Jülicher starteten ehrgeiziges Projekt zur „Musik am Hofe Wilhelms V“

Notenschlüssel zu Peudargents Motetten gefunden
Von Dorothée Schenk [15.11.2006, 17.42 Uhr]

 Beteiligte des Projektes "Peudargent" (v.l.): Museumsleiter Marcell Perse, Marianne Lohmer vom Kulturmanagement der Brückenkopf-Park GmbH, und Guido von Büren (r) bekommen von…

Beteiligte des Projektes "Peudargent" (v.l.): Museumsleiter Marcell Perse, Marianne Lohmer vom Kulturmanagement der Brückenkopf-Park GmbH, und Guido von Büren (r) bekommen von…

Vor über 450 Jahren erklangen in der Schlosskapelle der Jülicher Zitadelle die Motetten Martin Peudargents. Darin ist sich Guido von Büren, Geschäftsführer des Geschichtsvereins Jülich, sicher. Daher bot dieser historische Ort das ideale Ambiente zur Vorstellung der Ergebnisse des ehrgeizigen Forschungsprojektes „Musik am Hofe Wilhelm V“, dessen Hofkomponist Peudargent war.

Die Musikgeschichte stellte sich dank der Aufzeichnungen von Dietrich Graminäus zur „Jülicher Hochzeit“ für den Historiker von Büren recht eindeutig dar. In einem 30-seitigen Aufsatz ist sie in den politisch-regionalen Kontext eingegangen. Dagegen verklang in den vergangenen zehn Jahren seit der Wiederentdeckung des Komponisten die Musik ungehört. Die so genannten Stimmbücher Peudargents waren mit einer, so scheint es, schelmischen Art der Notenverschlüsselung zur Tonlosigkeit verurteilten. Erst der Musikwissenschaftler Martin Lubenow entdeckte den Schlüssel zum Geheimnis der Motetten. Erstmals liegen jetzt Partituren vor und damit sind die Werke spielbar geworden. Peudargents Musik war zu seiner Zeit als Hofkomponist begehrt: Seine Motettenbücher sind die ersten gedruckten Werke in Düsseldorf gewesen. Weit verbreitet hat sich so sein Œuvre – und so soll es wieder sein. Pünktlich zum Vortrag Lubenows zur Musik am Hofe Wilhelms V. im Mittwochsclub am 29. November soll das Notenmaterial als Band 7 der Jülicher Forschungen gedruckt und gebunden vorliegen.

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… Fritz Heller als musikalischem Leiter eine Hörprobe.

… Fritz Heller als musikalischem Leiter eine Hörprobe.

„Gedruckte“ Musik aber ist nichts. In einer kleinen Konzertreise, die über Wilhelms Residenzstadt Düsseldorf, nach Gelsenkirchen und in die Festungsstadt des Herzog nach Jülich führt, wird seit über 400 Jahren erstmals wieder Peaudargents Musik zu hören sein. Gespielt werden sie auf historischem Instrumenten wie Zink, Pommer, Virginal und Spinett. Dabei sieht Fritz Hiller als musikalischer Leiter nicht nur die musikhistorische Komponente: „Es ist Musik, die die Herzen der Menschen ergreift“ und nach seinem Wunsch anderen Ensembles Mut machen sollen, Peudargent in ihr Repertoire aufzunehmen. Gleichzeitig soll die CD erscheinen, die derzeit produziert wird. Eine Hörprobe der Musik erhielten die Besucher des 8. Zitadellenfestes, das unter dem Motto „Jülicher Hochzeit“ in diesem Sommer gefeiert wurde.

Ursprünglich aus der Religion als Teil der Liturgie geboren griffen Motetten beim Hofkomponisten Wilhelms V. auch die weltlichen Themen des Herrscherhauses, also des Arbeitgebers und Mäzens auf: Die Geburt des ersten Kindes wurde ebenso besungen, wie die des Thronfolgers und das Herzogpaar selbst. Nimmt der Musiker der kirchlichen Motette die Worte, eignet sich das Werk als instrumentale Bankettmusik. Vielseitigkeit ist hier gegeben. In diesem Sinne will Hiller im ersten Teil die geistlichen Lieder Peudargents zu Gehör bringen, in einem zweiten Teil „aktuelle Tanzmusik“ von Zeitgenossen, die durchaus textlich auch etwas anrüchig werden kann.

Begleitet wird das Konzert am 25. März 2007 in Jülich von einer Blickpunkt-Ausstellung, die das Museum Zitadelle bis 20. Mai des Jahres zeigen wird.

Möglich ist dieser Vielklang des Projektes aus Buchpräsentation, Vortrag, Konzert und CD-Produktion, wie Marianne Lohmer, Kulturmanagerin der Brückenkopf-Park GmbH erklärte, nur durch die Unterstützung vieler Stellen: Der NRW-Ministerpräsident gewährt sie – neben den lokalen Institutionen wie Sparkasse Düren, Museum, Geschichtsverein und Förderverein Festung Zitadelle – ebenso wie die Kunststiftung NRW und die Ernst-Brügmann-Stiftung.

Mehr zum Projekt ab Montag, 20. November, unter www.juelicher-hofmusik.de


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