700. Todestag der Seligen Christina von Stommeln

Jülich feiert glaubenstreue Exotin
Von Dorothée Schenk [22.10.2012, 08.53 Uhr]

Sie war ein Exot, würden die Menschen heute sagen. Sie erschreckte die Menschen durch Extasen und Visionen, trug die Wundmale Christi. Ungehorsam gegen ihre Eltern, lief sie schon als 13-Jährige davon, um in Köln bei den Beginen in der Frauengemeinschaft ihren Glauben zu leben: Die Selige Christina von Stommeln, deren Gebeine in der Jülicher Propsteikirche aufbewahrt werden. In diesem Jahr wird ihr 700. Todestag begangen.

Zur Christina-Oktav werden die Reliquien der Seligen in der Propsteikirche präsentiert.

Zur Christina-Oktav werden die Reliquien der Seligen in der Propsteikirche präsentiert.

Der Todestag, der 6. November, war von jeher die „Kirchweih“ in Jülich. Ein großes Fest, zu dem die Menschen zur Hochzeit der Wallfahrt zu den Reliquien der Seligen Christina von Stommel aus ganz Deutschland kamen. Heilkräfte wurden der Mystikerin zugesprochen. Vor allem Menschen, die an Gicht oder unerklärlichen Schmerzen am Kopf litten, brachten neben ihrem Gebet auch Votivgaben nach Jülich zum Grab der Seligen Bis weit vor die Kirchentüren von St.Mariä Himmelfahrt standen sie und die Kaufleute von Jülich hatten wegen des Pilgeransturms keine Zeit zum Besuch der Gottesdienste. Das ist längst Vergangenheit. Trotzdem gibt es sie immer noch: Die Christinakirmes, die parallel zur kirchlichen Oktav in Jülich begangen wird. In diesem Jahr vom 4. bis 11. November.


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Kirmes unterm Kirchenkreuz - die Christina-Kirmes ist in Jülich Tradition.

Kirmes unterm Kirchenkreuz - die Christina-Kirmes ist in Jülich Tradition.

Während sich die Karussells im Schatten des Kreuzes drehen, die Wurfbuden und Schlemmermeile lockt, sind im Kirchenraum die Reliquien ausgestellt, die sonst gut gesichert im steinernen Sarkophag in der Seitenkapelle beziehungsweise im Tresor der Pfarre ruhen: Der gläserne Sarg mit den sterblichen Überresten und das kostbare Silberreliquiar, das das Haupt birgt, stehen neben dem Holzbildnis der Christina von Stommeln.

Anlässlich des Jubiläums hat sich auch das Museum Zitadelle mit der Mystikerin beschäftigt. Museumsleiter Marcell Perse wollte der „Seligen“ wieder ein Gesicht geben und hat die Gebeine der Seligen in der Uni Köln – wie einst beim Hl. Severin – vermessen und daraus eine Gesichtsrekonstruktion erstellen. Ihre Lebensumstände, aber auch ihre Bilderwelt und Umwelt sollen entdeckt werden. Nicht nur religiös, auch in ihrem kultur-historischen Wert eine neue Betrachtung finden sollen die Reliquien. Laut Perse sind die Andachtstafeln „extrem seltene Stücke“, die einen ersten Schritt zur privaten Frömmigkeit dokumentieren in einer Zeit, in der der Buchdruck noch lange nicht erfunden war.

Die Ergebnisse und der „Codex Iuliacensis“, der noch im Bischöflichen Diözesanarchiv in Aachen aufbewahrt wird, sind Teil der Ausstellung, die am 24. Oktober eröffnet wird und deren Schirmherr Bischof Heinrich Mussinghoff ist. Der Bischof wird auch am Sonntag, 11. November, die Festmesse um 10.45 Uhr zum 700. Todestag in der Propsteikirche zelebrieren.

Mehr www.propsteipfarre-juelich.de/christina_festjahr.html

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