Ingo Meier liebt den 2CV und füllt damit ein Buch
Enten-Virus seit 40 Jahren im Blut
Von Arne Schenk [21.05.2006, 12.08 Uhr]
![]() Entenfahrer sind Spielkinder - sagt Ingo Meier. |
„Ich habe meine Eltern damit schockiert, dass ich im Urlaub nichts anderes fotografiert habe als Enten.“ Nein, Ingo Meier ist kein Ornithologe, sondern Verfasser des Buches „Citroen 2CV“, eben mit dem Untertitel: „Die Geschichte eines Autos namens Ente“. Elf Jahre alt war er, als er statt mit Bildern seiner Gastfamilie ausschließlich mit Schnappschüssen von Wellblechenten nach Hause kam, vom Austausch in Frankreich.
Die Leidenschaft für das Metalltierchen hat ihn kurz vor oder nach Antritt der Grundschule gepackt: „Da muss ich sechs oder sieben gewesen sein.“ Seitdem konnte er nicht von diesem Virus befreit werden. Damals begann er auch damit, fieberhaft nach dem Objekt seiner Begierde zu fahnden: „Es gab kaum Modelle. Ich habe gesucht, weil ich unbedingt eines haben wollte.“ In einem Korb in einem Dürener Warenhaus wurde er fündig. In einem Korb lagen die 2Cvs zu einem Hügel getürmt und weil sie aus Plastik hergestellt waren, sogar relativ günstig.
Bis 1993 lebte der gebürtige Dürener in seiner Heimatstadt, dann zog es ihn nach Aachen zum Studium. Germanistik, Politik und Anglistik stand auf dem Magisterstundenplan. Das hatte zwar nichts mit Technik zu tun, dafür konnte er sich aber einer anderen Passion hingeben: „Ich habe immer ein Faible gehabt für alte Sachen und micht immer für Geschichte interessiert“, gesteht der „totale Nostalgiker“.
![]() Eine Ente auf Urlaub. Foto: privat |
Diese Ausbildung trägt nun in der Veröffentlichung des Buches saftige Früchte: Umgang und Auswertung von Quellen, die Verbindung von der technischen Entwicklung zwischen 1939 und 1990 mit der Darstellung des Vehikels in Werbung, Film, Video und Musik lassen einen akribischen wissenschaftlichen Umgang mit der Materie erkennen. Kein noch so feines kleines Detail scheint der Journalist und Autor ausgelassen zu haben.
Dennoch ist die Liebe zu dem vielleicht französischsten aller Fahrzeuge das eigentliche Triebmittel zu Unternehmen Buch: „Es ist auf der einen Seite ein Fortbewegungsmittel, auf der anderen ein Lebensgefühl.“ Das typische Merkmal des Kultautos? „Die Ente ist im positiven Sinne primitiv.“ Schließlich ließe sie sich mit einer durchschnittlichen Werkzeugausrüstung am Straßenrand zerlegen. „Sie hat das Komplexitätsniveau eines Mofas und vermittelt nicht übermäßig begabten Bastlern einen Erfolg.“ Ursprünglich sei sie nämlich für die französischen Landbevölkerung konzipiert worden, für Leute ohne Geld, die damit sonntags zur Kirche fahren und in der Woche Kartoffelsäcke transportieren oder damit in die Felder fahren.
Er selber fuhr seit seinem 18. Lebensjahr durchgängig Ente: sechs 2CV6, zwei 16er und zwei Kastenenten. Besessen hat oder vielmehr war er von noch mal so viel. Oder waren es 20? Das kann er nicht mehr nachvollziehen. Zurzeit gehören ihm drei bis vier, ein schwarzer 1985er für den Alltag, die anderen von 1963 und 1964 sowie ein zerlegter von 1969. Die letzten drei werden irgendwann einmal restauriert.
Weil Entenfahrer Spielkinder sind.
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright