Hambacher Grundschulkinder legten 2002 einen Kreuzweg an

Gärtchen um das Leiden Christi
Von Dorothée Schenk [25.03.2013, 08.36 Uhr]

Die Erbauer sind längst den Kinderschuhen entwachsen: Vor elf Jahren errichteten mit Schaufel und Hacke Kommunionkinder der katholischen Grundschule Hambach den Kreuzweg an der Sophienhöhe. Ihn betend und pilgernd entlang zu ziehen, ist für Gläubige aller Altersstufen in der Region Düren-Jülich ein fester Termin im Karwochen-Ritual.

Mit Muskelkraft und Schweiß errichteten die Kinder der Grundschule Hambach vor zehn Jahren den Kreuzweg.

Mit Muskelkraft und Schweiß errichteten die Kinder der Grundschule Hambach vor zehn Jahren den Kreuzweg.

Die Antwort kommt prompt: „An der nächsten Gabelung finden Sie die erste Station und dann folgen Sie einfach dem Pfad“. Der Kreuzweg am Fuße der Sophienhöhe ist den Menschen ein Begriff. Obwohl an Waldwegen gelegen, abseits und unbeobachtet, wirken die 14 Stationen des Leidens Christi als stünden sie in einem Kirchhof: In akkurat angelegten Einfriedungen aus Buchsbaum oder Steinreihen steht ein Findling, auf dem wie ein Schattenriss das Motiv befestigt ist und sich – Metall auf Stein – abhebt.

Dass auch elf Jahre nach der Errichtung der Kreuzweg so attraktiv ist, ist sicher ein Verdienst von Bernd Lück, der 2002 das Leitmotiv ausgab: „Das Vorhaben Kreuzweg ist mit dem Aufstellen der Stationen nicht abgeschlossen: Um die Kinder auch langfristig an ihren Kreuzweg zu binden, wird an jeder einzelnen Station ein Themengärtlein angelegt, dass ein Jahr lang in der Obhut der jeweiligen Kommunionkinder und ihrer Familien ist.“ Letzteres ist nicht ganz geglückt. Mit der abnehmenden Zahl an Kommunionkindern, ist jetzt die Pflege in die Hände von Familien der Gemeinde übergegangen.

Die Gärten dagegen, etwa mit Weinreben oder Gräser und Korn als Symbol für Nahrung und Leben, gibt es immer noch – und die Kastanie, die im Herbst 2002 von den Kindern bei der Einsegnung in die Erde gelegt wurde, ist inzwischen ein kleiner stattlicher Baum.

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Bis heute betreut die Gemeinde die einzelnen Stationen am Fuße der Sophienhöhe.

Bis heute betreut die Gemeinde die einzelnen Stationen am Fuße der Sophienhöhe.

Ideengeber für diese handfeste Arbeit war der Kreuzweg beim Kloster Mariawald in der Eifel. Dorthin fuhren nämlich traditionell die Kinder zur Vorbereitung auf die Erstkommunion. Erschöpfung kann kreativ machen und so fragten die ziemlich schnaufenden Kinder auf dem steilen Bet-Weg zum Kloster, warum es eigentlich an der Sophienhöhe keinen Kreuzweg gäbe? Bernd Lück, Schulleiter der Katholischen Grundschule Hambach, und Katja Grunwald nahmen die Idee auf und begannen mit Planung und Umsetzung.

Gemeinsam mit den Drittklässlern wurde im Religionsund Kunstunterricht überlegt, welche Stationen und handelnden Personen der Kreuzweg haben müsste. In lebenden Bildern stellten die Kinder die Motive nach. Sie wurden im Foto festgehalten und dienten als Vorlage vor für die Metallschnitte. Felix von Klitzing stellte sich ans Kreuz und spürte der Anstrengung nach, Eva Schüssler identifizierte sich mit Veronika, die Christus das Schweißtuch reichte. Damals formulierte sie: „Als ich so da stand, spürte ich, als ob Jesus vor mir stände, und ich ihm geholfen habe.“

Die Intensität der Beschäftigung mit den Motiven ist dem Kreuzweg heute noch anzumerken. Realisiert worden wäre er allerdings nie ohne die Hilfe von Partnern. Die 14 Findlinge aus dem benachbarten Tagebau wurden nicht nur Rheinbraun, heute RWE Power, gestiftet, sie brachten die Steine mit dem Bagger an die richtigen Stellen. Die Motive der Kreuzwegstationen aus dem Metall zu schneiden übernahm das Forschungszentrum Jülich. Einziges Ziel, das bislang noch nicht erreicht worden ist: Die Station 15. Hier wünschte sich Bernd Lück eine kleine Kapelle. Durch widrige Umstände und Wechsel an den Spitzen der Partner-Unternehmen ist dieser Traum bislang noch nicht realisiert worden, obwohl damals der Platz schon vorbereitet war.

Den Kreuzweg auf der Sophienhöhe erreicht man über die Tagebaurandstraße (K 40). Auf dem Parkplatz „Niederzierer See“ zwischen Hambach und Niederzier kann das Auto abgestellt werden. Den Weg nach links einschlagen. Wer die erste Station nicht findet – einfach fragen...


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