Näherinnen im Einsatz für die „Jülicher Hochzeit“

Der goldene Schnitt für den großen Auftritt
Von Helga Hermanns [02.06.2006, 16.01 Uhr]

Prächtig soll sie werden die Jülicher Hochzeit. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für das Fest am 18. Juni, bei dem das historische Ereignis von 1585 nachgespielt wird. Es gibt dabei unzählige fleißige Hände, die am Drehbuch mitarbeiten, die einzelnen Szenen der Hochzeit zur Bühnenreife bringen, Musik auswählen und sich um tausend Kleinigkeiten kümmern. Natürlich dürfen auch die passenden Kostüme nicht fehlen. Ein Teil wird beim Kostümverleih besorgt, um die Renaissancezeit in ihrer vollen Pracht zu zeigen. Aber es werden auch Kleider, Umhänge oder Kopfbedeckungen benötigt, um beispielsweise die beteiligten Schülerinnen und Schüler der drei Jülicher Gymnasien einzukleiden, die sich am Triumphzug der Hochzeit beteiligen.

Gefertigt werden sie von einer Näh-AG, die Inge Duwe vor rund fünf Jahren ins Leben gerufen hat. Einmal in der Woche – immer mittwochs – trifft sich nachmittags im Neubau der Zitadelle am Propst-Bechte-Platz eine Gruppe von Frauen und Mädchen. Sie nähen für den Eigenbedarf, arbeiten aber auch für den Weihnachtsbasar der Zitadelle. Seit Wochen sind sie nun mit dem Zitadellenfest beschäftigt. Und Inge Duwe kann zurzeit fast nur in Schnittmustern denken. Sobald sie einen Stoff in Händen hält, fällt ihr dazu gleich das passende Kleidungsstück ein und wie man es am besten und einfachsten herstellen kann. Ihre Ideen setzt sie manchmal gleich zu Hause um und beratschlagt dann mit den anderen Frauen und Mädchen ihre Ideen.

Rund 20 Kleider und 15 Umhänge sind zu nähen. Gefertigt werden sie zum Teil aus gespendeten Stoffen. Und da ist allerhand zusammengekommen: Biber-Betttücher etwa wurden zu bodenlangen Röcken verarbeitet. Diese werden so gewickelt, dass vorne ein Stück brauner Stoff zu sehen ist, ähnlich wie eine Schürze. Dazu tragen die Darstellerinnen später braune Oberteile aus Samt. Die Armöffnungen sind locker in Falten gelegt, so dass sie eine Rüschenform haben. Das Vorderteil läuft vorne über dem Bauch spitz zu, was die Figur vorteilhaft betonen soll. 30 Baretts müssen zudem noch genäht werden. Die kreisrunden Zuschnitte haben einen Durchmesser von rund 50 Zentimetern. Immer wieder wird über Farben beratschlagt, werden Änderungen diskutiert und Lösungen gesucht, um möglichst schnell arbeiten zu können.

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Hier sitzt jeder Stich: Näherinnen im Einsatz für die "Jülicher Hochzeit" zum Zitadellenfest. Foto: Helga Hermanns

Hier sitzt jeder Stich: Näherinnen im Einsatz für die "Jülicher Hochzeit" zum Zitadellenfest. Foto: Helga Hermanns

Den Mitgliedern der Näh-Gruppe macht die Arbeit sichtlich Spaß. Und vor allem die Aufgabe, an der Jülicher Hochzeit mitzuwirken, ist für die Frauen und Mädchen eine Herausforderung. Es wird gelacht, viel erzählt und immer wieder probiert, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Inge Duwe kann sich dabei nicht nur auf die eigene Erfahrung verlassen. Mit Ellen Robens hat sie eine echte Fachfrau in der Runde, die als gelernte Schneiderin so manchen praktischen Kniff verraten kann. Ilonka Klein hat ihre drei Töchter für das Nähen begeistert: Natalie (13), Ulrike (15) und Martina (17) helfen ebenso mit wie Sharon Robens und Tochter Iona (13). Die gleichaltrige Jacqueline und ihre Mutter Heike Frieten sind weitere fleißige Helferinnen.

Und wenn dann am 18. Juni der Triumphzug das frisch vermählte Paar begleitet, werden wohl mehrere tausend Besucher nicht nur den Brautleuten zujubeln, sondern auch die Kostüme bewundern, die dem Fest den eigentlichen Glanz verleihen werden. Die ehrenamtlichen Helferinnen der Näh-Gruppe geben sich zwar bescheiden, aber ein bisschen stolz sind sie schon auf das, was sie in wochenlanger Arbeit geleistet haben.


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