Berufsorientung für Hauptschülerinnen
Angehende Kosmetikerin erweiterte ihre Perspektive
Von Dorothée Schenk [13.01.2005, 16.34 Uhr]
![]() Christina hat den Dreh raus und lässt sich von Diplom-Soziologin Christiane Rese (r.) und Anastasia „assistieren“. |
Wie wird es wohl sein im Berufsleben? Wenn ich Familie habe? Kinder etwa?! Und dann noch arbeiten… Mit solchen Fragen beschäftigen sich 13- bis 16-jährigen Mädchen der Jahrgangsstufe 7 und 8 der Linnicher Hauptschule im Wahlpflichtfach mit dem ungelenken Namen „Berufswahlorientierung und Lebensplanung“. Diplom-Soziologin Christiane Rese und Angela Stefan von der Regionalstelle Frau und Beruf in Düren helfen dem weiblichen Nachwuchs zwei Stunden in der Woche auf die Sprünge. Und in die Praxis: „Pünktlichkeit, das Einhalten von Pausen und auch dann durchzuhalten, wenn es mir keinen Spaß macht“ waren für Christiane Rese der Ausschlag für einen Mädchen-Projekt-Tag, der jetzt bei der Firma Perspektive in Jülich in die Werkstatt führte. Abseits der traditionsgebundenen Berufe sollten die baldigen Berufseinsteigerinnen in diesem Betrieb die Möglichkeit haben, an der Holz- und Metallverarbeitung „zu schnuppern“. Und die Mädels fanden es „dufte“.
„Es macht Spaß“, findet die 15-jährige Natascha, „ich kann Erfahrungen sammeln mit Metall. Ich finde es toll, wie schnell die Arbeit gehen kann - das ist einfacher als Schule.“ Aus einem Rohling hat sie unter der Anleitung von Perspektive-Ausbilder Cornelius Heck in den fast vier Stunden ein Vorhängeschloss gefertigt. Natascha weiß noch nicht wirklich, was sie beruflich machen möchte, könnte sich aber vorstellen, in der Branche zu arbeiten. Eine, die Kraftfahrzeugmechanikerin als Berufswunsch hat, Anastasia (16), war zuerst ein wenig enttäuscht. „Immer nur so kleine Sachen machen, das gefällt mir nicht - ich will eigentlich an Autos arbeiten.“ Eher die Technik der Steuerberatung interessiert Christina (14), die es findet „es ist gut, mal so zu arbeiten.“
![]() Selvin (hinten) hat ein Händchen für Holz, will aber lieber Kosmetikerin werden. |
Daniel Becker, Ausbilder in der Perspektive-Holzwerkstatt und auf männliche Lehrlinge gepolt, war positiv überrascht vom Engagement der Mädchen: „Man merkt natürlich, das sie zum Teil nicht die Kraft und Geschwindigkeit haben.“ Eine Ausnahme ist Selvin (15): Sie hat als einzige in der zur Verfügung stehenden Zeit ihr Werkstück fertig bekommen. „Sie ist die schnellste und hat am saubersten gearbeitet“, lobt Becker. Die Mädchen haben - in der einfachsten Holzverbindung, einer so genannten Ecküberblattung - einen Spiegelrahmen gebaut. Kritisch betrachtet Selvin ihre Arbeit und gibt zu, Spaß am Holz zu haben. Auf die Frage nach dem Berufswunsch kommt aber prompt: „Kosmetikerin“. Fazit: „Perspektive“ erweitert - aber führt nicht immer zum in die Werkstatt.
Information:
Die so genannte Berufswahlorientierung und Lebensplanung bietet die Regionalstelle für Frau und Beruf in allen Schulformen für Mädchen an. Angela Stefan stellt es auch auf die speziellen Wünsche der Schulen ab: So werden in Gymnasien gerne Projektwochen zum Thema angeboten, in der kommenden Woche finden in der Realschule Jülich drei aufeinander folgende Projekttage statt.
Kontakt aufnehmen können Interessierte mit Angela Stefan im Kreishaus Düren, Zimmer 190, unter der Telefonnummer 02421/22-2255 und per Mail a.stefan@kreis-dueren.de
http://www2.kreis-dueren.de/a-z/17/regionalstelle.htm
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright