Unesco bestimmte den 21. März zum Welttag der Poesie
Von der Freiheit, Poesie zu schaffen
Von Dorothée Schenk [21.03.2007, 10.22 Uhr]
„In jedem tüchtigen Menschen steckt ein Poet und kommt beim Schreiben zum Vorschein, beim Lesen, beim Sprechen oder beim Zuhören.“ So sah es die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach im ausgehenden 19. Jahrhundert. Da konnte sie allerdings noch nicht ahnen, dass der Poesie von der UNESCO ein eigener internationaler Gedenktag, nämlich der 21. März, gewidmet werden würde. An diesem Tag finden Lesungen, Ausstellungen, Rezitationen lyrischer Werke in den Medien statt. Weiterhin sollen poetischer Werke veröffentlicht und Poesie-Preise vergeben werden. Besonders Schüler werden angesprochen. Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt sind aufgefordert, Gedichte zum Thema Gewalt und Frieden zu schreiben. Zudem trommeln sie an diesem Tag um 11:30 Uhr (MEZ) für den Frieden. Getrommelt wird beim Jülicht nicht, es gibt auch keine Preise – aber Menschen, die aus ihrer Sicht einmal persönlich darstellen, „Was ist Poesie?“
![]() Im Poesiealbum hinterlässt der Mensch nach Ansicht von Claudia Cormann-Wiersch Worte, die Gutes oder Schönes geben sollen. |
Bernd Wollersheim, Literat aus Jülich, sagt es mit seinem Gedicht „Poesie“: Kein Nahrungsmittel, aber Nahrung für die Seele sei Poesie und ist der Überzeugung, sie „hat die Farben aller Regenbögen dieser Welt“.
Das würde zur Auffassung von Claudia Cormann-Wiersch passen, Physiotherapeutin und Hauptdarstellerin der Bühne 80. „Zunächst einmal verbinde ich mit dem Begriff Poesie das Schöne im Leben“, erklärt sie und denkt romantisch „Wenn beispielsweise im Frühling wieder alles anfängt zu blühen oder ein Sonnenuntergang am Meer.“ Dazu gehören aber auch Begriffe wie Liebe und Freundschaft, eng verbunden mit Familie und Freunden stehen.
Was aber fällt dem Nicht-Dichter und musische begabten Menschen als erstes zum Thema Poesie ein… sicher das Poesiealbum. Poesie hat also viel mit Worten zu tun, im Sinne des Poesiealbums, so die Überzeugung von Claudia Cormann-Wiersch, um Menschen etwas Gutes oder wenigstens Schönes zu geben. Für sie umschreibt Goethe in Faust mit dem Zitat „Willst Du zum Augenblicke sagen, verweile doch du bist so schön", den Begriff Poesie. Wenn das Gefühl da ist, alles stimmt und man möchte, dass dieser Augenblick anhält, das ist für mich wie Glück beziehungsweise Poesie.“ Diesen Moment erlebt Claudia Cormann-Wiersch auf der Bühne beim Theaterspielen. „Es ist schön andere durch Worte oder Gesten zu unterhalten, und je besser sich das Publikum unterhält desto besser fühlt man sich.“
![]() Poesie, so Jens Dummer, auf Schönheit zur reduzieren führt leicht zum Kitsch. |
Ebenfalls auf der Bühne zu Hause ist Christel Bergrath aus Gereonsweiler, im bürgerlichen Leben in Jülich als Fleischfachverkäuferin tätig. Sie lässt Eugen Roth sprechen, denn „Verse oder Gedichte, die die verschiedensten Gedanken wiederspiegeln sind für mich Poesie“:
Ein Mensch denkt logisch Schritt für Schritt
Jedoch er kommt nicht weit damit.
Ein andrer Mensch ist besser dran:
Er fängt ganz schlicht zu glauben an.
Im Staube bleibt Verstand oft liegen,
der Glaube aber kann auch fliegen.
Auf die Frage Was ist Poesie?, antwortet Maler und Autor Jens Dummer aus Selgersdorf: „Zumindest nichts eindeutig Definierbares, welshalb sie auf deutsch ja DichtKUNST heißt.“ Er führt den Begriff zum ursprünglich-griechischen zurück, in dessen Übersetzung der Poesie schlicht „machen/schaffen“ heiße. Ganz fatal empfindet der Künstler die Reduzierung von Poesie auf Schönheit, deren Gleichung meist zum Kitsch werden. Dennoch findet er eine Formulierung: „Die Poesie jedoch kann es schaffen, bis dahin Unsagbares in Worte zu fassen, so noch nicht Gesehenes sichtbar zu machen.“
Mit der Elfe Lia ist das Irmgard Dahmen, Autorin und Inhaberin der Koslarer Ziegenhofes, vielleicht im Ansatz ähnliches gelungen. Sie definiert den Begriff so: „Poesie ist für mich ein Medium um Gedanken, die meist aus heiterem Himmel den Geist berühren, zu transportieren.“ Oft bleibt, so ihre Überzeugung aber den Menschen keine Zeit mehr für diese Berührung und sie zitierte Bernd Wollersheims Gedicht „Hinter’m Regenbogen“. Bei der Jagd nach „dem Pott voll Gold“ würden sie darüber das Hier und Jetzt vergessen. “Der Regenbogen wird auf später verschoben, jetzt sind andere Dinge wichtig. Aber gibt es ein später?“
Da bleibt nur noch Altmeister Goethe zum Tag der Poesie zu zitieren: Alle Poesie soll belehrend sein, aber unmerklich; sie soll den Menschen aufmerksam machen, wovon sich zu belehren wert wäre; er muss die Lehre selbst daraus ziehen, wie aus dem Leben.
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