Zahl der Langohren wächst wieder
Jülicher Land ist osterhasenfreundlich
Von Dorothée Schenk [24.03.2005, 15.11 Uhr]
![]() Ob Hase oder Kaninchen, das ist Luisa und Jakob ganz einerlei. Hauptsache, einer der Mümmelmänner versteckt… |
Er ist ackerbraun und meist am Tage nicht zu sehen. In der Osterzeit kann er auch schon mal goldglänzend sein und ein rotes Band mit einem Glöckchen daran tragen. Dann allerdings ist es der süße Vertreter, der eher statischer Natur ist und sich anders als sein flinker Artgenosse gerne zum Vernaschen anbietet. Selbstverständlich geht es um Meister Lampe, das Langohr, den Hasen eben. Sonst meist in der Dämmerung unterwegs kann der Naturfreund ihn derzeit öfter über die Felder laufen sehen. Er balgt und liefert sich Verfolgungsjagden mit Geschlechtsgenossen. Das Wetteifern um die Häsinnen ist im vollen Gange. Daher, so vermutet Hans-Willi Dahmen ist dem Hasen von Alters her das Ei ins Nest gelegt, er würde die Buntgefärbten für die Kinder verstecken.
Es gibt auch noch einen anderen Grund, den Dahmen, der Vize der Kreisjägerschaft Düren, nennt: Die Häsin ist Symbol für Fruchtbarkeit, den Beginn des Frühlings. Welches Tier sonst, kann zwei Schwangerschaften gleichzeitig austragen? Das ist aber auch bitter nötig, denn um die Hasenpopulation machen sich die Heger schon lange Sorgen.
Seit vier Jahren zählen deutschlandweit Jagdverbände die Langohren und werten die Ergebnisse mit dem Institut für Biogeographie der Universität Trier, dem Institut für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Forschungsstelle für Wildökologie und Jagdwirtschaft in Eberswalde aus. In der Dämmerung werden vorgeplante Routen abgefahren und die Bestände im Scheinwerferlicht erkundet. „Nordrhein-Westfalen ist immer noch das Hasenland“, freut sich Jäger Dahmen. Bundesweit fallen dagegen die Bestände und selbst im Weideland Bayern nimmt die Zahl der Tiere dramatisch ab. Die jüngste Zählung ist noch nicht ausgewertet.
Die Zahlen von 2003 dokumentieren aber zwischen Frühling und Herbst eine Verdopplung des Hasenbestandes von 23 auf 55 Tiere pro 100 Hektar Land. Das 500 Hektar-großen Revier von Hans-Willi Dahmen gab einst so manchen Hasenbraten her: 250 Tiere jagte der Waidmann früher. Per Selbstbeschränkung sind es in den vergangenen Jahren höchsten drei oder vier. „Heute ist die Aufgabe der Jäger 364 Tage die Hege.“
![]() …am Ostersonntag Eier und Süßigkeiten. Und schon geht es an die Arbeit. |
Schuld an dem Dilemma der Mümmelmänner ist, wie meist, der Mensch. Durch Flurbereinigung und der Forderung nach Wirtschaftlichkeit, die auch bei den Bauern Einzug gehalten hat, sind Ackerflächen vergrößert worden. Die Randflächen sind aber die Lebensbereiche der Hasen: Wo einst fünf Raine waren, steht jetzt nur noch einer zur Verfügung. Außerdem werden die Felder anders als früher schneller untergepflügt. Es fehlt an Deckung und an Nahrung.
Da hat es das Kaninchen leichter, mit dem der Hase ja gerne verwechselt wird. Und das, obwohl der Hase doppelt so groß ist und lange Ohren mit schwarzen Spitzen hat. Ein weiterer Unterschied: Kaninchen leben geschützt in Bauten, oft im Wald, und nicht in Ackermulden, den so genannten Sassen. Die Taktik des Hasen, statt kaninchengleich wegzulaufen sich totzustellen und sich ganz auf seine Tarnfarbe zu verlassen, geht auch nicht immer auf.
In diesen Tagen aber hat das Langohr nichts zu befürchten. Als verwunschener Osterhase hat er Schonfrist, auch wenn er in aller Kindermunde ist. „Wann kommt endlich der Osterhase?“ Diese Frage klingt seit Wochen in Elternohren. Die schönste Antwort darauf lautet jetzt: „Morgen!“
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