"Schanzeremmele" begehen Mundartmesse

Mit Aleluja und Alaaf
Von Dorothée Schenk [08.02.2013, 12.50 Uhr]

Seit 30 Jahren feiert die KG Schanzeremmele mit der Gemeinde Mundartgottesdienst.

Seit 30 Jahren feiert die KG Schanzeremmele mit der Gemeinde Mundartgottesdienst.

Mit der Lesung und dem „Vater unser“ fing es an. Ganz allmählich tastete sich die St. Martinus Gemeinde Stetternich an die Gottesdienste „op platt“ heran. Der inzwischen verstorbene Pfarrer Kuckelmann begann vor 30 Jahren die Tradition, zu Karneval in „de Muttersproch“ zu „bedde“.

„Christi Fründe stonn zusamme“ und die „Hände zum Himmel“ begingen sie ihre Feier für die Lebenden und Verstorbenen der Karnevalsgesellschaft Schanzeremmele, die in Vielzahl und vollem Ornat erschienen waren. Natürlich schmückten die Bankreihen auch etliche kleine Narren in Kostümierung, während begleitet vom Klatschmarsch „Prinz Heinz mit singer Prinzessin Klarissa und dä Papierböötchenskapitän“, Prinzen- führer Theo Müller, vor Ferdinand Piel als Wortgottesdienstleiter durch den Mittelgang einzogen.

„Osse Herjott soll immer met ons sin“, begrüßte Piel die Gemeinde. Viele Leute glauben, so der Ehrenamtler, nur weil platt gesprochen würde, wäre es komisch. Das ist es keineswegs. Durchaus ernst gemeint sind die Fürbitten, in denen den „Jecken“ vor Ohren geführt wird, dass sie zu wenig Zeit für Gott haben, dass sie sich zu wenig um ihre „Nächsten“ im Sinne der Nachbarn kümmern, aber über das Unrecht in der Welt lamentierten – auch wenn die Gemeinde dann statt des „der Herr sei mit uns“ angeführt vom A & A Team singend antwortet „Ich bene ene Räuber, leeven Herjott…“ Weil Piel aber durchaus klar ist, dass die Andacht in diesem Gottesdienst nicht übermäßig ist, verzichtet er auch auf die Austeilung der Kommunion: „Der liebe Gott ist da, aber das Allerheiligste bleibt im Hintergrund.“

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Wenn et  bedde sich lohne dät…

Wenn et bedde sich lohne dät…

Inzwischen steht im siebten Jahr Ferdinand Piel als Wortgottesdienstleiter im Ornat an Kanzel und Altar und hat sich tief in die Geschichte eingearbeitet. Wörtlich zitiert er aus den Konstitutionen des zweiten vatikanischen Konzils, nach denen es heißt, dass „besonders in den Lesungen und im allgemeinen Gebet“ sowie „in den Teilen, die dem Volk zukommen“ es für die Gemeinde hilfreich sein kann, in ihrer Muttersprache zu beten. Und das ist zumindest bei den eingesessenen Stetternichern „platt“. Stolz ist er, dass die Stetternicher mit ihrer Mundart-Gottesdienst-Tradition nur „knapp“, nämlich sechs Jahre nach den Kölner gestartet sind.

Natürlich ist es gar nicht so einfach, eine Mundartmesse zu gestalten. Vier Wochen vorher setzt er sich schon mit Pfarrsekretär und Lektor Harald Goder zusammen und studiert die „kölsche“ Liturgie-Literatur. „Dem Här zo Ihre. E Kölsch Jebettboch“ gehört zur einschlägigen Literatur. Die eigene ist aber mit der Session 12/13 erschöpft. Im Schatten des Doms, bei der Buchhandlung Köbel wird sich Ferdinand Piel neu eindecken. Denn im kommenden Jahr gibt es ein karnevalistische Jubiläum: 66 Jahre KG Schanzeremmele wird dann gefeiert – natürlich auch in der Kirche.

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