil viele Erinnerungen wach werden.“

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Bereits zu ihrer eigenen Schulzeit wurde im Unterricht nur Hochdeutsch gesprochen und erst recht später in der Ausbildung. Derart wuchs sie „zweisprachig“ auf und musste lernen, wann welche Sprache angebracht war. „Hastn Eck ab?“ wunderten sich Menschen aus ihrem Dorf, als sie versehentlich Hochdeutsch sprach. Selbst die eigenen Kinder und Enkelkinder von Maria Nepomuk können den rheinischen Dialekt nur „passiv“: sie verstehen die Mutter zwar größtenteils, wenn sie in Plattdeutsch verfällt, sprechen es selber aber nicht. Trotzdem würde sie sich natürlich über einen Alterwandel bei den Mundartfreunden freuen, würde die Jungen nicht nur als Zuhörer, sondern auch als Mitwirkende mit vielleicht neuen Themen „ranlassen“. „Aber es sind ja keine da“, bedauert sie, wenn auch verständnisvoll.

Einen Trost gibt es: Die Sprachforscher haben festgestellt, dass Mundart verdrängt wird durch den Regiolekt, laut Landschaftsverband Rheinland eine Mischung aus Hochdeutsch und Mundart. Wer allerdings ins Trainingslager für „echte Muttkraate“ Mundart gehen möchte, der darf die Vorstellung beim 12. Jülicher Mundartabend nicht verpassen.


Der 12. Jülicher Mundartabend

hat am Donnerstag, 8. Oktober, gleich zwei Vorstellungen: um 16 und 19.30 Uhr geht das jeweilig dreistündige Platt-Vergnügen in der Jülicher Stadthalle über die Bühne. Die Karten kosten im Vorverkauf bei der VHS Jülich 5 Euro.

Geboten wird ein Programm als bunte Mischung aus Gedichten und Geschichten, die der mundartlichen Literatur entnommen sind, Gedanken zu Problemen und Ereignissen aus dem vergangenen Jahr, Musikbeiträgen und Theaterstücken. Neben den Eigengewächsen aus den Reihen der Mundartfreunden, einem Arbeitskreis des Jülicher Geschichtsvereins, tragen Gäste aus dem rheinischen Umland zum Programm bei. Unter anderem die „Heimatbühne der Eifeler Mundartfreunde“, die „Muttkrate“ aus Jülich und der „Mädchechor“ von den „Jülicher Mundartfröngde“ treten auf die Bühne.


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