Andreas Muth zur Wende im Sommerschlussverkauf

Beutereiche Zeit bis zum Halali
Von Dorothée Schenk [29.07.2006, 19.52 Uhr]

Andreas und Sandra Muth "pflegen" den Sommerschlussverkauf.

Andreas und Sandra Muth "pflegen" den Sommerschlussverkauf.

„Für fünf Euro ist jedes Kleidungsstück schön“, schmunzelt der zweite Vorsitzende der Jülicher Werbegemeinschaft, Andreas Muth. Als Inhaber eines Modehauses, ist er im Zentrum des Reviers der Schnäppchenjäger – oder vornehmlich „-innen“. Deren Saison hat soeben begonnen. Bevor zum Halali geblasen wird, gibt es allerlei zu entdecken – und das nicht nur in der Textilbranche.

Obwohl es seit zwei Jahren offiziell den Sommerschlussverkauf nicht mehr gibt, nutzen die Händler dennoch die Gelegenheit, ihre Lager für die Herbstwaren zu räumen und bieten reichlich Rabatte an. Nach der Freigabe haben sich viele Branchen dem „SSV“ angeschlossen. „Die geballte Reduzierung macht es interessanter“, meint Andreas Muth. Vom Sportartikel bis zum Möbel reicht die Palette der preisfreundlichen Offerten. So sehr er das erweiterte Angebot schätzt, so bedauerlich findet Muth die Abschaffung des offiziellen Schlussverkaufs: „Es war immer ein großer Frequenzbringer“, meint der Wahl-Jülicher, der mit dem Auftakt zur „Jagdsaison“ in seinem Geschäft sehr zufrieden ist. Weniger Stammkunden, als Laufkundschaft nutzen den Sonderverkauf, ist seine Erfahrung.

In diesem Jahr sei der Schlussverkauf deutlich weniger in der Öffentlichkeit beworben worden, meint Muth. Auch die Werbegemeinschaft hat sich nach Aussage des Vizes nicht zu einem gemeinsamen Auftritt entschließen können – arbeitet aber an einem solchen Konzept, im Sinne „gemeinsam sind wir stark“.

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Bis zu 70 Prozent Preisnachlässe werden auf die Waren geboten. „Das sind meist Artikel, die an den Hochsommer gebunden sind“, erklärt Muth. Denn: Jedes gelagerte Stück kostet Geld. Gewinn ist, entgegen der landläufigen Stammtischmeinung, nach Aussage des Einzelhändlers bei solchen Preissenkungen nicht mehr zu machen. „Man muss gewisse Abschreibungen einkalkulieren“, erklärt er. Völlig normal seien nach der Statistik des Hauptverbandes deutscher Einzelhandels zwei bis drei Prozent Rendite im normalen Geschäftsjahr. Da ärgert es den gestandenen Kaufmann mit serviceorientiertem Einzelhandel, wenn der Schnäppchenjäger zum „Wilderer“ wird und einen deutlich reduzierten Preis noch weiter drücken möchte.

Keine Frage dagegen ist das verbriefte Recht auf Umtausch. Zwar heißt es in einigen Geschäften „reduzierte Ware ist vom Umtausch ausgeschlossen“, rein rechtlich muss aber der Händler jede mangelhafte Ware umtauschen, gegebenenfalls sogar das Geld zurückgeben. Das gilt nicht, wenn dem Kunden nach einem unüberlegten Schnellschuss das Gekaufte doch nicht gefällt. Hier kommt es auf die Kulanz des Händlers an – für Andreas Muth keine Frage. „Wir tauschen alles um, das einzige, was wir wollen, ist ein Kassenzettel.“

In der Modebranche hält derweil schon der Herbst Einzug. Die erste Lederjacke ist verkauft und die Kollektionen schmücken die Auslage: Lange vorbei sind die Zeiten, in denen es zwei Kollektionswechsel im Jahr gab „H&M hat es mit dem vertikalen System vorgemacht“, erläutert der Fachmann. Trendscouts sind stetig unterwegs mit dem Auge auf der Straße und nach vier bis sechs Wochen sind die neuen Schnitte und Kombinationen im Laden. Per Computer gibt Andreas Muth täglich Verkaufszahlen für bestimmte Marken weiter und so können die Designer erkennen, welche Mode besonders gut ankommt und diese neu auflegen. So bestimmt neben den Medien und den Designern auch der Kunde mit, was in die Läden kommt. Im Herbst sind es, wie Sandra Muth verrät, weiterhin Jacken mit Kunstpelzbesatz. Dazu trägt Frau kurze Röcke in A-Form – „wieder richtige Stiefelröcke“ – in allen dunklen Blau- und Bordeauxtönen oder auch Tweed. Die Zeit des Glitters und der Pailletten ist weitgehend passé: „Die Mode wird femininer, mit feinen Stickereien und vielen Schmuck- oder Zierknöpfen.“ Da durchweht bei sommerlicher Hitze ein frischer Wind die Geschäfte…


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