An Lösungen soll gearbeitet werden.

Kreis Düren packt das Problem Massentierhaltung offensiv an
Von Redaktion [10.06.2009, 15.59 Uhr]

Am Ende des Symposiums kündigte Landrat Wolfgang Spelthahn die Erarbeitung einer Lösung an, an der Interessengruppen mitwirken können.

Am Ende des Symposiums kündigte Landrat Wolfgang Spelthahn die Erarbeitung einer Lösung an, an der Interessengruppen mitwirken können.

Wie hältst Du’s mit den Tieren? Sind es Gottes Geschöpfe, die ein Recht auf ein artge-rechtes Leben haben, oder bloß durchlaufende Posten einer Erzeugerindustrie, die den Hunger der Verbraucher nach billigem Fleisch stillen muss? Diese Gretchenfrage beschäf-tigt den Kreis Düren, seit mehrere „Intensivtierhaltungsbetriebe“ im Kreis Düren beantragt worden sind. So kamen über 100 Besucher ins Kreishaus, um beim Symposium „Massen-tierhaltung im Kreis Düren“ dabei zu sein, zu dem Landrat Wolfgang Spelthahn eingeladen hatte. Landwirte, Natur- und Tierschützer, Vertreter von Bürgerinitiativen gegen geplante Mastanlagen, Politiker, Verwaltungsbeamte – der Saal war ebenso bunt besetzt wie das Podium.

„Einen Ermessensspielraum sieht das Gesetz nicht vor. Wenn ein Antragsteller alle recht-lichen Vorgaben erfüllt, hat er Anspruch auf Erteilung der Genehmigung.“ Manfred Rieser vom Bauordnungsamt des Kreises Düren erläuterte die rechtliche Seite. Landwirtschaftli-che Betriebe gelten im Außenbereich als „privilegierte Vorhaben“ und sind zu genehmigen, wenn sie gesetzeskonform sind – Punktum.

Da kann man nichts machen!? Dieter Müller, Baudirektor der Stadt Meppen, berichtete, dass der Emslandkreis dem steigenden Ansiedlungsdruck nicht tatenlos zusehen wollte. „Wir sind in eine Bauleitplanung eingestiegen, um Einfluss darauf zu nehmen, wo sich Be-triebe ansiedeln können und wo nicht“, berichtete er von einem „Steuerungsinstrument“. Rechtssicherheit habe bei der Umsetzung eine sehr große Rolle gespielt.

„Dabei dürfen die Kommunen oder Kreise aber keine bloße Verhinderungsplanung betrei-ben“, informierte Stephan Keller vom Städte- und Gemeindebund NRW. Man müsse schon konkret darlegen, was man schützen wolle.

Roger Fechler von der Landwirtschaftskammer NRW gab der Versammlung ein Gefühl für das Verhältnis von Betriebsgröße und Einkommen. Der Trend zum „Wachsen oder wei-chen“ sei ungebrochen.

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Friedrich Ostendorff (BUND) prangerte die Massentierhaltung an. „Das sind keine Bauern, sondern Lohnarbeiter in Diensten der Industrie, die auch noch das Kapitalrisiko tragen.“ Für Transparenz warb Josef Tumbrinck (NABU): „Eine Webcam im Stall, und die Verbrau-cher würden anderswo einkaufen.“ Er beglückwünschte den Kreis Düren, dass er das Thema offen diskutiert. „Massentierhaltung kann man nicht verbieten, aber steuern“, sagte er.

Die Macht der Verbraucher – Pfarrer Martin Gaevert ist das zu kurz gegriffen, da im Alltag oft nicht praktikabel. „Wir brauchen öffentliches Bewusstsein und politische Entscheidun-gen“, spielte er den Ball auf eine höhere Ebene zurück.

Nach über zwei Stunden fiel die von Robert Esser moderierte Diskussion kurz, doch nicht ergebnislos aus. „Nur drüber reden ist zu wenig. Der Kreis Düren wird noch im Juni sehr breit zu einer Versammlung einladen, bei der Arbeitsgruppen gebildet werden, die dann ein Konzept erstellen, wie wir das Problem im Kreis Düren künftig handhaben“, zog Land-rat Wolfgang Spelthahn unter Beifall als Fazit des Symposiums.


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