Ich-AG als Kür
Gerd Frank wagt den Sprung in die Selbständigkeit
Von Dorothée Schenk [01.01.1970, 01.00 Uhr]
![]() Auf dem 1. Kupfermeistertreffen in Stolberg: Auch hier ist Gerd Frank bei der Arbeit. |
Was ihm begegnet, wird unter seinen Händen zum Kunststück. Ob Buchenholzwurzel oder versteinerter Pottwalknochen – Gerd Frank lässt sich von der Natur inspirieren. Dabei stehen die „Fundstücke“ nie für sich, sie verwachsen mit Rahmen, Farben und dem ureigensten Element des gelernten Gold- und Silberschmieds, mit Metall. Im Vordergrund steht die Kunst des Ziselierens: Gerd Frank schlägt aus feinen Platten seine Figuren (vorwiegend Akt), ob als Solisten oder Paar. „Jedes Werk hat durch die besonderen Fundstücke eine Geschichte“, erklärt Gerd Frank. Lauschen können diesen die Betrachter etwa bei Werken wie „Die Verführung“, „Sprungbrett ins Leben“ oder „Über den Wellen“, das jüngst bei der Ausstellung „Wasser, Farbe, Sphäre, Licht“ im Aldenhovener Wasserwerk zu sehen war. Derzeit zeigt sich Gerd Frank mit Arbeiten beim „Indener Herbst“.
Aus seiner künstlerischen Berufung hat der Freialdenhovener jetzt ein Unternehmen gegründet: Als Ich-AG firmiert seit Mitte des Jahres der Metalbildner, wie er sich nennt. Dazu musste der 51-Jährige ein Gründungsseminar absolvieren, dass ihm die Grundlagen für seine Selbstständigkeit lieferte. Wichtigstes Ergebnis ist die einheitliche Gestaltung des Ich-Auftritts von Gerd Frank: Visitenkarte, Flyer und der Internet-Auftritt sind jetzt aus einem Guss.
![]() Auf dem Kunsthandwerkerinnnen-Markt zeigte Gerd Frank, wie Kinder mit Naturmaterial kreativ umgehen können. |
Dabei ist die Kür des Künstlers einst aus der Pflicht geboren. Seit er vor vier Jahren nach 25jähriger Betriebszugehörigkeit seinen Arbeitsplatz verlor, konnte er erstmals seinen Visionen freien Lauf lassen. Dabei ist Gerd Frank das gelernte Handwerk sehr wichtig: Neben dem Schmieden, Löten und Schweißen – einst im Dienste der Kirchen im Bistum Aachen – sind vor allem die so Ziseliertechniken von Bedeutung. Diese wendet er auch in seinen tragbaren Kunstwerken an: In seinem heimischen Atelier in Freialdenhoven entstehen nämlich in gleicher Manier wie die freien Wandbilder Schmuckstücke. Auch diese sind eine Kombination aus Stein, Metall und Hölzern. Einige werden sogar in künstlerische Objekte integriert und wachsen zu eigenständigen Werken heran.
Gerd Frank behält sein Wissen aber nicht für sich: Gerne vermittelt er seine Kunstfertigkeiten in Kursen, bringt vor allem dem Nachwuchs bei, wie er mit Naturmaterialien kreativ umgehen kann. Belege des Erfolgs sind die Ausstellungen mit den Kindern, wie sie in Aldenhoven oder auf dem Kunsthandwerkerinnen-Markt zu sehen waren. Dabei kommen die eigenen Projekte aber nicht zu kurz. Nach der Teilnahme beim 1. Kupfermeistertreffen im Zinkhütter Hof in seiner Heimatstadt Stolberg, arbeitet Gerd Frank derzeit für eine Aussstellung auf Ameland im kommenden Sommer.
Mehr über Gerd Frank und seine Arbeit unter www.gerd-frank.com
Voraussetzungen zur Gründung einer Ich-AG
Am Anfang steht der Antrag zur Gründung einer Ich-AG, den gibt es bei der zuständigen Agentur für Arbeit in Jülich beziehungsweise Düren. Wichtigste Voraussetzung ist der unmittelbare Anspruch auf Arbeitslosengeld. Dahinter verbirgt sich, wie Britta Hurtz, Leiterin des Büros für zusammengefasste Aufgaben der Agentur für Arbeit Düren, erklärt, dass zwischen der letzten Zahlung des Arbeitslosengeldes und beginnender Ich-AG eine Frist von maximal 3,9 Wochen liegt. „Wenn Sie einen Tag zu spät sind, haben sie verloren.“
Der angehende Selbständige muss eine Einschätzung des Einkommens im ersten Geschäftsjahr vorlegen – der Gewinn darf 25 000 Euro nicht überschreiten–, inklusive einer so genannten Tragfähigkeitsbescheinigung. Diese muss von einer unabhängigen Stelle, etwa einem Steuerberater oder der Handwerkskammer ausgestellt werden. Das Ergebnis muss lauten: Der Gründer kann von der Geschäftsidee leben. Damit das fachkundige Urteil von diesen Stellen gefällt werden kann, ist ein Businessplan zu schreiben, der unter anderem die Geschäftsidee, eine Markteinschätzung und einen Lebenslauf enthält.
Wird der Antrag dann positiv beschieden, wird die Förderung – 600 Euro pro Monat – für ein Jahr gewährt. Unter Einreichung einer Gewinn-Verlust-Ermittlung und idealerweise auch eines Steuerbescheides kann eine Verlängerung der Förderung zweimal beantragt werden.
Im zweiten Jahr gibt es 360 Euro, im dritten 240 Euro je Monat. Britta Hurtz weist darauf hin, dass vom Förderbetrag die Pflichtversicherung zur Rentenversicherung zu zahlen ist, also ab dem 2. Jahr die Förderung gerade zur Deckung dieser Kosten reicht, nicht aber für den Lebensunterhalt.
Empfehlenswert ist der Besuch eines Gründer-Seminars. Termine hierzu können bei der Wirtschaftsgesellschaft des Kreises Düren (GWS) unter 02421-48850 erfragt werden.
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright