Weihnachten im Malteserkrankenhaus

Tannenduft und Gespräche im Krankenzimmer
Von Dorothée Schenk [23.12.2006, 15.28 Uhr]

Wenn in den Häusern im Jülicher Land das Christkind das Glöckchen klingelt und stimmungsvoll die Kerzen leuchten, dann liegen Tanja Derksen und Franz Schmitz alleine auf ihren Zimmern im Maltester Krankenhaus St. Elisabeth. Es sind zwei Patienten, die am Heiligen Abend nicht nach Hause dürfen.

Wer eben die Möglichkeit hat, verlässt zum heiligen Abend das Krankenhaus und feiert Weihnachten zu Hause.

Wer eben die Möglichkeit hat, verlässt zum heiligen Abend das Krankenhaus und feiert Weihnachten zu Hause.

Schlimm finden sie das nicht: „Ich bin gern alleine“, erklärt Franz Schmitz im Brustton der Überzeugung und lehnt sich zufrieden in sein Kissen. Die Zimmer seien schön, die Betreuung gut und als allein lebender Senior fühlt er sich auf der S2 im neuen Krankenhaustrakt gut aufgehoben.

Natürlich erwartet Franz Schmitz seine Tochter, den 13-jährigen Enkel und seinen Schwiegersohn – sie kommen vor dem Fest unterm Tannenbaum zur Bescherung. Außerdem hat Seelsorger Pfarrer Josef Jansen sein kommen angesagt. Auch darauf freut sich der Güstener, denn ein Leistenbruch fesselt den Senior ans Bett: „Was soll ich einen Tag früher nach Hause gehen? Meine Gesundheit geht vor!“

Trotzdem freut sich Christine Dreßen, dass sie für ein paar Stunden dem Krankenhauszimmer entkommen kann und mit ihren Kindern und Kindeskindern unter Weihnachtsbaum Lieder singen kann. Da sie bereits wieder auf den eigenen Füßen stehen kann, kann die Patientin nach geleisteter Unterschrift – wegen der Versicherung – vom Krankenhaus für einige Stunden beurlaubt werden.

Die alte Dame hat jüngst einen Schlaganfall erlitten und lässt sich nun im Hause der Tochter verwöhnen. „Ich bin schon einmal über Weihnachten im Krankenhaus gewesen“, erzählt Christine Dreßen und lobt auch das nette Krankenhauspersonal.

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Schwester Sandra (r.) und Schwester Petra schmücken auf der Station 2 den Tannenbaum.

Schwester Sandra (r.) und Schwester Petra schmücken auf der Station 2 den Tannenbaum.

Auch die Schwestern und Pfleger tun an diesen Tagen lieber als sonst ihren Dienst: „Die Patienten sind an diesen Tagen besonders freundlich und nehmen Rücksicht, weil wir arbeiten müssen. Wir haben dafür mehr Zeit für Gespräche, weil es ruhiger ist.“ Schwester Sandra Becker hat in ihren elf Jahren am Jülicher Krankenhaus schon manchen Weihnachtsdienst geschoben.

Der jungen Frau ist das recht: Wer an den Weihnachtsfeiertagen arbeitet hat an Silvester frei. Meist treten die ledigen, kinderlosen Mitarbeiter an, damit die Familien zusammenfeiern können, berichtet sie. Ehe es so weit ist, gibt es alle Hände voll zu tun. Pfleger Alexander entschuldigt sich darum fluchs, um die Entlassungen der letzten Heimkehrer zügig über die Bühne zu bringen. Denn: Soweit es eben möglich ist, werden die Patienten vor den Feiertagen nach Hause entlassen.

So erfüllt sich für viele sicher vorab ein Wunsch an das Christkind. Entschieden wird aber selbstredend nach der medizinischen Sachlage und geachtet wird auch auf die so genannten Fallpauschalen, wie Schwester Sandra erläutert. Unterschreitet der Patient die „mittlere Grenzverweildauer“ zahlt die Krankenkasse die Behandlung und den Aufenthalt nicht.

Um den Tag für Mitarbeiter und Kranke ein wenig festlich zu gestalten gibt es nicht nur ein Extra von der Küche, Pflegedienstleiter Harald von Donze und seine Stellvertreterin Schwester Gudrun treten morgens den Weg durch die Stationen an. MIt Handschlag und kleinem Präsent wünschen sie jedem Patienten persönlich ein frohes Fest. Unterschiedlich ist das anschließende Programm: Spontan finden sich musikalische Pfleger, wie Christoph Busch von der Intensivstation, die ein Ständchen geben, oder die Schwestern und Patienten singen gemeinsam vor dem geschmückten Tannenbaum.

Seit einigen Jahren besitzt jede Station auch eine eigene Krippe: Ein ehemaliger Patient, der aber anonym bleiben wollte, schenkte dem Krankenhaus selbstgebaute hölzerne Krippen, die jetzt alljährlich aufgestellt werden und neben Tannenschmuck und Sternen die Gänge etwas freundlich-festlich gestalten.

Nicht ganz das Christkind ist es, das Tanja Derksen im Jülicher Krankenhaus „festhält“. Per Kaiserschnitt brachte sie am Freitag, 22. Dezember, Jana Marie zur Welt. Weil es aber so mit den Ärzten geplant war, konnte die jetzt zweifache Mutter mit dem älteren Sohn bereits vorab die Bescherung feiern – obwohl er natürlich mit seinem Vater zu Besuch kommt, ehe es zum Fest unterm Baum bei den Großeltern geht. Wenn bis dahin die OP-Schmerzen vergangen sind, dann braucht Tanja Derksen auch keine Geschenke mehr, denn das schönste hält sie dann bereits im Arm.


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