Leserbrief von Martin Marquardt: Letztendlich Prozesse gegen die Kinder
Von Martin Marquardt [18.02.2013, 20.20 Uhr]
Di, 5. Feb. 2013 Jülicher Zeitung / Lokales / Seite 17
Jülich und seine Fans haben seit Ende letzten Jahres endlich wieder eine Nummernschild-Identität. Die Jahrzehnte lange Anonymität unter DN ist vorbei. Das ist auch gut so. Es ist ja nicht nur ein formaler bürokratischer Akt, der von tausenden, ja tausenden, Autofahrern abgehandelt wurde und noch wird, es ist diese überwältigende JÜL-Begeisterung, ja fast eine Liebeserklärung, die sich jeder einzelne Autobesitzer auch noch eine ordentliche Stange Geld kosten lässt. Das schafft das Gefühl der Gemeinsamkeit, der Zugehörigkeit zu seiner Stadt, zu seiner Region. Es gibt sie nicht nur in Jülich, es gibt sie auch in Aldenhoven, Linnich, Titz, Niederzier und anderswo.
Die Tatsache, dass die Nummernschildaktion nicht per Anordnung durchgeführt werden muss, sondern eine völlig freiwillige Entscheidung ist, macht das alles noch bemerkenswerter.
Aber es schmerzt mich. Es schmerzt mich, wenn ich gleichzeitig diese unselige, stellenweise unappetitliche Diskussion um unsere Schulen verfolge. Auf der einen Seite die JÜL-Begeisterung, die sich im Autonummernschild zeigt, auf der anderen Seite die zum Teil beschämenden Wortbeiträge und Kommentare einiger Akteure, die offensichtlich das eigentliche Motiv, die besten Voraussetzungen für eine gute und menschliche Bildung zu schaffen, völlig aus dem Sichthorizont verloren haben.
Die Entscheidung, auf welche Schule oder Schulform die Eltern ihre Kinder auch immer schicken, ist Gott sei dank nicht mehr dem Schulträger überlassen, sondern ganz allein den Eltern. Und das ist auch gut so.
Der Schulträger und die Politik haben sich aus der Entscheidungsfindung der Eltern herauszuhalten. Zumindest einige Schulträger überschreiten hier offensichtlich ihre Obliegenheiten. Sie haben allein und nur für die bestmöglichste Organisation zu sorgen, der dem Elternwillen und damit den Kindern gerecht wird, für welche Schule und Schulform auch immer.
Wer hier Prozesse anstrengt, prozessiert letztendlich gegen die Kinder.
Und das schmerzt mich, weil das alles im Jülicher Land passiert.
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