Ausstellung: Marc Remus zeigt „Jülicher Impressionen"

Fassaden und Füchse auf Tee und Kaffee serviert
Von Dorothée Schenk [15.11.2004, 09.36 Uhr]

Allerlei Grund zur Freude: Marc Remus hat mit Georg (M) und Marita Loven ein kompetentes Galeristenehepaar gefunden, die seine „Jülicher Impressionen“ prächtig präsentieren.

Allerlei Grund zur Freude: Marc Remus hat mit Georg (M) und Marita Loven ein kompetentes Galeristenehepaar gefunden, die seine „Jülicher Impressionen“ prächtig präsentieren.

Nach Johann Wilhelm Schirmer kam erstmal lange Zeit gar nichts. Er prägte über lange Zeit den malerischen Blick der Jülicher auf ihre Stadt. Dann wagte Wilhelm Schlote zur Landesgartenschau eine zeichnerische Kollage und nun kommt Marc Remus. Ein junger Künstler aus Frankfurt, bundesweit in 15 Galerien in acht Städten vertreten, entdeckt durch einen „extremen Zufall“ Jülich als Motiv. Um als Anhängsel seines Agenten bei einem Zwischenstop in Jülich die Wartezeit zu verkürzen, bricht er zur Stadtbesichtigung auf. Städte sind seine Leidenschaft, ihnen gibt er in besonderer Weise ein neues Gesicht. Er bringt sie zu Papier - nicht etwa auf Leinwand oder Holz. Nur auf diesem Malgrund erreicht er die gewünschten Effekte, die auf einer „Grundierung“ basieren, die auf eine betriebsgeheime, stets wechselnden Tee- und/oder Kaffeetinktur aufbauen. So entsteht die für ihn typische gelblich-braun, zuweilen goldglänzend anmutende Farbe als zauberhafter Kontrast zu den, in allen hell- und dunklen Tönen schattierten, fast fotografisch wiedergegebenen Wahrzeichen der Städte. In Aquarell, Acryl, Pastellen und Lacken, die in einer Salz-Wasserlösung wieder aufgebrochen werden, wachsen die Gebäude in das diffuse Licht. Das gilt für Frankfurt ebenso wie für Köln, Düsseldorf oder München - und Jülich...

„Es war eine schwierige Annäherung“, wie der Künstler zugibt, „ich hatte mir Jülich als kleine Fachwerkstadt vorgestellt.“ Da war erstmal Ernüchterung angesagt. Als Remus nach dem Fussmarsch vom Technologiezentrum den Hexenturm erreicht, bricht langsam das Eis, aber selbst am Marktplatz angesichts der Mariensäule bleibt er skeptisch. „Die Herausforderung ist, die kleinen Feinheiten zu entdecken.“ Dabei hätte er die Zitadelle und ihr Schloss fast verpasst, wie der 35-jährige mit jungenhaftem Schalk erzählt. Erst bei der dritten Umrundung des Wallgrabens findet er die Renaissance-Fassade.

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Viel Zeit für Gespräche nahm sich Künstler Marc Remus bei der Vernissage.

Viel Zeit für Gespräche nahm sich Künstler Marc Remus bei der Vernissage.

300 Fotografien macht der Künstler an diesem Tag von den Jülicher Sehenswürdigkeiten. Das ist so der übliche Schnitt pro Stadt. Lediglich München „schluckte“ 1200 Aufnahmen. Aus diesen Vorlagen wächst in rund zweiwöchiger Kleinstarbeit „mit einem 0,3er Pinsel“ das neue Bild der Stadt. Das Papier spannt er dazu auf eine Türe, über der er liegend bis zu zwölf Stunden täglich arbeitet. Vom Original lässt Marc Remus Drucke fertigen, die er nicht nur nummeriert und handsigniert, sondern vor allem auch per Hand nachbearbeitet. Sie sind gegenüber dem Original bei einem Format zwischen DinA3 und A4 mit unter 100 Euro durchaus erschwinglich.

Auf dem Rückweg zum Technologiezentrum - wieder einer der Zufälle, an die Remus gar nicht glaubt: Er entdeckt die Galerie Zitadelle und Georg Loven. „Hier ist Bedarf an Kunst“, denkt sich Remus und stößt bei dem Jülicher Geschäftsmann auf offene Ohren und Räume. Man einigt sich: Zum besonderen Anlass, nämlich der Feier zum zehnjährigen Geschäftsjubiläum der Galerie Zitadelle, wird die Ausstellung „Jülicher Impressionen“ eröffnet. Bis 19. November können sich Neugierige auf seine Ansichten einlassen.

Biographisches
Geboren in Frankfurt/Main, Jahrgang 1969, lebte und studierte Marc Remus in Japan, USA und Honduras.
Neben Malerei widmet er sich der Schauspielkunst und dem Theater
1988 Abschluss an der School for Creativ & Performing Arts, Cincinnati, Ohio; USA
1996 macht er seinen Abschluss als Illustrator am Center College of Design in Pasadena, wo er mit Francis Ford Copolas Tochter Sophia studierte.
Die Serie der Städtebilder ergänzt er malerisch durch abstraktes, aber seine Seele gehört der Kinderbuchillustration. Marc Remus verfasst selbst Bilderbücher (noch unveröffentlicht) und hat soeben seinen ersten Roman für Kinder „Magora. Die Galerie der Wunder“ fertiggeschrieben.


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