Ehrgeiziges Projekt soll bis 2008 baulich stehen

Science College in der „Entscheidungsschleife“
Von Dorothée Schenk [24.11.2006, 19.12 Uhr]

Wann das Geld des Landes für die Realisierung des Science College an Haus Overbach fließt, wird in diesem Jahr nicht mehr entschieden. So lautet die Aussage der Koordinierungsstelle der Euregionale 2008, die den Förderantrag über 1,4 Millionen gestellt hat. Allerdings sollen für den Projekt-Trägerverein die Weichen so gestellt werden, dass wie vorgesehen der Start 2008 gelingt. Ein Blick auf die Hintergründe des Projektes.

Ist-Zustand und Vision: AUf dem Gelände des alten Bauernhofes am Overbacher Weg soll der Bau des Science Colleges am Mitte 2007 wachsen.

Ist-Zustand und Vision: AUf dem Gelände des alten Bauernhofes am Overbacher Weg soll der Bau des Science Colleges am Mitte 2007 wachsen.

„Was ist zu tun, damit die Jugend, die jeden morgen vor mir sitzt, eine Zukunft hat?“ Diese Frage stellte sich Heinz Lingen, Schulleiter am Gymnasium Haus Overbach und entwickelte einen Lösungsvorschlag: Die Idee zum Science College wurde geboren. Die Vernetzung zwischen Schule, Wissenschaft und Wirtschaft hat seit langem ihren festen Platz im Bildungskanon des Barmener Gymnasiums. Das manifestiert sich unter anderem in der Zusammenarbeit mit dem MINT-Verein (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik = MINT) aus dem sich ein wissenschaftlicher Beirat für Haus Overbach speist. Besetzt ist er mit prominenten Köpfen, wie Dr. Josef Siegers als ehemaliger Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Prof. Hermann Josef Buchkremer als ehemaliger Rektor der Fachhochschule Aachen, Rolf Tabellion vom Philipps Forschungslabor sowie Professor Treusch, inzwischen Präsident der International University Bremen. Für die Zusammenarbeit von Schulen und Forschungseinrichtungen gab es bereits 2003 den NaT-Working-Preis der Robert-Bosch-Stiftung. Auf diesen gewachsenen Strukturen baut das Science College auf. Das Ziel: Nachwuchsförderung auf hohem Niveau, um in Zukunft für die Jugend in der Region Chancen zu erhalten. Gegründet wurde hierzu der Trägerverein Science College.

Getragen wird die Idee von der Erkenntnis, dass in Zukunft die Bindung der so genannten „high potentials“, also des begabten Nachwuchses, an Europa unabdingbar ist. Andernfalls, so blickt Heinz Lingen düster in die Zukunft, werden über China, Singapur und Australien Wissenschaftler und Wirtschaftler gen USA „rekrutiert“. Damit würde nicht nur das „know how“ gar nicht erst in Europa ankommen, sondern schließlich als letzte Konsequenz die Absatzmärkte fehlen.

Im Science College könnten schon die Jüngsten eingebunden werden. Heinz Lingen: „Ich könnte mir durchaus Astronomiekurse für Grundschüler vorstellen.“ Vor allem aber Schüler der Sekundarstufe I und II sowie Auszubildenden von Unternehmen sollen das Angebot der geplanten Einrichtung für Wissenschaftskommunikation und Innovation nutzen. Angebote sind etwa eine „Forscherwerkstatt“, Ferienakademien und Schülercamps zu Themen wie Nanotechnologie, Hirnforschung oder Computeralgebra. Aufnahme finden sollen auch Gastschüler aus dem In- und Ausland, die über einige Wochen, Monate oder sogar ein Schuljahr das Science College besuchen sollen. Positiv vermerkt wird der Standort – einerseits – im Herzen der Euregio, ortsnah nicht nur zum Jülicher Forschungszentrum, sondern auch zu Universitäten in Aachen und Köln, und – andererseits – als Ort des Lernens abgeschieden am Rande eines Natur- und Landschaftsschutzgebietes.

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Provinzial Pater Josef Lienhard als Vertreter des Projektträgers und Heinz Lingen als Projektleiter bringen an Haus Overbach das Science College voran.

Provinzial Pater Josef Lienhard als Vertreter des Projektträgers und Heinz Lingen als Projektleiter bringen an Haus Overbach das Science College voran.

Der erste Schritt ist getan: Den ausgeschriebenen Ideenwettbewerb unter neun Architekten entschied das Aachener Büro Hahn Helten + Ass. Architekten für sich, das bereits für die Pläne zum Jugendgästehaus am Brückenkopf-Park verantwortlich zeichnete. Der futuristische Neubau soll sich harmonisch in die historische Anlage einfügen und auf einem großzügigen Campus eine Vielzahl an Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Baubeginn soll im Sommer 2007 sein.

Fertig gebaut sein soll das Science College 2008. Allerdings sind – je nach Finanzierung – verschiedene Ausbauphasen in der Planung. Drei Module sind vorgesehen: Der Zentralbau mit einem Investitionsvolumen von 2,2, Millionen Euro soll mit Seminarräumen und Labors im einstigen Bauernhofgelände entstehen. Verwendung finden hierzu bereits vorhanden Gebäude. Gleiches gilt für den Bau von Wohngebäuden für Gastschüler, der noch einmal mit 600.000 Euro zu Buche schlägt. Modul 3 ist letztlich der Vollausbau und kostet weitere zwei Millionen Euro.

Bereits Ende 2005 kam grünes Licht für die Unterstützung des Landes NRW. Die Bewerbung als Projekt in der Euregionale 2008 wurde ebenfalls positiv beschieden: Gelabelt, also als förderungswürdig anerkannt, harren die Verantwortlichen auf den Bewilligungsbescheid des Landes. 1,4 Millionen Euro sollen dann fließen, wie Rusheb Nawab von der Koordinationsstelle der Euregionale 2008 in Aachen, bestätigt. „Wir sind in der Entscheidungsschleife.“ Allerdings soll dem Projektträger der Start noch in diesem Jahr wegen der notwendigen Planungen ermöglicht werden. Mit der Zusage der Mittel rechnen Nawab allerdings in diesem Jahr nicht mehr.

800.00 Euro sind aus Eigenmitteln zu erbringen. Die Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales als Projektträger, deren Sprecher vor Ort Provinzial Pater Josef Lienhard ist, bringt als Kapital die Grundstücke am Overbacher Weg ein. Heinz Lingen bestätigte, dass zusätzlich bereits ein Großteil der Restsumme über Sponsoring gedeckt ist. Aber immer noch fehlt es an Geld. „Wenn es Menschen gibt, die wissen »ich habe 100.000 Euro aber keine Enkel«, dann dürfen sie es gerne spenden“, erklärt Heinz Lingen schmunzelnd und ergänzt: „Sie tun es für die Jugend in einer globalisierten Welt.“

Zur Broschüre Science College


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