Zum Deutschen Mühlentag ein Blick ins Jülicher Land
Nur noch die Düppelsmühle dreht sich mit dem Wind
Von Britta Sylvester [14.05.2005, 11.06 Uhr]
![]() Malerisch präsentiert sie sich ihren Bewunderern: Die Düppelsmühle in Titz steht seit 1820 auf ihrem Platz. Foto: Sylvester |
„Guck‘ mal da, eine Mühle!“ Wer kennt ihn nicht diesen Ausruf, wenn man bei einer Autofahrt zufällig mal ein paar alternde Mühlflügel in den Himmel ragen sieht.
Es gab Zeiten da stand im Jülicher Land in nahezu jedem Ort, ob an einem kleinen Wasserlauf oder einem eigens dafür angelegten Teich, eine Wassermühle, drehten sich auf jeder windigen Anhöhe unermüdlich hölzerne Flügel im Wind. Alljährlich am Pfingstmontag feiern Mühlenfreunde und –besitzer in Deutschland den nationalen Mühlentag. Denn was für Herzog Wilhelms Zeitgenossen noch alltäglich war, ist jetzt zur Seltenheit geworden. Modernere, mit Dampfmaschinen angetriebene Mahlwerke ersetzen die hölzernen Bauwerke.
Spätestens Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden im Jülicher Land die letzten Wind- und Wassermühlen stillgelegt. 1888 beschäftigte der Müller Christian Weitz in seiner Linnicher Fruchtmühle elf Arbeiter und verarbeitete jährlich 25.000 Zentner Obst. 1966 konnte auch diese Mühle noch gut 250jähriger wechselhafter Geschichte den dampfschnaubenden Konkurrenten nicht länger Paroli bieten. In Koslar wurde aus Eipmanns ehemaliger Ölmühle zunächst eine dampfgetriebene Papiermühle, ehe auch hier der Betrieb eingestellt werden musste. Den Mühlen in Tetz, Hottorf, Boslar oder Siersdorf war ein ähnliches Schicksal beschieden. Sie alle wurden stillgelegt, abgebrochen, einige der hölzernen Bauwerke fielen Flammen zum Opfer. Im Stadtgebiet Jülichs gab es ebenfalls mehrere Mühlen. Heute erinnern zum Teil Straßennamen – Mühlenstraße – an ihren einstigen Standort.
Bereits im Jahr 1237 urkundlich erwähnt ist eine Wassermühle in der heutigen Stiftsherrenstraße. Schwere Zeiten hatten die damaligen Müller im Mittelalter zu überstehen. Lange führte der Mühlteich kaum genug Wasser um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Ein Betreiber starb an der Pest. 1914 wurde diese Mühle bei einem Stadtbrand völlig zerstört.
Besser erging es der Bockwindmühle aus Spiel. Zwar wird auch dort heute kein Korn mehr gemahlen, doch hat diese Mühle es mittlerweile zu einiger Berühmtheit gebracht. 1959 wurde sie an ihrem langjährigen Standort abgebrochen und im Freilichtmuseum in Kommern wieder aufgebaut, wo sie interessierten Besuchern einen Einblick in alte Zeiten gewährt. Wer mutig genug ist, kann sogar die wackeligen Sprossen in den Kopf der Mühle erklimmen.
Mindestens ebenso berühmt wie ihre Spieler Kollegin ist die Titzer Düppelsmühle. Im letzten Jahr wurde sie gar zum Wahrzeichen der Kreiskulturtage erkoren. Für Eigentümer Peter Wirtz hingegen ist seine Mühle nicht gar so ungewöhnlich. Schließlich ist er mit ihr aufgewachsen. „Die Mühle gehör schon immer unserer Familie,“ erklärt Wirtz. Zumindest seit sie 1820 in Titz aufgebaut wurde. Ursprünglich stand die Bockwindmühle in Köln-Melaten. Zwar finden in Titz keine speziellen Veranstaltungen anlässlich des Mühlentages stand, doch auch hier drehen sich immer wieder die Mühlenflügel im Wind. Das allerdings hat einen rein praktischen Grund, wie „Müller“ Peter Wirtz erläutert: „Wenn der Wind günstig steht, muss ich die Mühle laufen lassen, damit das angesammelte Wasser herausgepresst wird. Sonst verrotten die hölzernen Flügel.“ So eine Mühle braucht eine ganze Menge Pflege. Auf Wirtz‘ Wunschliste ganz oben steht denn auch ein neuer Anstrich für das alte Gebäude. Neue Flügel gab es vor ungefähr sieben Jahren. Ein Museum oder ähnliches plant Wirtz aber auf keinen Fall, denn: „Dafür ist das Interesse zu gering.“
Wer mehr Informationen über die Wind- und Wassermühlen im Jülicher Land sucht, wird ganz sicher im Archiv der Stadt Jülich fündig oder im Internet
bei Windmühlen am Niederrhein oder
beim Mühlenverband Rhein-Erft-Rur oder
bei der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM)
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