Bodypercussion, Team-Building und Tradition
Von Arne Schenk [15.10.2012, 08.26 Uhr]
Kerry Jago gibt den Ton an bei den Overbacher Chören. |
„Die Singschule hat eine große, beeindruckende Tradition. An die wollen wir auf jeden Fall anknüpfen“, bekräftigt Kerry Jago. Der 33-Jährige hat am 20. August die Chorleitung der Overbacher Singschule übernommen.
Nahezu übergangslos vollzog sich seine Einbindung in das „Tagesgeschäft“, so schien es zumindest, denn bereits drei Tage später stand mit dem Eröffnungsgottesdienst für die Fünftklässler der erste Auftritt am 23. August auf dem Plan. An diesem Wochenende steht zudem der Eröffnungsgottesdienst mit Chor und Blasorchester zur Overbacher Kirmes fest im Programm.
Auch in Sachen Overbacher Adventssingen bleibt die Tradition erhalten. Die Proben sind bereits im Gange. „Wir würden es sehr gerne ausweiten, damit es mehr Leute erreicht, da die Kirche klein ist und drei Veranstaltungen am Wochenende ausgebucht sind“, erzählt Katharina Teschers-Wanek. „Das wäre mal spannend für alle Beteiligten, in einer großen Kirche aufzutreten, und das Overbacher Adventssingen so hinauszutragen.“
Die Leitung der vier Chöre – Kinderchor, Junger Chor, Kammerchor und des Singkreises für die 5. Klasse – umfasst der Arbeitsbereich von Kerry Jago. Es könnte noch einer dazu kommen. Da der Kinderchor mit 60 Mitgliedern momentan sehr groß ist, besteht die Überlegung, daraus zwei Chöre zu formen.
Bereits früh habe er eine besondere Resonanz zu den Sängern empfunden, nämlich beim Probedirigat, als die Bewerber in der engeren Auswahl einen dafür zusammengestellten Chor dirigieren sollten. „Das wird eine schöne Zusammenarbeit“, habe er bereits beim Probedirigat gehofft, was sich jüngst auf der ersten Probe mit dem Jungen Chor auch bestätigte. Dass die beteiligten Schüler von Jago begeistert waren und gerne mit ihm arbeiten, bemerkte auch Katharina Teschers-Wanek beim Probedirigat. „Als am Ende klar war, dass er es werden wird, war das ein sehr schöner Moment.“
Aufgewachsen ist der gebürtige Engländer Kerry Jago in Neuseeland. Nach Deutschland kam er, um Dirigieren in Hannover bei Professor Eiji Oue, damals Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie Hannover, mittlerweile Chefdirigent in Barcelona und Osaka, zu studieren. Als Nebenfach belegte er Gesang. Nach dem Dirigierstudium studierte er Gesang in Den Haag, wodurch er in die Chorwelt gelangte, zunächst als Sänger, dann als Leiter von Chören.
. „2007 habe ich angefangen, die Musikleitung auf Schülerakademien zu übernehmen und festgestellt, dass mir es sehr viel Spaß bereitet. Die Kombination aus Arbeit mit Jugendlichen und Musizieren auf hohem Niveau hat mich sehr angesprochen.“ An der Overbacher Stelle reizte ihn daher insbesondere die Verbindung aus pädagogischer und künstlerischer Arbeit.
Eingebunden ist er somit in ein ehrgeiziges Projekt. Von Generationensingen mit Jung und Alt ist die Rede, von großen Sing- und Musizieraktionen mit Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Teilnehmern, von „Team-Building“. „Ausgehend von der Singschule wollen wir das Singen verbreiten, die Freude am Musizieren, aber wir werden auch Haus Overbach für Musik öffnen, weil wir das für einen wunderschönen Veranstaltungsort halten.“ So sollen in Science College, Kirche oder Krypta nicht nur die Ensembles von Haus Overbach, sondern auch Musiker von extern Konzerte veranstalten. Warum nicht im Science College die spannenden Astronomieabende mit Musik verbinden oder ein Musikdinner ähnlich einem Krimidinner zu veranstalten?
Zudem ist beabsichtigt, in Bildungsprojekten Kindern Jugendlichen zu vermitteln, wie viel Spaß Musik macht, dass es aber auch viel mit Körperwahrnehmung zu tun hat, mit Rhythmusgefühl, Stimme, Atem, sich auf sich selbst Konzentrieren, und somit auch die Persönlichkeit weiter entwickelt.
Die Singschule sei trotz „LiveMusicLive“- mit seinem populären Programm eher klassisch aufgestellt. Künftig möchte sie sich verstärkt im Jazz-, Rock- und Pop-Bereich engagieren, voraussichtlich auch mit Proberäumen und einer Art Talentbühne, auf der sich Jugendliche oder junge Erwachsene präsentieren können. Dieser Bereich ist noch ziemliches Neuland für Kerry Jago: „Das wird eine spannende Aufgabe für mich, auch mein eigenes Repertoire zu erweitern.“
Dafür besitzt er sehr viel Erfahrung in Gregorianik und mittelalterlicher Musik, einem seiner Steckenpferde, das er auch in Den Haag perfektionierte. Erst jüngst betätigte er sich in diesem Bereich mit drei Sängerkollegen auf dem Kunst- und Ritterfest. Aus seiner Erfahrung von Schülerakademien her sei dies auch interessant und nicht zu schwierig für Menschen, die bislang nicht viel mit Musik zu tun gehabt haben. Und bringt direkt eigene Ideen mit ein, Gesang und Rhythmus zu kombinieren, mit dem eigenen Körper Rhythmus ausprobiert: Body-Percussion.
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