Autor Bernd Wollersheim fünftes Werk

Getrieben und geschrieben zwischen Sonne und Wind
Von Arne Schenk [06.07.2006, 13.22 Uhr]

Eine Pralinenpackung voller „Geschichten und Gedichte zwischen Sonne und Wind“ hat Bernd Wollersheim veröffentlicht, damit Leser einfach sich hinsetzen können und zugreifen.

Eine Pralinenpackung voller „Geschichten und Gedichte zwischen Sonne und Wind“ hat Bernd Wollersheim veröffentlicht, damit Leser einfach sich hinsetzen können und zugreifen.

In gleißendem Weiß-Gelb taucht die Sonne ins Meer, mit letzter Kraft den Himmel mit Rouge getönt, während wogende Wellen gischtweiß ans Ufer schwappen. Stimmungsvoll erstrahlt der Umschlag des neuen Werks von Bernd Wollersheim, „Geschichten und Gedichte zwischen Sonne und Wind“. „Ich möchte Mut und Hoffnung vermitteln“, erklärt der Autor, „weil das wichtig ist.“ Deshalb hat er auch die untergehende Sonne als Covermotiv ausgewählt: „Ich weiß, sie geht am nächsten Morgen wieder auf.“

Die ersten 500 Exemplare der 3.000er-Auflage seines mittlerweile fünften Buches – der Rest wurde tags darauf angeliefert - konnte er am 20. Juni abholen. Zehn Mal die Treppe mit den 57 Stufen bis zur Mansarde, die im vierten Stock über seiner Wohnung liegt, hinauf: „Ich habe das als Herz-Kreislauf-Training angesehen. Der Oberarzt in der Klinik meinte, eine Treppe zu erklimmen, sei wie ein 100-Meter-Lauf. Damit hätte er also einen 400-Meter-Lauf absolviert. Oder sogar einen 800er-Lauf, weil die Treppen doch zweigeteilt sind? „Wobei er nicht gesagt hat, wie viele Stufen es sein müssen.“

Wieso überhaupt Klinik? Ein schwerer Herzinfarkt ereilte den 61-Jährigen Ende 2005. „Trotzdem ich mich vernünftig ernähre und auch richtig bewege“, resümiert Wollersheim. Seit sieben Jahren klappert er Haustür um Haustür ab, um seine Bücher zu den Menschen zu bringen, insgesamt 7.000 Exemplare. Anfangs war er auch im Winter unterwegs, doch die Kälte wurde zu übermächtig: „Sie können machen, was sie wollen, sie frieren an den Fingern.“ Auch ein anderer Aspekt schlug zu Buche: „Irgendwann will der Dichter auch schreiben.“ Also legt er seither eine Winter-Regenerationsphase ein.

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Muße findet Bernd Wollersheim für seine Autorenschaft erst wieder im Winter.

Muße findet Bernd Wollersheim für seine Autorenschaft erst wieder im Winter.

Auch die Sommerarbeitszeit hat er drastisch reduziert, von 12 bis 14 Stunden auf sechs bis acht, beginnend um 9 Uhr: „Ich gehe im Prinzip so lange, bis ich müde bin.“ Nicht nur den Verkauf übernimmt er in Eigenregie: Ob Schreiben, Lektorat, Verlagsarbeit, lediglich die Produktion besorgt eine Druckerei, die von Bernd Wollersheim aber begleitet wird. „Von Anfang an ist alles in meiner Hand, bis es in andere Hände übergeht.“ Kann man denn davon leben? „Ja, wenn man bescheiden ist.“

All’ das, um dem Stress vergangener Jahre zu entfliehen. Denn bis 1999 war er 20 Jahre lang als Journalist für Printmedien und Fernsehen aktiv. Von Köln ging er nach Bergheim und landete während eines Auftrags in Inden/Altdorf, bei dem Künstler Rudi Vaasen. Als dieser dem Braunkohlebagger weichen musste und mit seinem Atelier nach Jülich zog, kam auch Wollersheim erstmals in die Herzogstadt. „Mir gefiel die kleine Stadt, sie war sympathisch und freundlich.“ Es sollte seine neue Heimat werden.

Neben dem Schreiben organisiert er auch eigene Ausstellungen. „See-h-nsuch-Zee-zucht“ mit Fotos und Gedichten in deutsch und niederländisch fand erstmals 2002 statt. Natürlich veranstaltet er auch Lesungen mit seinen Werken. Dort geht er zwar mit einem kleinen Konzept zu Werke, das aber zumeist schnell ad acta gelegt wird. Denn der Dialog mit dem Publikum kommt oft sehr schnell zustande. Leider sei er aber noch nicht oft von Gymnasien zur Lesung eingeladen worden.

Bernd Wollersheims Ziel ist es, Bücher zu verfassen, die niemanden zu etwas zwingen, also auch nicht, sie von vorne bis hinten zu lesen. Interessierte sollen sich vielmehr hinsetzen können, und es einfach irgendwo aufschlagen. Auf der Suche nach Nachdenklichem, Lustigem, Melancholischem, aber auch Politisch-Spöttischem werden sie dann fündig, je nach Gemütsstimmung: „Wie ein Kartönschen Pralinen. Man greift sich das heraus, worauf man gerade Lust hat.“

„Das Buch hat sehr viel mit Freiheit zu tun für den, der es kauft“, erzählt der Dichter. Auch für ihn? Natürlich habe diese Art zu leben, sehr viel damit zu tun, bestätigt Wollersheim und erinnert sich an eine Begebenheit mit einem Wanderfalken, der wegen eines verletzten Flügels nicht mehr fliegen konnte. Das gleiche gilt für ihn: „Wenn ich richtig krank werde, war es das. Der Preis der Freiheit ist das Risiko.“


„Geschichten und Gedichte zwischen Sonne und Wind“ von Bernd Wollersheim erscheint in zwei Versionen jeweils 112-seitig und farbig; als Buch DIN A5 gebunden, Einband seidenmatt, farbig zu 10 Euro; als Taschenbuch, Einband hochglanz kaschiert zu 8 Euro. Es ist ausschließlich erhältlich bei dem Verfasser, Tel. 0178/6721230. Interessierte können den Dichter auch in seiner guten Stube in Jülich, Kurfürstenstraße 10, besuchen.: „Voraussetzung, sie sind treppenfest.“


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