„Herzensprojekt“ erreicht viele Jülicher
Von Dorothée Schenk [28.06.2010, 15.24 Uhr]

„Jülich ist Ort der Vielfalt – wir sind die Schule der Vielfalt.“ So begrüßte Beate Wirth-Weigelt, Leiterin der Schirmerschule, bei der offiziellen Eröffnung des neuen Hauses ihre Gäste in der dichtbesetzten Aula. Kein Worthülsen: Was und wie sich die Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen präsentierte, das war vielfältiges Erlebnis.

Liest die Wertschätzung von Schule und Schülern an der Gästeliste ab: Schirmerschulleiterin Beate Wirth-Weigelt.

Liest die Wertschätzung von Schule und Schülern an der Gästeliste ab: Schirmerschulleiterin Beate Wirth-Weigelt.

Die Schüler „rockten“ sofort das Gebäude an der Linnicher Straße 62, das sie inoffiziell schon über ein halbes Jahr in Besitz genommen und mit Leben gefüllt haben. Mit ihrem Fachlehrer für Englisch, Martin Lee Casey, zeigten drei Gruppen, was in der Schirmerschule gute Noten sind. Tänzerisch wertvoll ist die Schule außerdem – zumindest Teile von ihr. Einige Schülerinnen gehören zur Tanzgarde Schwarz-Gelb Jülich und so konnten sich die Gäste über eine fetzige Sondervorstellung freuen. Der kurze Draht zum Zirkus Zappelino aus Köln sorgte darüber hinaus für Begeisterung, denn er brachte der Schule ein Trapez als Geschenk zur Einweihung und gleichzeitig einen Augenschmaus. Was an einem solchen fliegenden Reck möglich ist, zeigten zwei Zappelino-Artistinnen.

Gut getroffen waren die „Unterbrechungspunkte“ zwischen den obligatorischen Gruß- und Dankesworten, die natürlich allen voran die Schulleiterin zu vergeben hatte. Beate Wirth-Weigelt freute sich sichtlich über ihre „Traumschule“, das „Herzensprojekt“, das nach jahrelangem Ringen als Schulverband mit dem Einzugsgebiet des Altkreis Jülich (mit Titz, Linnich, Aldenhoven) umgesetzt ist. Die Zahl der Gäste, die Einladung gefolgt waren, „ ehrt uns“, so die Rektorin, „und zeigt uns und unseren Schülern Ihre Wertschätzung.“

Dass sich die Anwohner der Petternicher Straße auf den „großen Nachbarn Schirmerschule“ eingelassen haben, dafür sprach Heinrich Stommel in seiner Doppelfunktion als Bürgermeister der Stadt Jülich und Schulverbandsvorsteher seinen Dank aus. Die Umsetzung moderner Lernmethoden sei am alten Standort nicht möglich gewesen.

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Herzenswünsche fürs Herzensprojekt: Die Schirmerschule ist offiziell eröffnet.

Herzenswünsche fürs Herzensprojekt: Die Schirmerschule ist offiziell eröffnet.

Vielfalt, das war auch das Thema der ökumenischen Einsegnung durch Pfarrer Josef Jansen und Pfarrerin Karin Latour. Jeder brächte seine eigene Prägung mit und es sei wichtig, dass sich die Einzelnen einbrächten, ganz gleich welcher Religion oder Nation die Menschen an dieser Schule angehörten: „Gott… Allah… nimmt jeden in seinen Segen“, sprach Pfarrer Jansen und überbrachte in diesem Geiste die „ökumenischen“ Geschenke: Brot, Salz und eine Kerze. Das Brot als Symbol des Teilens, „das Leben teilen“, das Salz, weil die „Kost“ ohne Gewürze „fade ist“ , und schließlich das Licht, die Kerze. Geschmückt ist sie mit dem Segenswunsch der Geistlichen für diese Schule „Ihr seid gesegnet, so seid ein Segen füreinander“. Sie soll, so der Wunsch, bei Konferenzen brennen, wenn es um das Schicksal von Kindern geht, bei Klassenfesten oder besonderen Gelegenheiten der Schule. „Wenn sie heruntergebrannt ist meldet Euch – Ihr bekommt eine neue“, versprach Josef Jansen. Den Segen übernahm Pfarrerin Karin Latour, die das Kinderlied von dem Haus, das uns schützt in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellte.

Eine Einweihung zur Einweihung gab es außerdem: „Lieblingsstücke“ bringt die Schirmerschule künftig professionell unters Volk. Die Schülerfirma vertreibt Secondhand- und selbstgeschneiderte Mode im Ladenlokal des bereits bewährten Schirmerlädchens. Der Clou: Das Geschäft ist „von außen“ zu begehen und es ist geplant, über die Schulzeit hinaus Öffnungszeiten anzubieten und so einen größeren Kundenstamm anzusprechen.

Wer mit so viel Elan startet, den begleiten natürlich viele gute Wünsche. Damit sich nicht einfach in Luft auflösen, startete die Schulleiterin Wirth-Weigelt per Countdown eine Luftballonaktion. Die Gäste ließen so ihre Hoffnungen, Träume und Visionen für die Schule gen Himmel steigen. Umsetzung finden müssen sie allerdings, soviel ist klar, „auf Erden“. Aber die Voraussetzungen sind in diesem Neubau mit seinen Akteuren und Schülern sicher gegeben.

Hintergrund:
Schon im Oktober 2009 hat die Schulgemeinde Besitz von ihrer neuen Schirmerschule genommen. Die Schule ist Förderschule des Schulverbandes Schirmerschule, der 2005 von den Kommunen Aldenhoven, Jülich, Linnich und Titz gebildet wurde. Der Neubau und der anschließende Betrieb wurde über einen sogenannten Public Private Partnership (PPP)-Vertrag mit der Firma SKE Facility Management GmbH realisiert.

Im Juni 2008 wurden die Bauarbeiten mit dem Spatenstich begonnen. Bereits Anfang Dezember 2008 konnte Richtfest gefeiert werden.
Nach einer Bauzeit von nur 14 Monaten wurde am 1. Oktober 2009 symbolisch der Schlüssel übergeben. Vier Tage später wurde bereits im Neubau unterrichtet.

Der Bau hat eine Fläche von 6700 Quadratmetern.
185 Schüler finden hier Raum für „kreatives, ganzheitliches, orientiertes und inspirierendes“ Lernumfeld.
Die Aula hat verschiedene Nutzungsoptionen und bietet Platz für bis zu 400 Menschen.
Auf zwei Dächern des Schulgebäudes sind Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 80kWp gebaut. Die jährliche Stromeinspeisung ins Netz beläuft sich auf 72.065 Kilowattstunden.
Nach den Wünschen und Vorstellungen der Schule eingerichtet wurden die 10.000 Quadratmeter Außenanlagen mit Sport- und Spielmöglichkeiten, einem Sinnesgarten nach Hugo Kükelhaus, grünen Oasen und Garten, Innenhöfen mit Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten.
Gebäude und Anlagen der Schirmerschule werden 25 Jahre lang von der SKE bewirtschaftet und gehen dann in das Eigentum des Schulverbandes über.
Das Auftragsvolumen umfasst 31,4 Millionen Euro (brutto)

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