Grabung Zitadelle

Verräterische Färbungen der Erde
Von Dorothée Schenk [06.09.2015, 09.28 Uhr]

Von oben schön zu sehen: Wo noch Ausgrabungen stattfinden sollen sind, sind farbige Markierungen auf dem Boden angebracht.

Von oben schön zu sehen: Wo noch Ausgrabungen stattfinden sollen sind, sind farbige Markierungen auf dem Boden angebracht.

30 Jahre lang dauerten die Arbeiten an der Jülicher Zitadelle und verursachten ein ohrenbetäubendes Spektakel in der Herzogstadt. Eher in aller Stille und von großen Mauern fast im Verborgenen finden seit 2014 an gleicher Stelle Ausgrabungen statt. Ende des Jahres wird der letzte Erdkrümel in Sachen „Grundlagenforschung“ im Innenhof der Festungsanlage umgedreht sein.

Erstaunliches ist in den vergangenen zwei Jahren zu Tage gefördert worden: Sogar bis in die Römerzeit ging die Zeitreise in diesen Sommerferien. Sechs Münzen legen Zeugnis darüber ab. Allerdings liegen sie, davon ist Bernhard Dautzenberg vom Museum Jülich überzeugt, nicht seit bereits 2000 Jahren hier. Vielmehr, so der Archäologe, sind sie wohl bei den Festungs-Bauarbeiten mit Steinen und Erde herangeschafft worden. „Verlagerte Funde“, nennt das der Fachmann.

Anders ist es mit dem 6-Heller-Stück von 1579, das in diesem Sommer freigelegt wurde. Es sind „Geheimnisse“, die die Festung Zitadelle freigibt, die keineswegs offensichtlich sind. Da muss man schon genau und mit Sachkunde hingucken. Das gilt auch für die Original-Laufrinnen der Kutschen, die vor über 450 Jahren hier zum Herzog von Jülich in den Innenhof einfuhren. Die Färbung des Erde ist oft für die Gräber in der Vergangenheit ein Indiz. Mit bloßem Auge dagegen ist der spektakuläre Rundbau im Zentrum zu sehen: Ein Badehaus für Soldaten sind es, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde und nicht mal eine Dekade Bestand hatte.

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Bernhard Dautzenberg schärft den Blick fürs Detail

Bernhard Dautzenberg schärft den Blick fürs Detail

Die Festung Zitadelle ist nicht nur Museum und Forschungsstätte, das städtische Gymnasium ist hier zu Hause. Damit der Schulbetrieb so wenig wie möglich gestört wird, kommen die Archäologen in den Ferien. Wenn sie im Herbst ihre Grabungsstätte verlassen, rollen in den Osterferien die Bagger an. Fünf Meter tief soll der Aushub sein, der die Kellermauern freilegen wird. Das war nämlich das ursprüngliche Anliegen: Die Sanierung des durchfeuchteten Mauerwerks.

Einst, so wurde entdeckte, war der Innenhof nämlich die tiefste Stelle der Festung und führte die Wassermengen, die vom Schlossdach kamen, durch eine Drainage und Kanalisation in den Wallgraben. So hat man es bei den Grabungen im vergangenen Sommer vorgefunden. Mit dem „Kulturschutt“ der Jahre entstand im Innenhof aber eine kleine Erhebung, die nun das Wasser immer wieder an die Mauern spülte und die Steine so durchtränkte. Jetzt sollen sie trockengelegt werden. Schließlich beherbergt der Schlosskeller die Schätze des Museums Zitadelle Jülich.

Wie der einst baumbestandene, idyllische Innenhof mit Blick auf die vom Krieg verschonte Fassade der Schlosskapelle letztlich aussehen wird, ist noch unklar. Möglich wäre, so Bernhard Dautzenberg, dass das gefundene Pflaster im ursprünglichen Ornament wieder ausgelegt wird. Die Steine sind derzeit eingelagert. Letztlich wird es eine Abstimmung aller Beteiligten sein: Des Museums, des Gymnasiums und des Landes NRW. Diese sind nämlich Eigentümer der größten Festung diesseits der Alpen.

Interessierte können zum Tag des offenen Denkmals, am 13. September in die Höhen und Tiefen des Festungsbaus eindringen: Auf die Bastionen und Wälle geht es ebenso wie in die Kasematten und natürlich werden auch Führungen zu den Grabungen angeboten.

www.juelich.de/museum


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