Archivar Horst Dinstühler liefert eine Geschichte und Bestandsaufnahme der Straßen

Über Straßen im Bilde sein
Von Dorothée Schenk [13.12.2004, 14.47 Uhr]

Der Autor und sein Verleger: Horst Dinstühler (r.) und Wolfgang Hommel stellten gemeinsam das neue Buch zu den Straßen Jülichs vor.

Der Autor und sein Verleger: Horst Dinstühler (r.) und Wolfgang Hommel stellten gemeinsam das neue Buch zu den Straßen Jülichs vor.

Sie werden mit Füßen getreten, bespuckt und jeder Hund – auch mancher Mensch – nutzt sie für allzu private Geschäfte in der Öffentlichkeit: Die Straßen. Horst Dinstühler hat das Jülicher Wegenetz jetzt literarisch einmal auf einen Sockel gehoben und ihnen seine ganze Aufmerksamkeit als Stadtarchivar gewidmet. „Die Straßen der Stadt Jülich und ihrer Ortsteile“ Untertitel „Geschichte und Bestandsaufnahme“ lautet das Werk, das im Verlag Josef Fischer erschienen ist. Ein beliebtes Thema, wie der Autor im ersten Kapitel erklärt, dem sich seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts historisch Interessierte und auch die örtliche Presse gerne annahmen. Recht bald, denn erst 1877 wurde eine vollständige Beschilderung der Jülicher Straßen per Ratsbeschluss veranlasst.

Locker plaudernd vermittelt – mit reichlich Fußnoten gesehen – das spannende, aber nicht wirklich abwechslungsreiche Thema Straßen. 233 Seiten tabellarische Auflistung zu Namen, Herkunft der Namen und Datierungen von Kernstadt und Stadtteilen schließen an die allgemeinen Betrachtungen zu Straßennamen, -verhältnissen und Fernstraßen an.

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Im Querformat folgt das neueste Werk aus dem Verlag Fischer einer Reihe, in der bereits Jülich auf alten Fotografien erschienen ist.

Im Querformat folgt das neueste Werk aus dem Verlag Fischer einer Reihe, in der bereits Jülich auf alten Fotografien erschienen ist.

In Wolfgang Hommel hat Dinstühler einen anteilnehmenden und engagierten Verleger gefunden. „Heimatliteratur, wie ich sie immer nenne, machen wir schon lange“, erläutert der Buchhändler, der in die Fußstapfen seinen Onkels Josef Fischer getreten ist. Sein „Ahn“ hätte am Tag der Buchvorstellung seinen 84. Geburtstag gefeiert. Dabei ist die Herausgabe von Literatur über die Stadt Jülich vor allem für dieselbe ein Gewinn – profitabel sei sie nicht, betont Unternehmer Hommel, eher Mäzenatentum. Dies gelte einzig nicht, für Fischers Taschenfahrplan. Die Auflage von rund 1000 Stück ist eher klein, gleichzeitig steigen die Ansprüche an Bücher und die Leserschaft für das Spezialthema Jülicher Geschichte nehme ab.

So war es auch eine eher erlesene Runde, die sich in der Buchhandlung Fischer vom Autoren das Buch vorstellen und sich anschließend ganz persönlich etwas über „ihre“ Straßen erzählen ließ. Hätten Sie es (noch) gewusst? Drei Adolf-Hitler-Nennungen gab es in Jülich: Ein Teil der großen Rurstraße, der Marktplatz und die Lobsgasse in Koslar. Letztere wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Anwohner bereits 1933 so benannt. „Straßennamen sind ein Spiegelbild der städtischen Eliten und damit auch politische Geschichte“, so hatte Horst Dinstühler in das Thema eingeführt. wer sich das Buch nach Hause holt, so Hommel, tut sogar noch ein gutes Werk: 2 Euro gehen – auf Umweg durch die Stadtkasse – ans Stadtarchiv. Damit die Forschung weitergeht.


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