Preis bei Landeswettbewerb
Jülicher HipHop-Hit ist Nummer 1
Von Arne Schenk [07.05.2013, 15.03 Uhr]
![]() Erfolgreiches „Project Rapstar“: Sascha Römer, Dominik Merres, Tim Hoff und Christian Goerke (v.r.). |
Mit einem Song die Nummer 1 zu sein, ist wohl der Traum fast jedes Musikschaffenden. Ein Team aus dem „Project Rapstar“ des Jülicher Roncalli-Hauses hat es nun tatsächlich geschafft, beim HipHop-Contest „LoQ – Leben ohne Qualm“, einer Landesinitiative in Nordrhein-Westfalen, den ersten Platz zu belegen. Gefeiert wurde das Ereignis mit einer Release-Party im Roncalli-Haus.
„Lass die Finger weg“ heißt das Hit-Stück, mit dem das Quartett die Spitzenposition in der Kategorie ab 17 Jahren im Kampf gegen das Rauchen erstürmte. „Das zeigt, dass wir hier gute Arbeit geleistet haben“, erklärt Christian Goerke, Ehrenamtler des Jugendtreffs und als Techniker für die Gesangsaufnahmen verant- wortlich. „Mastermind“ im Hintergrund ist Sascha Römer, der nicht nur zwei Beats zur Auswahl für die Aufnahmen bastelte und zur Verfügung stellte, sondern auch das „Project Rapstar“auf den Weg brachte.
Genau genommen soll dieses Projekt nicht mehr oder weniger, als das Leben von Menschen verändern. Schließlich umfasst es ein medienpädogisches Konzept des Sozialpädagogen Römer, der als Leiter des Jugendtreffs Roncalli-Haus natürlich immer auch den Nachwuchs im Blick hat. So soll mit kreativen Medien – wobei er in erster Linie auf Musik abzielt – sozial benachteiligte Jugendliche stabilisiert werden.
Dabei ist ein Hauptziel die Förderung psychosozialer Basisqualifikationen. Die Teilnehmer üben sich in Teamarbeit, wodurch sich ihre Selbstständigkeit entwickelt und so ein besonderes Selbstwertgefühl geschaffen wird. Diese Basisqualifikationen seien als Starthilfen in das Leben und auch den Beruf zu verstehen. So sollen die Projektteilnehmer vor allem lernen, dass es wesentlich von ihnen selber abhängt, wie sich ein Geschehen entwickelt.
Verständlicherweise identifizierten sich viele sozial benachteiligte Jugendliche auch über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Musikrichtung. Genau hier holt Sascha Römer sie ab: „Bei Musik kann man über dieselben Sachen reden.“ Eine Beziehungsarbeit auf anderer Ebene. Vorausgesetzt, der Gesprächspartner wird ernst genommen. Es ist eine Frage, wie man miteinander darüber redet. „Man braucht Qualifikationen, um authentisch zu sein“, unterstreicht Sascha Römer.
![]() Den Siegersong gab es auch noch einmal bei der CD Release Party. |
Die wiederum kann er reichlich vorweisen, neben seinem Sozialpädagogikstudium eine Ausbildung bei dem Kölner Tontechnikinstitut SAE. Ansonsten spielt er seit fast 20 Jahren Schlagzeug und besitzt zahlreiche Kontakte in der Szene, auch internationale nach England, Belgien und in die Niederlande. Ähnliches gilt für sein Team, das den Hitsong komponiert hat. „Der Song ist absolut rund und stimmig. So etwas erzielt man nicht mit Laien.“
„Mit 16 wurde ich schwach, und dann der Griff zur Zigarette. Ein Fehler mit zwei Folgen, die ich da noch unterschätzte...“, beginnt Dominik Merres zu rappen. Auch wenn er sich dabei des Hochdeutschen bedient, entsteht sofort der Eindruck, dass er den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Augenhöhe begegnet, und sie sich von ihm angesprochen fühlen. Dass er kein Anfänger ist, spürt der Hörer sofort. Kein Wunder, unter dem Pseudonym „Mr. Morris“ hat er gerade seine neue CD „Auge des Wurms“ fertiggestellt. Die Aufnahmen zu „Lass die Finger weg“ haben ihn derart inspiriert, dass er alles bis dahin Eingespielte in der Schublade ließ und einfach von vorne anfing.
Das Extra-Sahnetüpfelchen obenrauf setzte Sänger Tim Hoff, der eher zufällig im Studio anwesend war und ganz spontan mitsummte. „Das nehmen wir direkt mit auf“, war die begeisterte Reaktion von Christian und Dominik.
Dass dabei der erste Platz herauskam, ist mehr als nur eine nette Randnotiz. „Viele Jugendliche haben das mitbekommen“, erzählt Christian. Wichtig sei die Erkenntnis, dass sich Erfolg einstellt, wenn man sich nur hinsetzt und richtig an einer Sache arbeite. Die Begeisterung, Teil dieser Szene zu sein, trägt bereits sichtlich Früchte. „Anfangs bin ich mit einer Gitarre angekommen“, meint Christian, „und jetzt stehen bereits sechs hier im Raum.“
Zu hören gibt es den Song unter www.loq.de im Internet.
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright