Ausstellung zum 200. Geburtstag von Johann W. Schirmer

Malerfürst als Umwelt-Chronist und Landschaftsarchivar
Von Dorothée Schenk  [06.08.2007, 14.53 Uhr]

Johann Wilhelm Schirmer ist in Jülich ein repräsentatives Bindeglied für die Inhalte der Stadt in Forschung und Kultur. Als Begründer der Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie hat der gebürtige Jülicher eindrucksvoll die Umgebung seiner Heimatstadt festgehalten. Für die Forschung ein im wörtlichen Sinne malerisches Dokumentarmaterial, wie sich bereits zeigte. 2001stellten das Museum Zitadelle Jülich in Kooperation mit dem Forschungszentrum die Betrachtung der Umwelt durch die Augen des Malers in den Fokus der Ausstellungskonzeption „Natur im Blick“.

Die Betrachtung mit der Gegenwart und den ablesbaren Veränderungen der Landschaft durch klimatische Umbrüche sowie die Wolkenformationen stellten die Wissenschaftler neben die Malerei.

Was eine glückliche Liaison vor fünf Jahren war, ist bereits jetzt ein Erfolgskonzept für die Ausstellung des Jülicher Malerfürsten zu seinem 200. Geburtstag auf drei Jahre im Voraus. Denn das Projekt, das das Museum Zitadelle Jülich mit einem Festakt zum Geburtstag am 5. September startet, ist Teil eines regional übergreifenden Projektes, das den Segen, und damit auch den pekuniären, der Landesregierung hat. Zunächst wird für die Saison 2008 im Museum Zitadelle eine neue und erweiterte Präsentation der Schirmersammlung erarbeitet.

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Unter die Lupe nimmt Museumsleiter Marcell Perse im Vorfeld der Ausstellung die Bilder des Malerfürstem Johann Wilhelm Schirmer.

Unter die Lupe nimmt Museumsleiter Marcell Perse im Vorfeld der Ausstellung die Bilder des Malerfürstem Johann Wilhelm Schirmer.

Vernetzt haben sich die Jülicher mit Partner-Museen, dem umfangreichen Handzeichnungskonvolut Schirmers im Clemens-Sels-Museum Neuss, der Sammlung /Archiv zur Düsseldorfer Malerschule im Museum Kunst Palast Düsseldorf sowie der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Es ist nicht nur ein Austausch. Für die Regionale 2010 wird es Aktivitäten geben, die außer in Jülich in Bonn, im Siebengebirgsmuseum von Königswinter, in Neuss und Düsseldorf stattfinden und vor allem auch die Orte, an denen die Bilder entstanden einbeziehen.

Das reizvolle der Bilderschau war für die Politik, Menschen für Kultur zu öffnen, die sich ansonsten nicht damit beschäftigen. Einerseits dem Bewohner der Region und dem Ausflügler, der die Bilder als Wohnumfeld, touristisches Ziel oder Urlaubsgegend wiedererkennen kann. Gleichzeitig zur Schärfung des Sehens und der Aufmerksamkeit kommt ein Bewusstwerden von Veränderung.

Andererseits soll die Ausstellung Forscher erreichen. „Wir erleichtern Zugänge, indem wir die Naturwissenschaftler dort abholen, wo es ihnen am geläufigsten ist“, erläutert der Jülicher Museumsleiter Marcell Perse die Gedankengänge. Ein Dialog soll auf diesem Wege entstehen. Dabei steht die Kunstgeschichte gleichberechtigt neben der Ökologie. „Wir schaffen Umweltbewusstsein. Wir können das Klima langfristig betrachtet nicht ändern, aber wir können Maßnahmen aufzeigen und damit einen Hoffnungsschimmer geben.“

Ein besonderes Augenmerk liegt außerdem auf der praktischen Seite der Kunst. Maltechnische Untersuchungen bleiben nicht Nebenprodukte der Restaurierung, sondern erlauben in der Präsentation den Blick ins Atelier des Malers. Derzeit laufen die Vorbereitungen, für das Ausstellungskonzept auf Hochtouren. Fünf Jahre lang ist das Team um Marcell Perse bereits in den Startlöchern, in denen rund 40 Werke durch Ankäufe des Fördervereins Museum, Schenkungen und detektivischer Recherche nach kriegsbedingt verlorenen Altbeständen in die Sammlung einflossen.

Damit ist die Sammlung um ein Viertel angewachsen. In Zusammenarbeit mit der Werkausstellung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und des Suermondt-Ludwig Museums Aachen 2002 wurde ein spezielles Profil der Jülicher Kollektion herausgearbeitet. Jetzt kann der Besucher an einzelnen Komplexen den Entstehungsprozess der Werke von der Studie zur Bildkomposition bis hin zur Motivreproduktion und –Variation verfolgen. Außerdem sind topographische Aspekte der Entstehungsorte und deren Veränderung bis heute in den Blick genommen und werden durch naturwissenschaftliche Methoden mögliche Untersuchungen und Erkenntnisse zur Maltechnik nachvollziehbar.

Erste Einblicke bietet die Projektpräsentation in der Geschäftsstelle Jülich der Sparkasse Düren am Schwanenteich, die am 5. September um 18 Uhr mit einer Festveranstaltung eröffnet wird. Um die dann für die Saison 2008 im Museum Zitadelle geplante Ausstellung durch leichte Veränderung interessant zu halten ist angedacht etwa im Monatsturnus rheinische, schweizerische, italienische und amerikanische „Wochen“ als Schwerpunkt im abgestimmten Führungs- und Veranstaltungsprogramm anzubieten.


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