Erika Schunck ist eine ausgezeichnete Wohlfahrtsmarkenverkäuferin
Seit 30 Jahren eine "Marke“, mit der man rechnen muss
Von Britta Sylvester [29.12.2006, 13.52 Uhr]
Gerade zu Weihnachten und zum neuen Jahr greifen viele Menschen noch zu Stift und Papier, schreiben auf die altmodische Art Briefe und gute Wünsche. Auf den Umschlag gehört, richtig, eine Briefmarke. Auch die Spendenbereitschaft hat zum Jahreswechsel Hochkonjunktur. Schön, wenn sich beides verbinden lässt.
![]() Gut 3000 von ihnen gehen pro Jahr – vor allem zu Weihnachten und Neujahr – durch ihre Hände, Erika Schunck verkauft seit über dreißig Jahren Wohlfahrtsmarken |
Besonders gut geht das mit Wohlfahrtsmarken. Seit über dreißig Jahren verkauft Erika Schunck die bunten Marken mit dem guten Zweck. Der Erlös kommt, auch jetzt im wohlverdienten Ruhestand, den Kindern in der Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ zugute.
Mehr als 3000 Briefmarken pro Jahr treten so ihren postalischen Weg in die weite Welt an. Runde 900 Euro sammelt Erika Schunck mit dem Briefmarkenverkauf für ihre Kinder. „Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr“, Frau Schunck kramt in ihrem Gedächtnis. „Mir war es jedenfalls immer wichtig, für die Kinder Dinge außer der Reihe kaufen zu können“, folgt die Erläuterung auf dem Fuße.
Nicht nur Materialien für die Großen, die Hortkinder, konnte die Kita von diesem Geld bezahlen. Auch große Anschaffungen wie Spielgeräte für draußen oder hölzerne Bänke sind von Erika Schunks Briefmarken bezahlt worden. Soviel Engagement verdient auch mal ein Lob. Das jedenfalls dachte sich nicht nur die evangelische Kirchengemeinde in Jülich. Dort bekam die ehemalige Erzieherin von Pfarrer Thomas Kreßner das goldene Kronenkreuz verliehen.
Aber auch der Bundespräsident zeichnete die engagierte Pädagogin aus. Nachdem ihre Zwischenhändlerin aus Rendsburg sie vorgeschlagen hatte, reiste Erika Schunck gemeinsam mit einigen anderen Markenverkäufern nach Berlin zu Horst Köhler. „Leider nur zwei Tage, das war eigentlich zu kurz“, bedauert Frau Schunck, „ich habe immer ein Faible für Berlin gehabt.“
Zurück aus der Hauptstadt werden fleißig weiter Marken verkauft. Das Hauptgeschäft für dieses Jahr ist bereits vorbei, die meisten Weihnachtsgrüße sind schließlich bereits geschrieben. Ein paar Marken hat Frau Schunck noch in der heimatlichen Schublade liegen. Doch auch dafür wird sich ein Abnehmer finden, ist sie überzeugt: „Es wird zwar weniger geschrieben, aber ich habe keine größeren Einbrüche gehabt.“
Verkauft wird mittlerweile an feste Abnehmer, Jülicher Geschäftsleute zum Beispiel. Aber auch nach dem Gottesdienst fragen Käufer in spe schon mal nach ein paar Marken mit Herz. Im Zweifelsfalle „kann man sich auch an die Kindertagesstätte wenden“, die Mitarbeiterinnen dort wissen alle von Erika Schuncks Engagement. Und zumindest in den nächsten Jahren wird das nicht anders: „Ich mache weiter“, verspricht sie denn auch, schließlich steht zu befürchten, „dass keiner das weitermacht, es ist viel Aufwand und kostet viel Zeit.“
Aber die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt – vielleicht findet sich ja doch eine Kollegin, die in Erika Schuncks zugegebenermaßen große Fußstapfen treten möchte und sich eines Tages von einem künftigen Präsidenten dieser Republik eine Ehrung dafür abholen darf.
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