Familienunternehmen Fußball
Lieber spielen als nur zugucken
Von Dorothée Schenk [01.07.2006, 07.38 Uhr]
![]() Konzentration und Training halten den Ball in der Luft. |
Einmal…, zweimal… und dreimal, der bloße Blick des Jung-Kickers scheint den Ball am Fuß und damit in der Luft zu halten. Neun Jahre Konzentration stehen dafür und ein fleißiges Training, das Sven Vitzer nicht nur auf dem Fußballplatz absolviert. Die ganz eigene „Wilden Kerle“ Mannschaft rekrutiert sich aus der Nachbarschaft und Kids zwischen fünf und neun Jahren treten einträchtig gegen das Leder.
„Professionell“ kickt Sven ganz im Zeichen seines Geburtsjahres - bei Jülich 10/97 nämlich. Ein wenig schüchtern wirkt der schlacksig, drahtige „Jülicher Jung“ – aber wenn es um Fußball geht, fangen die Augen an zu glänzen. Und das nicht nur zur Zeit der Weltmeisterschaft. Einträchtig Arm in Arm steht er zur Zeit schon mal mit Freund Colin im elterlichern Wohnzimmer und singt inbrünstig die deutsche Hymne mit der Nationalelf, wie Mutter Birgit schmunzelnd erzählt. Die Ergebnisse verfolgt Sven schon interessiert, vor allem aber seine Lieblingsspieler: „Podolski und Ballack“ kommen da die prompten Antworten. Lieber aber als Fernseh-Fußball gucken ist dem Neunjährigen das Spiel. Er sitzt nicht viel auf der Bank.
Der Spieler der F1 steht ganz in der Tradition von Vater Robert. Dessen Kicker-Karriere war nach einem Mofa-Unfall plötzlich beendet. Jetzt verwirklicht der einstige Sturm der A-Jugend seine Fußballträume durch den Sohn – zumindest augenzwinkernd lachend. „Und ich darf den Jungen zu den Spielen fahren“, gibt es einen freundlichen Seitenhieb der Gattin hinterher. Wenn Kinder Fußballspielen ist es ein Familienunternehmen. Wöchentlich geht es dienstags zum Training und am Wochenende zu Turnieren.
![]() Sven und "sein" Pokal. |
Derzeit mangelt es, so weiß die Spielermutter Birgit allerdings der Mannschaft an Nachwuchs. Wenn die Spielerzahl der Mannschaftsstärke entspricht, darf eben keiner krank werden und nicht einmal die Großmutter Geburtstag haben. In den Fällen rücken jüngere Spieler aus der F2 nach, aber auch das ist nicht befriedigend.
Als Stürmer bekam Sven mit fünf Jahren seine Fußballschuhe angepasst. Aber das war nicht wirklich seine Position. Seine Stärken kamen nach einem Trainerwechsel richtig zum Einsatz: Wolfgang Wieseler erkannte schnell, dass die Abwehr der richtige Platz für den ausdauernden Jungen ist. Und damit sind sie auf Erfolgskurs. Ein paar Pokale hat es schon gegeben – aber nur leihweise. Denn reihum wird der erspielte Pokal bei den Kickern zu Hause gehütet, so wie gerade jetzt.
Natürlich schielt Sven auch auf einen ganz anderen Pokal: Deutschland als Weltmeister das wäre schon was. Die Argentinier mit ihrem 6 : 0 lassen schwere Zweifel aufkommen. Aber das ist ja glücklichweise seit gestern Geschichte – eine, die Sven im Urlaub auf den kanarischen Inseln erleben konnte. Aber zum Endspiel, da ist sie pünktlich wieder, die Fußballfamlie Vitzer.
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